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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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6. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0209

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186

FACHNOTIZEN

V. BAND

interessant an ihr ist ohne Zweifel einmal das
eingemeil'selte Zeichen des Giefsers auf der rechten
Seite des Hakens und dann der Wappen-
schild auf dem unteren Viertel des
Rohrs, mit der Darstellung des gehar-
nischten St. Georg, der in der Rechten
die Kreuzesfahne, in der Linken einen
kleinen Setzschild hält.
Diese Büchse war früher im Besitz
eines Bamberger Sammlers urjd das
Wappen wurde für das der Stadt Bamb.erg aus-
gegeben, mit dem es Ähnlichkeit hat. Auf eine
Anfrage bei der Königl. Bibliothek in Bamberg
hatte Herr Prof. G. Sabel die Güte mir mitzuteilen,
dafs hier das Wappen von Bamberg nicht in Be-


tracht kommt, denn dort hält der St. Georg den
Schild der „Grafen von Meran und Andechs“ (gol-
dener Adler in Blau) in der Linken. Prof. Sabel
glaubt, dafs „lediglich ,St. Georg1 der Patron des
Rittertums dargestellt ist, vielleicht zugleich der
Namenspatron des dereinstigen Besitzers“. Mög-
licherweise sei es eine „Frundsbergische Lands-
knechtsbüchse“.
Sind solche Büchsen mit dem St. Georg als
Frundsbergische bekannt? Ich möchte, da der
St. Georg im Schild steht, als wahrscheinlicher
annehmen, dafs es sich hier um ein Wappen
handelt und zwar um das Wappen der Stadt
Eisenach.
Robert Bohlmann.
Der geehrten Redaktion unserer Zeitschrift
werden mit mir alle Leser dafür dankbar sein,
wenn sie über den Ausfall von erheblicheren
Waffen-Versteigerungen berichtet und wenn nicht
nur die erzielten Preise genannt, sondern auch
Erläuterungen zu besonders auffälligen Nummern
geboten werden. Zu dem letzten Berichte auf
S. 160 (V. Bd.) möchte ich jedoch meine Beobach-
tung bei Nr. 95 nicht zurückhalten, sondern be-
tonen, dafs ich diesen Helm nicht für „sehr gut‘‘
und den Preis demnach nicht für „zu billig“ halte.
Ich habe den Flelm in der Hand gehabt und ge-
nau angesehen und bin ebenso wie ein geschätzter
Freund und Sammler überzeugt, dafs eine Fäl-
schung vorlag. Schon nach der Photographie

hegte ich Mifstrauen und die Prüfung rechtfertigte
dasselbe. Die Form ist ungewöhnlich. Die Glocke
erscheint zu flach und der Hinterkopf nicht ge-
nügend ausgearbeitet, um das übliche grofse Helm-
polster aufnehmen zu können. Der Nackenschutz,
bei dem die Teile übereinander gelegt sind, ist
f ast unbeweglich, wie das die Abbildung im Katalog
auch erkennen läfst. Er kommt so eigentlich nur
bei den langen Schwänzen der Schallern vor, in
der Krümme des Nackens ist diese Anordnung
unbrauchbar. Ausschlaggebend aber ist Folgen-
des: der Sehspalt des Visiers ist nur einigermafsen
frei, wenn das Visier fest nach unten gedrückt
wird, so dafs der rechtsseitige Federbolzen ein-
schnappt. Schlägt man aber das Visier hoch, so
zeigt sich, dafs der untere Rand der Glocke (nach
dem Verrosten und Malen derselben) mit der Feile
soweit abgenommen werden mufste — um eben
den Sehspalt frei zu bekommen — dafs die dort
vorher eingesetzten Nieten nicht nur scharf an
den Rand zu sitzen kamen, sondern zwei derselben
fast zur Hälfte weggefeilt werden mufsten. Das
Stück war also, ehe man es verrosten liefs, nicht
genügend zusammengepafst. Wenn mit diesen
Nieten jemals ein Lederstreif befestigt gewesen
wäre, dann hätte derselbe den Sehspalt verdecken
müssen.
Robert Bohlmann.
Schmiedemarkenproben auf einem mittel-
alterlichen Helm. Jede Waffe zeigt gemeinhin
nur eine Marke, nämlich die ihres 'Verfertigers,
zusammengesetzte Waffen z. B. Feuerwaffen eben-
so für jeden Teil (Lauf, Schlofs, Schaft) eine
Marke. Zuweilen sehen wir daneben die Beschau-
marke, seltener die Marke des Besitzers. Ver-
einzelt finden sich Stücke mit mehreren Marken.
(Vgl. z. B. die Schwertknäufe bei Forrer, Samm-
lung v. Schwerzenbach S. 61 Nr. 8 u. 13.) Das
ist wohl dahin zu erklären, dafs solche ziemlich
wertlosen Stücke in ein und derselben Werkstatt
bei mehrfachem Wechsel der Besitzer verblieben,
und dafs letztere — wohl aus Nachahmungstrieb
— immer das gleiche Stück benutzten, um eine
Probe ihrer Marke darauf abzuschlagen. Es ist
also ein zufälliges Zusammentreffen, kein auf die
Dauer berechneter Ausweis, wie ihn z. B. die
ringförmige Schmiedemarkenprobe mit 21 Marken
Bd. x S. 51 dieser Zeitschrift bietet.
In meiner kleinen Sammlung befindet sich
ein wohl der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
angehöriger Helm, um dessen unteren Rand sich
eine Folge von mehr als 50 Marken hinzieht, der
man wohl auch eine innere Zusammengehörigkeit
nicht wird absprechen können. Ich erwarb den Helm
seinerzeit aus Süddeutschland; er soll sich vorher
 
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