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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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12. Heft
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Lenz, Eduard von: Mitteilungen aus der Kaiserlichen Eremitage zu St. Petersburg, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0427

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398

E. v. LENZ, MITTEILUNGEN AUS DER KAISERL. EREMITAGE ZU ST. PETERSBURG V. BAND

Stellung gebrachten, nach vorn in der Richtung
zur Schneide eingeknickten Griff.
Wir finden in den „Russischen Skizzen“ von
W. Passek6) bei der Beschreibung einer Feier
zu Ehren des Gottes Jaljanja bei den Ostjaken
folgende Details: „In einer Entfernung von 5 Werst
von der Stadt Obdorsk feierten die Ostjaken ihre
Gottheit Jaljanja .... Als alle sich versammelt
hatten, vollführte der Schamane ein Getöse mit
den Säbeln und Spiefsen, welche vor dem Götzen-
bilde auf besonders dazu hergerichteten Stangen
lagen. Jedem gab er einen Säbel oder Spiefs,
selbst aber nahm er je einen
Säbel in jede Hand und kehrte
dem Götzenbilde den Rücken....
Der Schamane schlug seine
Säbel anein ander und alle folgten
ihm, erhoben ein Geschrei und
begannen sich von einer Seite
auf die andere zu neigen“.
Ferner sei noch die auf
einem Steinkreuz in Schottland7)
eingehauene Centaurenfigur er-
wähnt (Abb. 14), welche in jeder
Hand ein Beil hält, dessen kurzer
Stiel den Gedanken an ein
Wurfbeil nahelegt, oder wenig-
stens nicht ausschliefst.
Auch unter den egyptischen
Göttergestalten finden sich
solche mit Doppelwaffen in den
Händen, wie die beistehenden,
zwei Sarkophagen im Museum
von Cairo entnommenen Figuren
zeigen (Abb. 15 und 16)8).
Die Reihe mag beschlossen werden von
einem Bildwerk, dessen Reproduktion leider
nicht möglich war, da alles Suchen nach einer
Abbildung erfolglos blieb. Es handelt sich
um die Darstellung des von der koptischen
Kirche der frühchristlichen Zeit hochverehrten
Heiligen Mercurius, welche in mehr als einer
Richtung dem Forscher ein reiches und lohnendes
Thema bieten würde, hier aber nur in aller
Kürze behandelt werden kann.
Nach dem koptischen Synaxarium und Hei-
ligen-Kalender9) war der genannte Heilige in
Rom geboren, trug ursprünglich den Namen
Philopator und war zuerst ein grofser Jäger,

später Soldat. Als solcher wurde er von zwei
Cynocephalen begleitet, die, obgleich getauft und
für gewöhnlich von ganz menschlichem Aufseren,
in der Schlacht ihre ursprüngliche Wildheit wieder-
erhielten und ihrem Schützling immer zum Siege
verhalfen. In dieser Kriegszeit erhielt er von
einem Engel ein zweischneidiges Schwert, welches
in der volkstümlichen Redaktion der Legende
sich in „zwei Schwerter“ verwandelte, weshalb
der Heilige den arabischen Beinamen „Abu’s-
Sifain“, d. i. „Vater“ oder „Meister der zwei
Schwerter“ erhielt.


Abb. 13
Es will uns scheinen, dafs die Verweisung
der „zwei Schwerter“ in das Gebiet der bei popu-
lärer Überlieferung häufig mit unterlaufenden
Irrtümer etwas leichthin und ohne genügende
Begründung vorgenommen wird10). A. Butler11)
sagt bei der Beschreibung der Kirche Abu’s-
Sifain (d. h. des Heiligen Mercurius) aus dem
10. Jahrhundert ausdrücklich: „it is dedicadet to
St. Mercurius, who in Coptic paintings is repre-
sented as brandishing a sword in each hand . “
E. L. Butcher13) spricht sich nicht weniger be-
stimmt aus: „In all the Egyptian pictures of
St. Mercurius he is represented holding two swords
crossed above his head“; dagegen figuriert ein

6) OiepM Pocciu, H3iaBaeMHe Ba^moin. üacceKOMr». 1840.
Kmira II, CTp. 16.
7) J. Romilly Allen. The early Christian monuments
of Scotland. Edinburgh 1903, pag. 297, fig. 311c.
8j Catalogue gen. du Musee du Caire. E. Chassinat:
La secohde trouvaille de Deir-el Bahari p 30 et pl. VII.
9) Anecdota Oxoniensia Part VII. The churches and
monasteries of Egypt. Oxford 1895. Fol. 18a, pag. 42, adnot 2.

lü) Obgleich auch hier am Schlüsse der Beschreibung
darauf hingewiesen wird, dafs „ . . . the Coptic artists
accordingly represent him (St. Mercurius brandishing a sword
in each hand“.
M) A. Butler. The ancient Coptic Churches of Egypt.
Oxford 1884. I pag. 76.
12) E. L. Butcher. The Story of the Church of Egypt.
London 1897. I pag. 187.
 
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