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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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2. Heft
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Schubert-Soldern, Fortunat von: Der mittelalterliche Helm und seine Entwicklung
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0061

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2. HEFT v. SCHUBERT-SOLDERN, DER MITTELALTERLICHE HELM UND SEINE ENTWICKLUNG

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Hals geschützt ist und der Kopf gedreht werden
kann. Diese Vorstufe des geschlossenen Helms
ist selbstverständlich nicht aus einem Stück ge-
schmiedet, sondern setzt sich mindestens aus zwei
Stücken zusammen, die durch Nieten miteinander
verbunden sind, und zwar die immer noch konische
Beckenhaube mit Nackenstück einerseits und dem
Kinnreff mit Backenstücken andrerseits. Später
wird das Nackenstück ganz oder gröfstenteils
zum Kinnreff geschlagnen, so dafs sich der Helm
nun aus zwei Stücken zusammensetzt: dem die
untere Partie des Kopfes und den Hals schützenden
Kinnreff, Nacken- und Backenstücke und der
darauf festgenieteten Beckenhaube, die eventuell

visier als von dem der Hundsgugel, die man in
gewisser Hinsicht als die beiden Extreme be-
zeichnen könnte. Ist das charakteristische Merk-
mal des Hundsgugelvisiers sein starkes Vor-
springen in Form einer Hundeschnauze, so pafst
sich das Visier der Schaller ihrer Form genau an
und ragt nur so weit vor, als es zum Schutz des
Sehspalts unumgänglich notwendig ist. Das Helm-
visier hält die Mitte zwischen diesen beiden
Formen; wie das Schallervisier ist es unterhalb
des Sehspaltes aufgetrieben, hat aber im übrigen
die Form einer flachen Pyramide, so dafs sowohl
die Lanzenspitze als der Hieb der Streitaxt und
des Schwertes an seinen glatten Flächen und


Visierhelm. 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Barfello, Florenz.

mit einer schmalen Nackenrippe versehen war.
Wie der Topf- und Kugelhelm wurde auch dieser
geschlossene Helm über den Kopf gestülpt.
Den eben beschriebenen Helm kann man
wohl als eine Vorstufe des späteren geschlosse-
nen Visierhelms betrachten, worauf wenigstens die
früheste'n Exemplare dieser Form deuten. Die
oben beschriebenen Backenstücke mit Kinnreff
und Nackenschutz bilden jetzt nicht mehr ein
einheitliches Ganzes und sind nicht mehr an der
Helmglocke festgenietet, sondern bewegen sich
in Scharnieren und bilden ein sogenanntes zwei-
teiliges Kinnreff. Die Fuge, die vorn zwischen
den aneinanderstofsenden Backenstücken ent-
steht, die schwächste Stelle des Helms, wird durch
einen Anschnallbart gedeckt. Das Visier bleibt
bei diesen frühen Typen noch ein Absteckvisier,
hat aber seine Form geändert und unterscheidet
sich nun eben so wesentlich von dem Schaller-

Kanten abgleiten mufs. Diese Form behält das
Visier in der Folge im wesentlichen bei, nur dafs
es bis gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts immer
vorspringender gebildet und dafs der Sehspalt
der Sicherung des Auges wegen in eine zwi-
schen Stirnstulp und Visierwänden angebrachten
Hohlkehle eingebettet wird. Wie bei der Hunds-
gugel dient der Raum zwischen dem Mund und
den vorspringendenVisierwänden als Luftreservoir
für die Atmung. Eine der wesentlichsten Ver-
besserungen liegt aber in der Anbringung von
Federvorrichtungen, die das geschlossene Visier
in seiner Lage festhalten und am Aufklappen
hindern sollen.
Seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts wird
auch an der Verbesserung der Verbindung des
Helms mit dem Harnischkragen gearbeitet. In
dieser Epoche ist der Harnischkragen entweder
mit dem Bart verbunden oder er bildet ein selbst-
 
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