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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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7. Heft
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Müller-Hickler, Hans: Studien über die Helmbarte, [1]
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Hillig, Hugo: Die Waffen auf der Ausstellung von Meisterwerken mohammedanischer Kunst in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0226

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7. HEFT

H. MÜLLER-HICKLER, STUDIEN ÜBER DIE HELMBARTE

203

barde“ dürfte der richtige deutsche sein, „helle-
barde“, wie die Waffe meist genannt wird, ist der
durch französischen Einflufs entstandene, der wie
so viel Fremdes auf uns kam. Ich möchte Vor-
schlägen, den ersten Namen wieder aufzunehmen.
Es könnte nun eingewendet werden, dafs in jenem
frühen Epos des Konrad von Würzburg, „Der
Trojanische Krieg“, im XIIr.Jahrhundert erschienen,
das Wort „hallenbarden“ vorkommt und dafs diese
Schreibweise die richtige sei; doch wurde „hallen“
wohl lediglich des Reimes wegen in der Über-
setzung gebraucht.
Und nun zu unserer Waffe selbst. Die erste
schriftliche und somit einzige frühe Nachricht, die
uns zukommt, ist in jenem eben genannten end-
losen Epos „Der Trojanische Krieg“ enthalten
(Quirin von Leitner). Es wird darin der Kampf der
Griechen undTrojer beschrieben und es heifst: „Die
(Griechen) truogen hallenbarten, Ser unde wol
gesliffen; Swaz si da mite ergriffen, daz waz ze
tode gar verlorn“. Es ist dieser Vers für die
Waffenforschung von der allergröfsten Wichtig-
keit; denn er unterrichtet uns nicht allein vom
frühen Vorhandensein der Stielaxt, sondern ich
behaupte, dafs er beweist (da im weitere^ Ver-
lauf und sinnverwandt mit diesem Satz das Wort
„Barte“ auch allein vorkommt), dafs man im
XIII. Jahrhundert unter „Helmbarte“ nicht die
Waffe meinte, die wir vor uns haben, sondern
dafs jede „Barte“, die einen besonders langen
(sagen wir über ein Meter) „Helm“ hatte, .„Helm-
barte“ hiefs. Der Streitaxt Tochter, die wir
„Helmbarte“ nennen, nahm den Namen ihrer Mutter
für sich in Anspruch und führt ihn noch, während

jene sich mit dem alten Stammesnamen „Barte“
oder „Axt“ begnügte, der auch an andre Zweck-
bezeichnungen angehängt wurde,z.B. „Wurfbarte“.
Wenn auch Knebelspiefs, Beil und anderes
Waffenzeug im Kampf des Fufsgängers gegen
ebenbürtige Gegner genügen mochten, so war doch
die zunehmende Bedrängnis der Schweizer durch
fürstliche und ritterliche „Besitzergreifer“ aller Art
und das leise erwachende Kraftbewufstsein des
Fufsvolkes Ursache, dafs man sich gegen Reiter
rüsten mufste. Die Bewaffnung aber war zu diesem
Zweck völlig ungenügend. Die Kettenpanzerung
und die entstehende Plattenauflage hielten alle
Angriffe ab, man kam mit der Streitaxt zudem
kaum an den Reiter heran. Der Stiel mufste ver-
längert werden — „Heran an den Feind — Haut
ihn herunter vom Gaul“! Der-Hieb der Streitaxt
hatte nicht Plebelkraft genug, die Klinge war
nicht genügend unterstützt, das Gewicht lag zu
nahe an der Faust, um grofse Wucht ausüben zu
können.
Die Form, die Böheim in seinem von mir
hochgeschätzten Werk pag. 331 als die früheste
angibt, ist nicht zutreffend, Fig. Ilb. Sie ist eine
Streitaxt, die sich zu einer ganz anderen Familie
aus wächst, wie ich es däneben darstelle; es wäre
ebenso unrichtig, sie zu den Helmbarten zu
zählen als zum Beispiel die unter Fig. I a ge-
zeichnete in Solothurn befindliche Waffe, die allen
Anforderungen der Helmbarte genügt, die aber
ebenfalls eine Streitaxt ist mit nebenstehender
Entwickelung. Plelmbarte und Streitaxt greifen,
trotz der Ähnlichkeit, nie ganz ineinander über,
was ich in einem späteren Aufsatz beweisen werde.

(Fortsetzung folgt.)

Die Waffen auf der Ausstellung von Meisterwerken
mohammedanischer Kunst in München
Von Hugo Hillig

Der Islam ist keine Religion, die mit dem
friedlichen Wanderstab sich über die
Länder verbreitete. Rauchende Städte-
trümmer und von Menschenblut getränkte
Erde bezeichnetendenWegder mohammedanischen
Religion. Mohammed selbst gebrauchte als wich-
tigstes Argument für seine neue Lehre Feuer
und Schwert, und Feuer und Schwert blieben auch
nach seinem Tode die Kulturmedizin der Araber,
die die Träger des Islam wurden. Als eben die
letzten Trümmer der alten mesopotamischenKultur

in Babylon und Assyrien zu Staub verfielen oder
unter dem Schutt der Zeit verschwanden, als Rom
von der Weltbühne herabgeglitten war und in
Byzanz die Säulen des ostgotischen Reiches zu
wanken begannen, da drangen die islamischen
Bekehrer aus dem Südosten des Orients hervor
und für ein Jahrtausend wurde nun der Islam
die mächtigste Kulturpotenz am Mittelmeer.
Damit war wieder — und zum wievieltenmale
in der Geschichte der Menschheit? — die Brücke
geschlagen zu jenen Wiegenländern des Menschen-
 
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