Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

DOI issue:
4. Heft
DOI article:
Forrer, Robert: Über kombinierte Waffen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0123

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
4. HEFT

R. FORRER, ÜBER KOMBINIERTE WAFFEN

103

wähnte es dort als im Strafsburger Handel be-
findlich. Seither habe ich das seltsame Stück,
obwohl es wenig in den Rahmen meiner eigenen
Sammlung pafst, nachträglich erworben, um es in
Mufse studieren und hier in Abb. io abbilden zu
können. Es ist ein Bronzegriff, dessen Ende in
Gestalt eines eckig modellierten Fisch- oder
Drachenkopfes gegossen ist; der Rachen des
Tieres stellt die Mündung der Pistole dar; Schnapp-
hahn, Pfannendeckel, Feder und Abzieher bestehen
aus Stahl. In diesen Griff ist eine eiserne Messer-
klinge eingeschraubt, die durchaus die Form der
Tischmesserklingen des 17. Jahrhunderts hat. Sie
konnte aushülfsweise auch als Dolch Verwendung-
finden. Während aber die andern alten Dolche
und Schwerter, welche mit dergleichen Schufsvor-
richtungen versehen sind, ihren Schufs in der
Richtung der Dolch- bezw. Schwertspitze, also in
der des Gegners abgeben, zielt hier wie bei dem
oben erwähnten seltsamen Spiefs der Lauf in der

ist die Waffe als Pis.tole brauchbar, so ist sie es
nicht als Messer oder als Dolch; will man sie als
Messer oder Dolch verwenden, so ist ihr Gebrauch
als Pistole ausgeschlossen. So sieht das ganze
aus wie eine ungewollte Persiflage auf die
kombinierten Waffen.
Zur Ehre der alten Waffenschmiede mufs
freilich gesagt sein, dafs alle andern mir bekann-
ten Messer, Dolche und Schwerter mit Schufs-
vorrichtung diese in der Richtung der Spitze
führen. Ein Dolchmesser dieser Art ist bei
Hiltl, „Prinz Carl“ auf Taf. LX abgebildet (Ende
16. Jahrhundert) und darnach hier in Abb. 12 re-
produziert. Ein regelrechter Dolch dieser Art
bei Forrer, Schwerter- und Schwertknäufe der
Sammlung C. v. Schwerzenbach Taf. LVI.
Eines der frühesten Spundbajonette, auch dieses
mit angefügter Pistole, bei Hiltl, Taf. LX und
darnach hier in Abb. 11 wiederholt. Übrigens ist
ja auch das Spundbajonett an und für sich in Ver-


Abb. 16—18. Schiefsschwerter des 16. Jahrhunderts (Historisches Museum, Dresden)

entgegengesetzten Richtung! Also dieselbe sinn-
lose Anordnung und Umständlichkeit der Hand-
habung; ist ein Gegner in Sicht, so mufs zur Schufs-
abgabe, statt die Klinge entblöfst, diese ins Futteral
gesteckt werden; soll die Waffe schufsbereit ge-
laden sein, so ist sie weder als Messer noch als
Dolch zu benutzen, da der Schufs stets losgehen
und den Besitzer treffen kann; mit andern Worten:

bindung mit dem Gewehr, dessen Laufmündung
es krönt, eine kombinierte Waffe: Gewehr und
Dolch sind darin zum Spiefs vereinigt.
Kampf-, Prunk- und Jagdschwerter mit
Pistolen Vorrichtung bieten Hiltl, Taf. XXÜI
und XL1V, welche hier in Abb. 13, 14 und 15 ver-
kleinert wiedergegeben sind. Weitere Beispiele,
diese aus dem Historischen Museum zu Dresden,
 
Annotationen