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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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3. Heft
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Graevenitz, George von: Das Arsenal zu Venedig und seine Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0089

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3. HEFT

G. v. GRAEVENITZ, DAS ARSENAL VON VENEDIG UND SEINE SAMMLUNGEN


Harnisch des 16. Jahrhunderts,
früher Gattamelata zugeschrieben.

deutscher Herkunft aus Passau, Solingen und Nürn-
berg (Wilhelm v. Worms) auf.
Den Grundstock der Sammlung bildeten Be-
stände der aus dem 14. Jahrhundert stammenden
Sammlung der „Sala dell’Armi del Consiglio dei
Dieci“ im Dogenpalast. Es ist bezeichnend, dafs
der seit 1535 bleibend eingesetzten Überwachungs-
kommission des Rates der Zehn, diesem „Kinde
der Furcht und des Milstrauens“ (Zwiedineck-
Südenhorst, Venedig alsWeltmacht undWeltstadt)
die W7affen Vorräte der Republik unterstellt waren.
War ihr doch für Zeiten der Gefahr die höchste
Macht überlassen, durfte sie doch nach ihrem Er-
messen alle Befugnisse des grofsen Rates an sich
reifsen, wenn sie den Staat als gefährdet erachtete.
Ungünstige Umstände haben eine Ansammlung
von Waffen und historischen Gedenkstücken aus
der Zeit vor der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
verhindert. Andererseits haben die stürmischen
Zeiten des Jahres 1797, des drohenden Anmarsches
Napoleons und des Zusammenbruches der Repu-
blik manches Wertvolle namentlich durch Raub
und Plünderung des Pöbels verloren gehen lassen.

Aber eine Fülle von Schätzen von der zweiten
Hälfte des 15. Jahrhunderts an ist doch vorhanden,
und das Studium der venetianischen Bewaffnung
zur Zeit der Renaissance ist ja bekanntlich durch-
aus lohnend. Hat doch die Republik im späteren
Mittelalter und in der Renaissance dank auch
ihren Waffen Werkstätten von Belluno3) und Serra-
valle im Friaulischen einen achtunggebietenden
Platz in der vielseitigen Technik und Kunst von
Wehr und Waffen eingenommen, wenngleich sie
nicht an die Bedeutung von Florenz und dann
später von Mailand und Brescia heranreicht. Auf
artilleristischem Gebiet insbesondere ist Venedig
zeitweise führend g-ewesen. Die Kunst des Giefsens
war schon seit dem 9. Jahrhundert dort heimisch,
wie das die zwölf im Jahre 864 gegossenen Glocken
bezeugen, die der Doge Orso Partecipazio als
Geschenk nach Byzanz sandte. In späterer Zeit
liefert namentlich die eingehendere Betrachtung
3) Z. B. erhielt 1509 der Verfertiger der bewunderten
unerklärlich leichten Klingen von Belluno, Vittore Gamelio,
vom venezianischen Senat ]ein Privilegium auf fünf Jahre.
S. Boeheim S. 603.


Stechzeug, Anfang des 16. Jahrhunderts-
 
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