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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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5. Heft
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Müller-Hickler, Hans: Die Waffen- und Uniformsammlung des Prof. Louis Braun in Wernfels
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0157

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5. HEFT H. MÜLLER-HICKLER, DIE WAFFEN- U. UNIFORMSAMMLUNG VON PROF. BRAUN

137

Nachklängen des Incroyablestils. Der Soldat ahmt
die Torheit nach. Der Helm erreicht mit seinem
Federstutz die Höhe von 70 cm, er ist dreimal
so hoch wie der jetzige. Das Gewicht ist, wie
vorhin gezeigt, entsprechend. Dafs bei diesen
Gehirndrückern keine grofse geistige Arbeit ge-
leistet werden konnte, ist klar, und milder wird
das Urteil über manch strategisches Mifsgeschick
angesichts dieser Ungetüme.
Die Form kommt aus Frankreich, übertrieben
wurde sie erst in Deutschland; denn zu solchen Un-
geheuerlichkeiten liefsen sich die Franzosen selbst
bei dem hohen Helm der Karabiniers nicht hin-
reifsen. Es kommt noch dazu, dafs der franzö-

gewesen. Die erste Kopfbedeckung war in
Preufsen die Tuchmütze mit langem Tuchstreifen
zum Anheften. Daraus entstand die Pelzmütze,
dann der Czako. Die schönste und eleganteste
Pelzmütze w'ar die des Königreichs Neapel, die
üppigste die der französischen Husarengenerale,
die unnatürlichste die der Flannoveraner, wo ein
Schirm die Mütze verunziert. Eine Wandlung,
wie sie alle militärischen Kopfbedeckungen er-
lebten, sah auch die Czapka (Fig. 5). Zum Beleg
dafür eine Skala, wo ich direkt mit der hohen
Form anfange, da mir die niedere österreichischer
Ulanen aus dem Ende des 18. Jahrhunderts nicht
zu Gebot stand.


Fig. 5-
Entwickelung der Czapka.

sische nach Art der klassisch-griechischen Helme
nach hinten ausgebogen ist und deshalb nie-
driger aussieht als die anderen mit ihrer meist
graden Form. Es wird viel gute künstlerische
Metallarbeit bei der Ausstattung angebracht.
So ist der vergoldete bayrische Garde du corps-
Helm am linken Flügel geradezu ein Pracht-
stück, er ist umlegt mit vergoldeten Eichen-
blättern und in Paris vorzüglich ausgeführt. Die
ganze Armatur mit dem gelben Kürafs und dem
lichtblauen Spenzer ist eine Kopie der des franzö-
sischen Karabiniers.
Helme aller Länder mit den dazu gehörenden
Röcken, Cartouchen, Sätteln und Seitengewehren
geben der Gruppe das Aussehen eines grofsen
Stabes. Am Boden lagern Pauken, Czakos und
Husarenmützen. Fast in allen Ländern eingeführt,
scheinen dennoch die Husaren nicht überall ein-
wandfrei gewesen zu sein; denn Castelnau sagt
in seinem „Journal“, wo er von der Errichtung
eines Husarenregiments spricht, die erhaltenen
60 Mann als Stamm seien „marchandise melee“

Nr. 1 badischer Ulan
1800 —- 29 cm hoch — 1290 g.
Nr. 2 württembergischer Ulan
1818 — 23 cm hoch — 1020 g.
Nr. 3 französischer Garde-Ulan
1840 — 21 cm hoch — 800 g.
Nr. 4 bayrischer Ulan
1863 — 16 cm hoch — 800 g,
Nr. 5 preufsischer Ulan
1864 — 15 cm hoch — 630 g.
Nr. 6 österreichischer Ulan
1866 — 8 cm hoch — 160 g.
Metallschilde, lampenputzerartige Stutze, Zier-
arten, versteifte Deckel wie bei Nr. 4, Rofsschweife
erhöhen das schöne Aussehen und das Gewicht!
Was aber mit Geschmack ohne Gewichtszunahme
zu erreichen ist, zeigt die Pelzczapka der- Öster-
reicher, die nur das dreifache einer Mütze wiegt.
Es ist ein lehrreiches Bild, wie die Kopfbe-
deckungen im Laufe der Jahrhunderte an Dicke
und Gewicht wechseln, und vielfach ist es auch
hier lediglich die Mode, die entscheidet. Ich habe
 
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