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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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3. Heft
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Graevenitz, George von: Das Arsenal zu Venedig und seine Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0086

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66

G. v. GRAEVENITZ, DAS ARSENAL VON VENEDIG UND SEINE SAMMLUNGEN

V. BAND

Ordelafo Falier der Grund zu einer ersten, mit
turmbewehrten Mauern umschlossenen, aber noch
aller Bauten entbehrenden staatlichen Schiffswerft
gelegt worden war. Sie hatte die bisherigen vom
7. Jahrhundert an bestehenden Privat - Schiffs-
werften abzulösen. Schon 1188 war Venedig dank
der Leistungsfähigkeit dieser primitiven Werft
in der Lage gewesen, in einem Vertrage mit dem
oströmischen Kaiser Isaak II. Angelos sich zum
Bau von 40 bis 100 Galeeren innerhalb eines halben
Jahres zu verpflichten. Aber nun, wo nach den

FünfVergröfserungen erfuhr imLaufe der nächsten
vier Jahrhunderte und bis zum J ahrei 5 64 das Arsenal,
und aus der noch heute Arsenale vecchio genann-
ten ursprünglichen Anlage entwickelte es sich in
dieser verhältnismäfsig kurzen Zeit zu einem Um-
fange, der fast dem heutigen gleichkommt, wo das
Arsenal den Anforderungen einer modernen grofsen
Seemacht entsprechen soll.
Das 14. Jahrhundert brachte zwei Vergröfse-
rungen. Die dem Flächenraum nach sehr be-
deutende von 1303 liefs die ersten bedeckten Bauten


Das Arsenal von Venedig in seiner jetzigen Ausdehnung.

Erfolgen um die Wende des 12. und 13. Jahr-
hunderts im Osten die Republik Herrscherin über
8/s des byzantinischen Gebiets war — quartae et
dimidiae partis totius imperii Romani dominator,
diese Bezeichnung hatte Enrico Dandolo dem
Dogentitel hinzugefügt — wurde das Rüstkleid
der Seebeherrscherin bald zu klein. Stand der
neuen Schöpfung am Ostrande des Stadtgebietes
auch bis 1298 noch eine zweite kleine Werft an
der Stelle des heutigen Königlichen Gartens zur
Seite, so genügten doch beide nicht mehr den
Anforderungen der venetianischen Weltpolitik.
Schon damals, um 13°°, bewundert Dante die Ge-
schäftigkeit, das wirbelnde Leben im „arzenä dei
Viniziani“ und vergleicht sie im „Inferno“ (21. Ge-
sang, V. 7) mit dem kochenden Pechsee der Hölle.

entstehen, die von 1325 liefs einen Turmbau auf-
steigen, der sechs Jahrhunderte lang eine ArtWahr-
zeichen des Arsenals gebildet hat. An dem Ver-
einigungspunkt des neuen Gebietes mit dem Arse-
nale vecchio erhob sich der erst 1902 niedergelegte
Turm Campanella, dessen Glocke bis zu diesem
Jahr das Zeichen zu Beginn und Ende der Arbeit
gab. Um 1325 besafs Venedig unter 190000
Einwohnern und 38 000 Seeleuten (fast 1/8 der männ-
lichen Bevölkerung) 16000 Arsenalarbeiter!
Das 15. Jahrhundert ist das der Entwickelung
der Feuerwaffen, und so entstand im Arsenal auch
ein erster Raum für ihre Unterbringung; der Grund-
stock der Waffensammlung wurde gelegt. Auch
sonst machte sich das Bedürfnis nach gedeckten
Räumen fühlbar: allein innerhalb des Arsenale
 
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