12. HEFT E. v LENZ, MITTEILUNGEN AUS DER KAISERL. EREMITAGE ZU ST. PETERSBURG 399
Schwert in einer von J. Strzygowski beschriebenen
Miniatur des io. oder n. Jahrhunderts: „Von
rechts oben schwebt ein szeptertragender Engel
herab und überreicht dem Heiligen ein Schwert“18).
Aber wie dem auch sei und selbst ange-
nommen, dafs die christliche Ikonographie nur
von einem zweischneidigen, von einem Engel über-
reichten Schwert gewufst hat, die Variante mit
den zwei Schwertern aber koptisch - arabischen
Ursprungs ist; es genügt uns, dafs die Vorstel-
lung eines gleichzeitig mit zwei Schwertern käm-
pfenden bevorzugten Helden dem orientalischen
Ideenkreise entsprach, allgemein aufgenommen
wurde und in dem Beinamen des Heiligen Abu’s-
Sifain seinen anerkennend - ehrerbietigen Aus-
druck fand.
Soweit das freilich höchst lückenhafte Mate-
rial, zu lückenhaft, um irgendwelche Schlüsse
über Ursprung und Geschichte der Doppelwaffen
zu gestatten. Wir beschränken uns daher zum
Schlufs auf einige blos das Tatsächliche berüh-
rende Bemerkungen, ohne irgend auf Spekulationen
und Erklärungsversuche einzugehen:
i. Die ältesten unter den angeführten Bei-
spielen zeigen uns Doppelwaffen in den Händen
1S) Zeitschr. f. ägypt. Sprache und Altertumskunde.
Band XL. i9o23. J. Strzygowski: Der koptische Reiter-
heilige und der Heilige Georg.
einer Gottheit (Kampf mit dem Löwengreifen),
Dämonen (Relief von Kujundshik?), einer Fabel-
gestalt (Centaur), eines Heiligen (St. Mercurius).
2. Die Doppelsäbel in den Händen der tan-
zenden Schamanen-Gestalten stehen in gewisser
Parallel - Beziehung zur kaukasischen Doppel-
Kama: die Tänzer der berühmten kaukasischen
„Lesghinka“ führen in jeder Hand einen Dolch.
Sind hier Spuren uralter ritueller Schwerttänze
zu vermuten?
3. Die chinesischen Doppelschwerter, der
malayische Doppel-Kris, die kaukasische Doppel-
Kama, selbst das Doppel-Rappier nach Toledaner
Muster weisen nach dem Orient.
4. Die Dresdener Doppel-Rappiere, sowie das
Erzeugnis des Johannes Brach wurden von den
Fechtern des 15. —17. Jahrhunderts in beiden
Händen geführt, wobei die Rechte offensiv wirkte,
während die Linke Stofs und Hieb des Gegners
Abb 15 Abb 16
parierte. DieFechtkunst ist zu uns aus demOrient
gekommen und einige Reisende berichten, dafs
jetzt noch z. B. der indische Katar-Dolch mit der
querstehenden Griffleiste und den langen Seiten-
schienen als Parierdolch in der Linken geführt
wird.
Archivalische Forschungen zur Waffenkunde
Von Dr. Theodor Hampe
(Schluß aus Heft 11, S. 366)
30a u.b. „Wie vil toppelhäggen, item
wie vil und was für grofs und khleine
stückh zu iedem thor, auf derselben nechst-
gelegenen thürn, rondell, passtein unnd
katzen oder wähl, wie mans hie nent, sowol
auch in beeffe schanzen im Obern und
Untern Werth, auch wie vil polier unnd
mörserzumfeuerwerffen, itemhaglgeschütz
und cammerstückh zur streich im graben
und wievil hierzue pixenmaister, feuer-
werckmaister, handtraicher oder schneller
gehörig und vorhandten sein müssen.“
16. Jhdt. Konzept und Reinschrift. Sehr genaue
Aufstellung, die vielleicht dem Verzeichnis Wolf
Steurers (vgl. die vorige Nr.) entspricht und zum
Teil auch die strategischen Gründe angibt, wes-
Schwert in einer von J. Strzygowski beschriebenen
Miniatur des io. oder n. Jahrhunderts: „Von
rechts oben schwebt ein szeptertragender Engel
herab und überreicht dem Heiligen ein Schwert“18).
