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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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8. Heft
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Rathgen, Bernhard von: Die Punischen Geschosse des Arsenals von Karthago und die Geschosse von Lambaesis
DOI Artikel:
Stöcklein, Hans: Münchener Klingenschmiede, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0267

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244 A. RATHGEN, DIE PUNISCHEN GESCHOSSE DES ARSENALS VON KARTHAGO V BAND

heit zu gebrauchen, dafs sie den Leitstier, um
ihn zu lenken, je nach Willen auf das rechte oder
linke Horn treffen.


Geschosse und Keulenköpfe aus Lambaesis.

Der Versuchung konnte nicht widerstanden
werden, ganz aufserhalb der gestellten Aufgabe,
auf ein eigenartiges Kriegsgerät einzugehen. Im
Museum zu Lambaesis befinden sich zehn, dort
gefundene bronzene Streitkolben, welche bei recht-
eckigem Querschnitt etwa 15 cm Länge, 10 cm
Breite und 8 cm Dicke messen mit einer inneren
Höhlung von 7 cm Breite und 2,5 cm Dicke. Auf
den beiden äufseren Breitseiten befinden sich je
sechs Längsreihen zu zwölf, etwa 1,5 cm langen
Stacheln von rundem Querschnitt. Das Gewicht
der Kolben beträgt ungefähr 2 kg. Dieselben
entstammen einem Funde, der in der Stadt Lam-
baesis in einer durch Feuer zerstörten, an Bronze-
gegenständen reichen Villa gemacht worden ist.
Es waren im ganzen zwölf Stück, zwei befinden
sich jetzt im Museum zu Algier, sie lagen auf
einem Haufen zusammen in der Ecke eines Innen-
raumes. Der sehr rohe Gufs zeigt keinerlei Spuren
von auf Gebrauch hindeutender Abnutzung. Es

war vielleicht ein für den Verkauf bestimmtes
Depot.
Dr. Hamy, Direktor des Ethnographischen
Museums im Trocadero zu Paris, war schon
früher auf derartige Streitkolben aufmerksam ge-
worden. Er berichtet darüber in der Revue Ar-
cheologique 4. Serie, Band 8 Juli — Dezember 1906.
Im ganzen hatte er 21 Stück beobachtet. Alle
von gleichmäfsig rohem Bronzegufs, einzelne von
sechseckigem Querschnitt; alle stammten aus Al-
gerien, die meisten waren - zusammen mit Topf-
scherben aus der allerspätesten römischen Zeit
gefunden worden. Hamy glaubte für diese eigen-
artigen Streitkolben, die ohne jede Ähnlichkeit mit
römischen oder sonstigen bekannten Waffen der
Mittelmeerländer sind, einen nordischen Ursprung
annehmen zu dürfen. Dann könnte man sie den im
fünften Jahrhundert in Afrika eingebrochenen Van-
dalen, Sueven, Gothen oder Alanen zuteilen. Eine
Ähnlichkeit mit den sechskantigen oder runden
stachelbesetzten Schlaginstrumenten der nordischen
Bronzezeit, die sich in gleicher Form auch in Gallien
und Italien finden, liegt kaum vor. Es sind diese
mit dem Fund von Lambaesis bis jetzt nach-
gewiesenen 33 gleichartigen Schlagkeulen wohl
ganz lokale Erzeugnisse einer eingeborenenVölker-
schaft. Von einzelnen Stellen ist ihnen sogar der
Charakter einer Waffe abgestritten worden. Da-
gegen ist bemerkenswert, dafs bei den Kabylen,
wie es ein Stück des Museums zu Algier beweist,
Schlagkeulen, die, aus Holz und Schmiedeeisen
gefertigt, in ihren Grundzügen ganz genau dem
bronzenen Vorbilde entsprechen, noch bis in die
neueste Zeit im Gebrauch waren. Die französische
Verwaltung hat dem Beibehalten derartig gefähr-
licher Waffen ein Ende bereitet. Vielleicht finden
sich aber doch Beweise, die den interessanten
Bronzekolben als Schlagwaffe die germanische
Abstammung sichern könnten.

Münchener Klingenschmiede
Von Hans Stöcklein

(Fortsetzung ausj
Über die in vorstehendem Prozefsakt ge-
nannten Klingenschmiede Ständer habe ich eine
Anzahl von Nachrichten gefunden, bemerke aber
dabei, dafs eine Vollständigkeit infolge anderer
Arbeiten nicht erreicht werden konnte und behalte
mir daher spätere Nachträge vor. Wenn ich über
die Stäntler zunächst etwas viel Archivalia bringe,

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so kann ich dies damit begründen, dafs ich im
Verlaufe dieser Studie nicht nur eine gröfsere
Anzahl Marken bestimmen kann, sondern auch
für einen guten Teil aller vorhandenen Zweihänder
den Provenienznachweis führe. Der erste in
München nachweisbare Klingenschmied dieses
Namens ist
 
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