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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]; Verein für Historische Waffenkunde [Contr.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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11. Heft
DOI article:
Kühl, Hugo: Die Bronzewaffen: eine naturwissenschaftliche Studie
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0372

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Die Bronzewaffen

Eine naturwissenschaftliche Studie von Dr. Hugo Kühl

Die Geschichte der Waffe ist so alt wie die
der Menschheit. Im Kampfe um das
Dasein konnten die Völker keiner Zeit
die Waffe entbehren; sie war des Jägers
treuer Gefährte, wenn er im Dickicht dem Wild
auflauerte, auf sie verliefs sich der Hirte im
Kampfe mit wilden Tieren und Räuberbanden,
kriegerische Volksstämme schwangen den Speer,
wenn es galt, die Kräfte mit den Nachbarn zu
messen. Mit Blut ist die Geschichte der Waffe
geschrieben; sie berichtet uns, wie der Mensch
seine edelsten Güter verteidigte, wie er in grau-
samer Mordlust den Wehrlosen niederstiefs, wie
er im Solde feiger Tyrannen edle Männer mordete.
Vom einfachen Speer, dessen Spitze, aus
Feuerstein roh gearbeitet, mit Fellschnüren am
Holzschaft befestigt wurde, bis zur modernen
Jagdflinte ist der Weg weit. Ihn wollen wir auch
nicht durchmessen; unser Interesse gilt der Waffe
des Bronzezeitalters.
Das graue Altertum kannte die Bronze nicht.
Das Szepter des etwa 4000 Jahre vor Christo
regierenden Ägypterkönigs Pepo I. bestand aus
Rohkupfer. Manche Ausgrabungen führen auf
dieses Metall als Vorgänger der Bronze zurück;
so fand Schliemann in dem alten Troja Kupfer-
geräte, welche 98,7 °/0 metallisches Kupfer, aber
kein Zinn, geschweige denn das viel später ver-
arbeitete Zink oder Blei enthielten. Dieses ist
natürlich. Kupfererze waren leicht zugängig,
ihre bergmännische Gewinnung mithin einfach;
die Erze brauchte man nur im primitivsten Schmelz-
ofen, dem Meiler, zu verhütten, das Rohmetall
unter Zuschlag von etwas Kohle zu schmelzen,
um ein brauchbares Metall zu gewinnen. Mit
unserem Kupfer läfst sich das Metall natürlich
nicht vergleichen, es enthielt alle in den Erzen
vorhandenen Fremdmetalle als Verunreinigung.
Auch wurden — wohl zufällig — oft andere Erze
mit verhüttet. Einen interessanten Beleg hierfür
bieten uns alte zyprische Lanzen, Speerenden, die
jener Zeit angehören.

I.
2.
3-
Metalle
97,226 °/o
98,398 °/o
99,47° °/o
Kupfer
1-322 7o
0,729 7«>
0,384 %
Eisen

o,1^ °/o
0,084 %
Nickel
0,279 %
0,305 %

Gold
0,076 %


Blei
Spuren


Zinn



Kobalt
L348 %
Spuren
Spuren
Arsen
Spuren
o,305 %
Schwefel
Spuren
Spuren
Spuren
Phosphor.
Man sieht sofort,
dafs die
drei Bronzen

eigentlich keine Bronzen sind, sondern aus Roh-
kupfer bestehen, alle anderenBestandteile stammen
als zufällige Beimengung aus den Erzen. Diese
waren phosphorhaltig, infolgedessen haben wir
natürliche Phosphorbronzen vor uns. Die künst-
lichen, mit beabsichtigtem Phosphorzusatz, wurden
erst in neuerer Zeit von Künzel und Montefiori
dargestellt, mit folgender Zusammensetzung:
Kupfer 9o,34°/0» Zinn 8,90°/0, Phosphor 0,6%•
Die Erfahrung war seit jeher Lehrmeister
des Menschen. Er beobachtete wahrscheinlich zu-
fällig, dafs gewisse Erze besonders geeignet
waren zur Darstellung der Bronzen. Bemerkt
sei, dafs es in den ältesten Zeiten keine speziellen
Waffenbronzen gab. Die ersten bronzeähnlichen
Metallmischungen sind Legierungen von Eisen
und Kupfer. Zufällige Beobachtungen führten
dann weiter. Eine Streitaxt, ein Schwert aus
eisenhaltigem Rohkupfer waren nicht sehr wider-
standsfähig, die Masse war brüchig und grob-
körnig. Wurden die Erze vor dem Verhüttungs-
prozefs in bestimmten Mengenverhältnissen ge-
mischt, so erhielt man ein gediegenes, nach dem
Umschmelzen brauchbares Metall. — Wir er-
wähnten schon, dafs Schliemann in dem alten
Troja Kupfergeräte fand. Daneben erbeutete er
auch Streitäxte, die schon einer späteren Zeit an-
gehörten und einen nicht mehr zufälligen, d. h.
als Verunreinigung des Metalles anzusehenden
Zinngehalt, nämlich 3,8 bis 5,7 % aufwiesen. Durch

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