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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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1. Heft
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Engel, Bernhard: Waffengeschichtliche Studien aus dem Deutschordensgebiet, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0034

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14

ENGEL, WAFFENGESCHICHTLICHE STUDIEN AUS DEM DEUTSCHORDENSGEBIET V. BAND

Die Gesamtlänge von Fig. 5 beträgt 64,5 cm,
wovon 13,5 cm auf die Angel einschliefslich des
eisernen Knaufs entfallen. Die kleine Parierplatte
ist nur 1,5 mm dick. Längs des Rückens läuft


bis 13 cm von der .Spitze eine feine Linie ähnlich
der Doppellinie beim Skramasax. Das Schwert
ist dem Museum zusammen mit zwei ebenfalls
sehr schön erhaltenen zweischneidigen Schwertern
der Mittel-Tenezeit von einem Strommeister zu-
gegangen.
Wenn ich übrigens oben gesagt habe, dafs
das einschneidige Eisenschwert im Nordosten
seihe Ausbildung gefunden hat, so sollte damit
selbstverständlich nicht behauptet werden, dafs
es dort auch seinen Ursprung gehabt hat; denn
es ist mir wohl bekannt, dafs der Süden schon
früher einschneidige Messer, sogar aus Bronze,
geliefert hat. Vgl. Fig. 8—158). Aber das waren
eben nur Messer.
* *
*
Dafs alte Waffen nicht selten spätere Um-
formungen erlitten, nicht zu Fälschungs-, sondern
zu Gebrauchszwecken, wissen alle Waffenkenner.
Forrer spricht davon S. 17 seiner „Geschichte von
Schwert und Dolch“ (Sammlung von Schwerzen-
bach) ohne Angabe von Beispielen. Ausführlicher
spricht Jähns, Entwickelungsgeschichte der alten
Trutzwaffe S. 39 ff. über alte Steinwaffen, die in
späterer Zeit abergläubisch verehrt und auch als
Schmuck getragen wurden. Der Auktionskatalog
der Sammlung Gimbel weist unter Nr. 996 ein
Steinbeil auf, welches im 18. Jahrhundert eine
-schöne Silberfassung1 (Fuchs mit Gans) erhalten hat.
Ein nordisches Museum, wenn ich nicht irre,
das Kieler, besitzt einen Steinhammer, welcher
von dem Finder, einem Tischler, bei seiner Arbeit
5) Ich vermag im Augenblick nicht anzugeben, welchen
Druckwerken ich diese Abbildungen entnommen habe.

als Werkzeug- benutzt wurde. Von ihm erwarb
das Museum den Hammer. — Ebenso erwarb das
Museum in Thorn eine Lanzenspitze mit charakte-
ristischer Tene-Zeichnung direkt von dem Finder,
welcher das Stück an der Spitze breit geklopft
und dann quer angeschliffen hatte und es so als
Meifsel benutzte. — Das prähistorische Museum
in Dresden besitzt zwei Bronzeschwerter mit ver-
hältnismäfsig neuen Griffen; der eine stammt aus
dem Beginne des 16. Jahrhunderts und ist fest an-
gegossen; der andere, noch spätere, hat wieder
abgelöst werden können, da er auf die ganz
dünn gefeilte Angel nur aufgeschoben und oben
vermuttert war. —
Ein Bronzeschwert war es vielleicht auch,
welches ein Hirte gefunden und dem Attila über-
braclit hatte, der es nun für das Schwert des
Kriegsgottes ausgab und mit sich führte, seine
Feinde zu schrecken. In Band III S. 180 dieser
Zeitschrift wird ein alamannisclies Schwert des
5. Jahrhunderts erwähnt, das im 16. Jahrhundert zu
einem Landsknechtschwert umgemodelt worden
ist. ■— Weitere Beispiele werden sich bei Durch-
sicht der Museumsbestände leicht beibringen lassen.


Es ist daher auch für unser Schwert Fig. x,
dessen Teile an sich nicht zusammengehören, die
Annahme naheliegend, dafs diese Teile aus ver-
schiedenen Zeiten stammen; und zwar neige ich
dazu, die Klinge für älter zu halten als die beiden
Platten.
 
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