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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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5. Heft
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Müller-Hickler, Hans: Die Waffen- und Uniformsammlung des Prof. Louis Braun in Wernfels
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0156

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136 H. MÜLLER-HICKLER, DIE WAFFEN- U. UNIFORMSAMMLUNG VON PROF. BRAUN V. BAND

Der Kanonendonner von Leuthen, Zorndorf und
Lorgau war verklungen. Die heldenmütigen
Preufsen hatten Frieden geschlossen und als der
grofse siegreiche König die ersten Wunden seines
Landes heilte, da wurde weit entfernt vom Horste
des Adlers zu Korsika der geboren, der mit
Keulenschlägen das stolzeWerk vernichten sollte-
Die Geschütze von Valmy stimmen eine Kriegs-
musik an, die über Jena und Auerstädt weiter-
tönt, mächtig anschwellend, die zitternden Völker

Mitten in diese grofsartige Zeit hinein führt
uns die nächste Gruppe, welche die Kavallerie-
ausrüstung der Freiheitskriege bringt (Fig. 4).
Welch eine Wandlung in 50 Jahren. Der
Grenadier mit Blechmütze und Zopf, mit der
mächtigen Patrontasche, der elegante Offizier der
Rokokozeit ist dahin, der offene Frack, der die
weifse Weste und die breite geschlungene Schärpe
zeigt, ist dem geschlossenen Marschfrack, dem
Waffenrock, gewichen. Auf den ausdrücklichen


Fig. 4.
Kavallerieausrüstung, Anfang des 18. Jahrhunderts.

mit Schrecken erfüllend. Bei Aspern scheint ein
Mifsklang den donnernden Choral zu durch-
zucken, doch bei Wagram steigt er wieder zum
Himmel. Ein eisiger Hauch verstimmt ihn. Der
Jammer vom berstenden Flusse übertönt ihn, er
zwingt das ersterbende Schreien nieder, bis er
bei Leipzig verstummt. Noch einmal tönen die
Siegeschöre leise im Winterfeldzug 18x4 dem sich
glorreich wehrenden Helden. Bei Waterloo treten
die Völker zusammen, erbittert und fest ent-
schlossen, um jeden Preis, ein Ende zu machen
und aus der alten Garde tapferem Carre am
Wege nach Planchenois, aus der Sintflut heraus,
erklingt das letzte „vive l’empereur!“

Wunsch Napoleons marschieren die Offiziere
zwar in grofser gestickter Uniform nach Rufsland,
doch auch diese ist weit praktischer als früher
und nur so läfst sich der unsinnige, auf unfehl-
bares Siegesbewufstsein gestützte Befehl durch-
führen. Die letzten Spuren einer verschlafenen
der altmodischen Reichsarmee würdigen Leim-
siederei waren überwunden. Nur eine Gewalt
war stärker als die des Kriegsgottes — die der
Mode. Mächtig strebt alles in die Höhe. Nicht
der Schutz gegen den Hieb liefs die Helme mit
den Riesenkämmen entstehen — es ist lediglich
die Mode. Die Halsbinde, die Zylinder und Rock-
kragen schwellen an, noch beeinflufst von den
 
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