Aber wie dem auch sei und selbst ange-
nommen, dafs die christliche Ikonographie nur
von einem zweischneidigen, von einem Engel über-
reichten Schwert gewufst hat, die Variante mit
den zwei Schwertern aber koptisch - arabischen
Ursprungs ist; es genügt uns, dafs die Vorstel-
lung eines gleichzeitig mit zwei Schwertern käm-
pfenden bevorzugten Helden dem orientalischen
Ideenkreise entsprach, allgemein aufgenommen
wurde und in dem Beinamen des Heiligen Abu’s-
Sifain seinen anerkennend - ehrerbietigen Aus-
druck fand.
Soweit das freilich höchst lückenhafte Mate-
rial, zu lückenhaft, um irgendwelche Schlüsse
über Ursprung und Geschichte der Doppelwaffen
zu gestatten. Wir beschränken uns daher zum
Schlufs auf einige blos das Tatsächliche berüh-
rende Bemerkungen, ohne irgend auf Spekulationen
und Erklärungsversuche einzugehen:
i. Die ältesten unter den angeführten Bei-
spielen zeigen uns Doppelwaffen in den Händen
1S) Zeitschr. f. ägypt. Sprache und Altertumskunde.
Band XL. i9o23. J. Strzygowski: Der koptische Reiter-
heilige und der Heilige Georg.
einer Gottheit (Kampf mit dem Löwengreifen),
Dämonen (Relief von Kujundshik?), einer Fabel-
gestalt (Centaur), eines Heiligen (St. Mercurius).
2. Die Doppelsäbel in den Händen der tan-
zenden Schamanen-Gestalten stehen in gewisser
Parallel - Beziehung zur kaukasischen Doppel-
Kama: die Tänzer der berühmten kaukasischen
„Lesghinka“ führen in jeder Hand einen Dolch.
Sind hier Spuren uralter ritueller Schwerttänze
zu vermuten?
3. Die chinesischen Doppelschwerter, der
malayische Doppel-Kris, die kaukasische Doppel-
Kama, selbst das Doppel-Rappier nach Toledaner
Muster weisen nach dem Orient.
4. Die Dresdener Doppel-Rappiere, sowie das
Erzeugnis des Johannes Brach wurden von den
Fechtern des 15. —17. Jahrhunderts in beiden
Händen geführt, wobei die Rechte offensiv wirkte,
während die Linke Stofs und Hieb des Gegners
Abb 15 Abb 16
parierte. DieFechtkunst ist zu uns aus demOrient
gekommen und einige Reisende berichten, dafs
jetzt noch z. B. der indische Katar-Dolch mit der
querstehenden Griffleiste und den langen Seiten-
schienen als Parierdolch in der Linken geführt
wird.
Archivalische Forschungen zur Waffenkunde
Von Dr. Theodor Hampe
(Schluß aus Heft 11, S. 366)
30a u.b. „Wie vil toppelhäggen, item
wie vil und was für grofs und khleine
stückh zu iedem thor, auf derselben nechst-
gelegenen thürn, rondell, passtein unnd
katzen oder wähl, wie mans hie nent, sowol
auch in beeffe schanzen im Obern und
Untern Werth, auch wie vil polier unnd
mörserzumfeuerwerffen, itemhaglgeschütz
und cammerstückh zur streich im graben
und wievil hierzue pixenmaister, feuer-
werckmaister, handtraicher oder schneller
gehörig und vorhandten sein müssen.“
16. Jhdt. Konzept und Reinschrift. Sehr genaue
Aufstellung, die vielleicht dem Verzeichnis Wolf
Steurers (vgl. die vorige Nr.) entspricht und zum
Teil auch die strategischen Gründe angibt, wes-