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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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2. Heft
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Feldhaus, Franz Maria: Griechisch-römische Geschütze
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0073

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2. HEFT

FRANZ M. FELDHAUS, GRIECHISCH-RÖMISCHE GESCHÜTZE

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aber nach hinten und vorn bewegt werden kann.
An diesem Schleuderarme ist oben mit einem
Haken die Schleuder befestigt, in die der Stein
gelegt wird. Zieht man nun den Schleuderarm
mittels einer Winde zurück, so wird das Spann-

Jahr iioo aus den Kreuzzügen mit nach Europa.
Es entwickelte sich daraus, unter Weglassung
der Spannsehnenbündel, die sogenannte Bliede.
Schiefsversuche mit dem von Schramm rekon-
struierten kleinen Onager vor dem Statthalter


Abb. 2. Euthytonon auf der Saalburg.

nervenbündel überspannt, das Geschütz ist schufs-
fertig. Wird dann der Schleuderarm losgelassen
„abgedrückt“), so reifst das Spannervenbündel
den Arm nach oben: er schlägt an das Wider-
lager an, das durch ein starkes Kissen gegen den
gewaltigen Anprall geschützt ist, und in diesem
Momente saust der mächtige Stein aus der
Schleuder im Bogenschufs auf sein Ziel. — Die
Kraft des Geschützes schildern die Dichter wieder-
holt mit den stärksten Ausdrücken, so dafs wir
daraus bereits auf viel gröfsere Dimensionen
schliefsen müssen, als die neuere Rekonstruktion
auf der Saalburg (Abb. i rechts) sie zeigt. Und
dasselbe beweist auch eine Bemerkung des Am-
mianus Marcellinus (Hist. Roman. 24, 4) über den
Rückstofs des Onager, die Schramm zuerst richtig
bezogen und gedeutet hat: „und man stellt das
Geschütz auf eine Unterlage aus Rasenstücken
oder Ziegeln'1 (die dem Drucke nachgeben).
„Denn wenn man es auf eine Mauer aus Bruch-
steinen stellt“ (die nicht nachgibt), „so reifst es
die Unterlage völlig auseinander, nicht durch sein
Gewicht, sondern durch die gewaltige Erschütte-
rung.“
Im Mittelalter wurde der Onager den Arabern
unter dem Namen Man’ganiq bekannt. Die Fran-
zosen brachten den arabischen Onager ums

von Elsafs-Lothringen am 7. Mai und vor dem
deutschen Kaiser am 16. Juni 1904 ergaben bei
einem Anfangsdruck von 12000 kg für eine ein-
pfündige Bleikugel eine Wurfweite von 140 m.
2. Viel kunstvoller als die eben beschriebene
Riesenschleuder—die ihrem Urbilde, der Schleuder,
völlig gleicht, nur dafs statt der Muskelkraft des
menschlichen Armes die Torsionskraft des wag-
recht gestellten Nervenbündels aus Tiersehnen
eingesetzt ist — sind die Geschütze mit zwei
Nervenbündeln, die in ihren Wirkungen, aber
nicht in ihrer Konstruktion, eine verstärkte Arm-
brust darstellen. Die treibende Kraft bilden
die zwei Spannervenbündel, die senkrecht über
die Spannbolzen gezogen sind; durch die Mitte
jedes Nervenbündels werden (ebenso wie bei der
Riesenschleuder) zwei starke Holzarme durch-
gesteckt, die mit dem längeren Hebel links und
rechts herausragen und an diesen äufseren
Enden durch die angeknüpften Sehnen verbunden
sind. Wird nun diese Sehne nach rückwärts
gezogen, so müssen ihr die beiden Arme folgen,
und dabei drehen sie die schon vorher fest-
gespannten Nervenbündel noch fester zusammen,
so dafs sie jetzt überspannt sind: das Geschütz
ist- schufsbereit. Läfst man dann die Sehne los,
so schnellen die überspannten Nervenbündel in
 
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