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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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5. Heft
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Müller-Hickler, Hans: Die Waffen- und Uniformsammlung des Prof. Louis Braun in Wernfels
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0152

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132

H. MÜLLER-HICKLER, DIE WAFFEN- U. UNIFORMSAMMLUNG VON PROF. BRAUN V. BAND

zeigt nicht wie die meisten Museen lediglich das
Kleid der eigenen Truppe, sie führt uns die Aus-
rüstung der verschiedensten Länder und Contin-
gente in den Hauptepochen der Geschichte vor,
sie zeigt uns die Gegner aus manchem Feldzuge
und oft ist die leere Hülle noch Zeugin harten
Kampfes und stillen Endes. Es wäre deshalb sehr
wünschenswert, dafs die Sammlung geschlossen
in ein Museum wanderte, da sich Herr Prof. Braun
doch einmal entschliefsen wird, sie zu verkaufen;
doch werden auch die Gruppen (keine einzelnen
Gegenstände) geteilt abgegeben.

Staates, hier Preufsen, unfehlbar Nachahmung in
anderen Ländern finden, auch in denen, die ihm,
wie Rufsland, feindlich gegenüber stehen. Vor
allem folgen die Kleinen dem Beispiel, sie sehen
die Einrichtung der Grofsen als ausprobiert und
praktisch an, es wird Mode sich nach dem Vor-
bilde der Gewaltigen zu equipieren und als rück-
ständig wird der erachtet, der sich ausschliefst.
So geschah es mit der Grenadiermütze der Preufsen,
dem bonnet de poile der Franzosen, dem Casket
der Engländer usw. Oft freilich hinken die
Kleineren nach und erscheinen mit der Neuerung,


Fig. 2.
Infanterie-'und Kavallerieausrüstung, Anfang des 18. Jahrhunderts (Rokoko).

Wir sehen Ausrüstungen vom ersten Drittel
des 18. Jahrhunderts bis an sein Ende (Fig. 2). Die
früheste Periode wird durch die beiden preufsischen
Grenadiermützen dargestellt, die in die Zeit um
1730 zu verweisen sind (eine russische Mütze aus
dem Ende des 17. Jahrhunderts fand leider keine
Aufstellung). Diese Kopfbedeckung ist für die
sonnigsteallerGeschichtsperioden, die desRokoko,
typisch. Ihr Studium bietet so recht Gelegen-
heit zu beobachten, wie in der militärischen Tracht
das anfangs Nötige zum Stil und zum Luxus wird,
ferner wie die Einführungen eines mächtigen

wenn die Mächtigen anfangen diese abzulegen.
So führte Hessen-Darmstadt den unpraktischen
sansculottischen Bonapartshut erst 1805 ein, als
F rankreich fast in derselben Zeit bereits den T schako
besafs und schon 20 Jahre vorher das praktische
und schöne Casket Aufnahme gefunden hatte.
Es scheint mir, als ob die älteste Grenadier-
mütze nicht in jener mit dem kleinen Beutel,
wie sie um 1697 getragen wurde, zu suchen
sei; der Lappen, und war er auch klein,
konnte doch sehr bedenklich werden und die
spitze Form soll ja gewählt worden sein, damit
 
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