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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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4. Heft
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Hampe, Theodor: Archivalische Forschungen zur Waffenkunde, [7]
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0146

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FACHNOTIZEN

126

verschiedene Nürnberger Waffenhandwerker, ins-
besondere Feuerschlofs- und Büchsenmacher,
namhaft macht, ihre Kunstfertigkeit kurz charak-
terisiert und, da sie einer Zeit entstammt, in der
das Rad- oder Feuerschlofs noch eine junge Er-
findung war, wohl ein erhöhtes Interesse für sich
beanspruchen darf.
Die Erfindung des Radschlosses in Nürnberg,
das doch wohl als mit dem ,.Feuerschlofs“ iden-
tisch zu betrachten ist85), pflegt man in das Jahr
85) Vgl. Doppelmayr, Historische Nachricht von den
Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern (1730) S. 294
Anm. k.

V. BAND

151589) oder 151787) zu verlegen. Die ersten Feuer-
schlofsmacher begegnen uns in den Nürnberger
Bürgerbüchern jedoch erst zum 29. November 1542,
an welchem Tage Peter Traper und Conrad Seytz,
beide Feuerschlofsmacher, ein jeder gegen die
gewöhnliche Gebühr von 4 Gulden Stadtwährung
als Bürger aufgenommen werdenss).

80) Vgl Wendelin Boeheim, Handbuch derWaffenkmide
(1890) S. 45of.
87) Doppelmayr a a. O.
88) Bürgerbuch von 1534 bis 1631 (Ms. 238 2°imk. Kreis-
archiv zu Nürnberg) Blatt 29 b.
(Fortsetzung folgt.)

FACHNOTIZEN

Wittenberger im sächsischen Bruderkriege.
In all den vielen Rechnungen, die das weimarische
Archiv aufbewahrt und die eine kulturhistorische
Quelle allerersten Ranges für das Mittelalter
sind, finden sich aus den Jahren 1446—1451, in
denen Herzog Wilhelm III. von Sachsen gegen
seinen Bruder Friedrich den Sanftmütigen kämpfte,
keine Einträge, die uns belehren könnten über
Bewaffnung und Ausrüstung der Soldaten, die
die Städte zur Unterstützung der Landesherren
zu stellen hatten. Dagegen finden sich in den
Kämmereirechnungen von Wittenberg sehr aus-
führliche Berichte dieser Art.
Zu mehreren Malen rückten die Wittenberger
ins Feld. Schon kurz nach dem 5. September
unternahmen sie einen Zug in die Mark, dann
ungefähr am 10. Oktober einen Zug nach
'Thüringen, als der Kurfürst gegen Apel Vitz-
thum vorging, ferner 1447 am 6. und 17. Januar
und später 1450 noch öfter.
Es war die Pflicht des Stadtschreibers, eine
Namenliste der Ausrückenden anzulegen und bei
jedem zu vermerken, wie er ausgerüstet war. Aus
diesen Aufzeichnungen ergibt sich ein lebhaftes
Bild der Bewaffnung der damaligen Zeit. Es ist
leider nicht möglich, die Berichte im ganzen
Wortlaut folgen zu lassen, aber ein paar Zeilen
werden genügen, um dies Bild deutlicher er-
scheinen zu lassen:
hans prambalgh had paserms pherd, GorCzultorfs pherd,T or-
ban Muthers pherd. Dr. Frenkels pherd.
Peter Roerge hat der stad armborst, Jako Caspar krappen
panczer, vnd der stad krich.
Claus stadknecht hat syn eygen panczer, armborst, kocher,
spangortel, und hans prambalgh schortcz.

Jorgehantzzmanhat der heyne kyndynne panczer, ysenhud,
colner, vnd syn eygen armborst vnd hans bonicz swerd.
Domes Bonnsdorf had syn eygen pherd, hansCzulstorfs pherd
peter bulen beyde pherd, dar zcu hat er syn eygen gerethe.
Aus diesen wenigen Beispielen ersehen wir, wie
verschiedenartig die einzelnen gerüstet waren.
Wonach sich die Verteilung der Waffen richtete,
können wir nicht sagen.
Aus den Aufzeichnungen lassen sich nun
manche ganz interessante Schlüsse ziehen. Zu-
nächst, was die Kopfzahl der Ausrückenden be-
trifft, so zogen das erste Mal 5 Berittene und
18 Fufssoldaten aus, das zweite Mal 10 Berittene
und 74 Fufssoldaten. Beim dritten Auszuge finden
wir von 55 Kriegern 8 Berittene, beim vierten von
47 Ausrückenden 3 Berittene. Aufserdem schickte
man beim ersten Male 3 Wagen, beim zweiten
Male 12. Da keine grofsen Geschütze mitgeführt
wurden, werden auf diesen die Unberittenen
transportiert sein, und es ergibt sich, dafs immer
6 Mann auf je einem Wagen Platz fanden. Die
Wagen gehörten nicht der Stadt, diese lieh sie
vielmehr von Bürgern und zahlte für einen vier-
spännigen Wagen auf vier Wochen 4 Schock
12 Groschen.
Was die Ausrüstung betrifft, so zogen das
erste Mal von den 18 Mann 16 mit Panzer aus,
das zweite Mal von 84 Mann 77 gepanzert, beim
dritten Male von 55 Kriegern 15 mit Panzern
und beim vierten Male von 47 Ausrückenden nur
16 Gepanzerte. Von all diesen Panzern war nicht
ein einziger im Besitz der Stadt, es waren alles
eigene oder von anderen Bürgern geborgte. Auf-
fallend ist aber vor allen Dingen der Unterschied
zwischen den beiden ersten und den beiden letzten
Malen. Da dieser • Wechsel nicht durch die
Witterung bedingt sein kann, dafs etwa die Panzer
zu heifs gewesen wären, da die Leute im Oktober
 
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