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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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3. Heft
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Graevenitz, George von: Das Arsenal zu Venedig und seine Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0090

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70

G. v. GRAEVENITZ, DAS ARSENAL VON VENEDIG UND SEINE SAMMLUNGEN

V. BAND


des Lebens von Gattamelata und Colleoni Belege
für die obige Auffassung4).
Gesamtharnische dieser beiden durch die ein-
zigen Reiterstandbilder der Renaissance—Meister-
werke ja auch des Gusses — verherrlichten grofsen
Kondottieren der Republik besitzt die Sammlung
nicht. An Colleoni erinnert nur ein Pferdekopf-

4) Näheres siehe in meiner kunstgeschichtlichen Einzel-
schrift „Gattamelata und Colleoni und ihre Beziehungen
zur Kunst“. E. A. Seemann. Leipzig. 1906.

stück aus Stahl* * * * 6); dem künstlerisch reichsten
Gesamtharnisch der Sammlung, der bisher als
Rüstung Gattamelatas bezeichnet wurde, mufs
dieser Ruhm abgesprochen werden. Er zeigt die
Formensprache nicht des 15., sondern des 16. Jahr-
hunderts, und dem entspricht, dafs ein zuverlässiges
älteres Verzeichnis von 1548 ihn nicht nennt, ob-
gleich Gattamelata schon 1543 gestorben war.
Aber für den Fortfall dieser Legende entschädigt
in etwas die Tatsache, dafs die Sammlung einen
Gesamtharnisch Fteinrich IV. von Frankreich be-
sitzt, die als Ehrengeschenk des Königs 1603 in
den Besitz der „Serenissima“ gelangt ist. Er er-
innert so an jene Zeit, als Venedig gegenüber der
spanisch-jesuitisch-österreichischen Koalition auf
Seiten der protestantischen Union steht, deren
Mittelpunkt der Pfälzische Hof und Heinrich IV.
bildet. Von hohem Interesse ist auch ein voll-
ständiger Kinderharnisch, der auf dem Schlacht-
felde von Marignano 1515 gefunden ist.
Von nicht vollständigen Harnischen sei
Stechzeug mit dem zur Verstärkung dienenden
Oberbruststück (soprapetlo)6) im Gesamtgewicht
von 22,400 kg besonders hervorgehoben. Die
Verbindung der einzelnen Teile durch kräftig
gehaltene Stahlnieten, die eigentümliche Ver-
schmelzung von Visier und Kinnstück in einen
halb zylindrischen vorne eine Kante zeigenden
Stahlteil, dessen Durchmesser von 0,01 auf 0,025

6) Ein von Demmin (Die Kriegswaffen in ihrer histori-
schen Entwickelung S. 87) angeführtes geschiftetes Brust-
stück, das dort Colleoni zugeschrieben wird, erwähnt der
Katalog nicht.
6) Zur nicht immer gelungenen Verdeutschung italie-
nischer Bezeichnungen für Waffen und Waffenteile siehe
J. Gelli, .Guida del Raccoglitore e dell’ Amatore di Armi
antiche. U. Hoepli, Milano 1900, S. 49 bis 334.


Hundsgugel des 14. Jahrhunderts.
 
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