Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

DOI Heft:
3. Heft
DOI Artikel:
Eyßen, Eduard: Ein gefälschter Harnisch
DOI Artikel:
Fachnotizen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0111

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
FACHNOTIZEN

3. HEFT

91

nisch erschienen die Streifen wie schabloniert, als
einzelne, unzusammenhängende Teile, an den
Stofsfugen überall durch blanke Stege getrennt.
Die ausgeführten Beobachtungen und eine Niet-
probe erwiesen auch die Überätzung des Harnisch-
kragens: damit fiel die Inschrift, die ebenso wie
der ganze Kragen nur durch die günstige Ver-
schleifung zuerst täuschend zu wirken vermochte.
Und da sich auch das schon heraldisch durch
»
die Schildform unhaltbare Wappen als die Kopie
nach einem Taler Joachim I. von 1521 (Abb. 5)
nachweisen iiefs, so war das, was dem Harnisch
besonderen Reiz geben sollte, seine Zugehörig-
keit zum Ausrüstungsbestand eines Fürsten, als
Täuschung gebrandmarkt.
Schliefslich noch einWort über die Schwärzung:
diese, grieslich und glänzend, war mit dem Pinsel
in ziemlich dünnflüssiger Form aufgestrichen, wie
eine Streichprobe in der rechten Unterarmröhre
erkennen liefs, unter der übrigens die blanken
Stellen des modernen Materials herauskamen.

Über die Herkunft war aufser den üblichen
geheimnisvollen Andeutungen nichts zu erfahren;
doch weisen manche Spuren auf eine Fälscher-
werkstätte in Deutschland, über die schon
mancherlei in eingeweihten Kreisen bekannt ge-
worden ist und deren kunstgewerblich ausgebil-
deter Meister sich ebensosehr durch seine Viel-
seitigkeit wie durch seine Skrupellosigkeit aus-
zeichnet.


Abb. 5. Revers eines Talers Joachims I. von 1521.
(Bahrfelds Münzwesen der Mark Brandenburg 294.)

FACHNOTIZEN

Aus dem Bericht über das Dresdner Kunst-
und Waffengeschichtliche Seminar im Winter
1908/09. Um den Zusammenhang mit den an-
deren Gebieten kulturgeschichtlicher Forschung
enger zu schliefsen, um aber auch einer Anzahl
Gelehrten, vor allem der kunstwissenschaftlichen
Disziplinen, ihrem öftersausgesprochenenWunsche
nach die Möglichkeit zu g-eben, an den Arbeiten
des Seminars teilzunehmen, haben die Mitglieder
in einer Sitzung am 13. Oktober 1908 beschlossen,
das Tätigkeitsfeld des Seminars zu erweitern.
Diese Veränderung drückt sich in der Annahme
des Namens „Dresdner Kunst- und Waffenge-
schichtliches Seminar“ aus. Dies bestand am
Schlufs des Berichtsjahres aus 16 ordentlichen
Mitgliedern. Die ungezwungene Organisations-
form der Vereinigung wurde insofern beibehalten,
als man von der Wahl eines Vorsitzenden absah,
während die Leitung der Verhandlungen jeweilig'
einem ordentlichen Mitglied, in alphabetischer
Reihenfolge, zufiel. Die Geschäftsstelle befindet
sich in der Königl. Sekundogeniturbibliothek auf
der Brühlschen Terrasse, wo auch, mit ausdrück-
licher allerhöchster Genehmigung S. K. H. des
Prinzen Johann Georg, Herzogs zu Sachsen, die
auf den 1. und 3. Mittwoch jeden Monats ver-
legten Sitzungen des Seminars stattfinden.

Infolge der genannten, das früher dargelegte
Arbeitsprogramm des Seminars wesentlich beein-
flussenden Beschlüsse mufste die Zahl der Vor-
träge hinter der älterer Semester nicht unerheblich
Zurückbleiben. An einen Vortrag des Bericht-
erstatters: „Die historischeWaffenkunde im Rahmen
der Kulturgeschichte“ (veröffentlicht in den „Deut-
schen Geschichtsblättern, X. Band, 2. Heft, S. 25®.)
schlofs sich eine ausgedehnte methodologische
Diskussion, die dann zur Ausarbeitung verschie-
dener Gegenentwürfe einer Methodik der Waffen-
kunde durch die Herren v. Schubert-Soldern und
v. Kretschmar führte. Die Ergebnisse der Aus-
einandersetzungen formulierte der Berichterstatter
wie folgt: Es erscheint zweckentsprechend, den
gesamten Stoff in zwei Hauptgebiete zu zerlegen,
Das erste, die Geschichte der Waffe umfassend,
kann den einzelnen Typen nach (Längsschnitte)
oder den historischen Perioden nach (Querschnitte)
bearbeitet werden. Ihm würde sich eine Darstellung
der literarischen und bildlichen Quellen (Die Waffe
in Poesie, Mythus und Legende; Die Waffe im Bilde)
anschliefsen. Das zweite Hauptgebiet zerfällt in
drei Gruppen: 1. Material und Technik, Waffen-
schmiede, Plattner, Marken (Waffe und Stoff);
2. Waffenführung: a) Fechtkunst, Heeresorgani-
sation und Taktik, b) Aufbewahrung der Waffe,
Zeughäuser und Rüstkammern, c) Kampfspiele,
Turniere, d) Jagd- und Sportkostüm (Die Waffe
in der Hand des Menschen); 3. Kunst und Waffe;
die künstlerische Ausstattung, ihre Technik und
 
Annotationen