10. HEFT
FACHNOTIZEN
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Astkreuz, in dessen Schnittpunkten oben und
unten die Feuersteine mit den hervorsprühenden
Feuerstrahlen. In den seitlichen Schnittpunkten
befinden sich die Initialen iT (Ferdinand Augustus)
und R (Rex oder Roy), auf dem Gesichtshaken
die Jahreszahl 1558. Das Haus ist mit vier
Messingrosetten dekoriert, die Federn mit Laub-
ranken und Nelkenmustern geätzt. Länge 1,12 m,
ganze Länge mit Schaft 2,15 m. Die zweite
Waffe ist eine Trabanten-Cuse der Wache Maxi-
milians II., ähnlich der von Kekule erwähnten
Partisane.
Die schöne breite Rückenklinge der hier ab-
gebildeten Cuse zeigt auf beiden Seiten die An-
fangsbuchstaben MM des Kaisers Maximilian II.
(geb. 31. Juli 1527), vermählt 1548, 1562 in Frank-
furt a. M. zum römischen Kaiser gekrönt,
f 12. Oktober 1576) und seiner Gemahlin Maria,
der Töchter Kaisers Karl V. Dem Rücken ent-
lang befindet sich beiderseits der Wahlspruch:
„Dominus providebit“. Auf der einen Seite ist
der gekrönte, von der Ordenskette des goldenen
Vlieses umrahmte Doppeladler mit dem Bra-
banterwappen im Brustschild ersichtlich, auf der
anderen Seite als Abzeichen des 1431 von Philipp
von Burgund gestifteten Vliesordens das Andreas-
Astkreuz mit den funkensprühenden Feuersteinen
in den Winkeln, über demselben die Jahres-
zahl 1566. Unter den Namensziffern befinden
sich beiderseits zwischen Arabesken Maskerons
mit Köchern. Die an dem Holzschaft ange-
brachte Seidenquaste ist schwarz.
Länge der Klinge mit Haus 68 cm, ganze
Länge mit Schaft 2,10 m.
Karl Graf von Rambaldi
Zu dem „Pulver-Prüf-Apparat“ unter Fach-
notizen, Heft 8. Zu der über das Alter des in
den Fachnotizen abgebildeten Pulver-Prüf-
Apparats aufgeworfenen Frage möchte ich
nach der Form des Hahns ebenfalls mit dem
Besitzer, Plerrn Dr. Gindler, annehmen, dafs das
Gerät aus dem Ende des 18. Jahrhunderts stammen
dürfte. Soweit es die Zeichnung erkennen läfst,
ist der Hahn mit einem (anscheinend herzförmigen)
Ausschnitt versehen. Der verstorbene Oberst
Thierbach hebt in seinem bekannten grund-
legenden Werke „Die geschichtliche Entwicklung
der Handfeuerwaffen“ bei einem nach seiner An-
sicht wahrscheinlich aus dem Jahre 1763 stam-
menden französischen Militär-Steinschlofs der
Sammlung des Dresdner Arsenals als be-
merkenswert hervor, dafs dieses Schlofs das
älteste sei, welches den vollen Hahn mit herz-
förmigem Ausschnitt besitzt, während vorher die
Hähne des Steinschlosses eine schwanenhalsartige
Gestalt zeigten und in Folge der hierdurch be-
dingten geringeren Widerstandsfähigkeit leicht
abbrachen.
Somit würde nach der Form des Hahnes zu
urteilen, dieser Apparat erst nach dem Jahre
1763 zu datieren sein. An und für sich waren
derartig konstruierte Apparate unter dem fach-
technischen Namen „Pulver-Probe“ schon erheb-
lich früher in Gebrauch, wie ja auch schon aus
der Anmerkung der Schriftleitung erhellt. Ob
allerdings die Angaben G. Hoyers, sowie Bottees
und Riffaults, dafs die älteste bekannte „Probe
zur Pufveruntersuchung“ die „mit dem gezähnten
Rade, welche die Gestalt einer Pistole hat“ be-
ziehungsweise „ein kleiner, hinten mit einem
Pistolenkolben versehener Mörser“ gewesen sei,
also dem in Heft 8 abgebildeten Gerät etwa
entsprach, möchte ich dahingestellt sein lassen.
Der älteste artilleristische Schriftsteller, welcher
meines Wissens besondere Apparate zur Pulver-
probe anführt, ist Joseph Furttenbach. Er bildet
in seiner 1627 erschienenen Halinitro-Pyrobolia ein
nach seiner Angabe von ihm selbst „inventiertes
Instrument, auff welchem nit allein/wie hoch das
Pulfer gestigen, sondern auch dessen Stillhalten
Terminierter weifs/mit Affirmierung/oder hinder-
lassung eines Zeigers oder Klötzlins zu sehen/was
sein völlige Würckung zu thun vermöchte, welches
ich dann nit allein für mich zu behalten gesinnet,
sondern dem Liebhaber im Kupfferblatt Nr. 1
gantz eygentlich im verjüngten Mafsstab für
Augen gestellt/“, ab. (Siehe Abb.) Nach gleichem
Prinzip gebaute „Pulver-Proben“ finden sich dann
FACHNOTIZEN
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Astkreuz, in dessen Schnittpunkten oben und
unten die Feuersteine mit den hervorsprühenden
Feuerstrahlen. In den seitlichen Schnittpunkten
befinden sich die Initialen iT (Ferdinand Augustus)
und R (Rex oder Roy), auf dem Gesichtshaken
die Jahreszahl 1558. Das Haus ist mit vier
Messingrosetten dekoriert, die Federn mit Laub-
ranken und Nelkenmustern geätzt. Länge 1,12 m,
ganze Länge mit Schaft 2,15 m. Die zweite
Waffe ist eine Trabanten-Cuse der Wache Maxi-
milians II., ähnlich der von Kekule erwähnten
Partisane.
Die schöne breite Rückenklinge der hier ab-
gebildeten Cuse zeigt auf beiden Seiten die An-
fangsbuchstaben MM des Kaisers Maximilian II.
(geb. 31. Juli 1527), vermählt 1548, 1562 in Frank-
furt a. M. zum römischen Kaiser gekrönt,
f 12. Oktober 1576) und seiner Gemahlin Maria,
der Töchter Kaisers Karl V. Dem Rücken ent-
lang befindet sich beiderseits der Wahlspruch:
„Dominus providebit“. Auf der einen Seite ist
der gekrönte, von der Ordenskette des goldenen
Vlieses umrahmte Doppeladler mit dem Bra-
banterwappen im Brustschild ersichtlich, auf der
anderen Seite als Abzeichen des 1431 von Philipp
von Burgund gestifteten Vliesordens das Andreas-
Astkreuz mit den funkensprühenden Feuersteinen
in den Winkeln, über demselben die Jahres-
zahl 1566. Unter den Namensziffern befinden
sich beiderseits zwischen Arabesken Maskerons
mit Köchern. Die an dem Holzschaft ange-
brachte Seidenquaste ist schwarz.
Länge der Klinge mit Haus 68 cm, ganze
Länge mit Schaft 2,10 m.
Karl Graf von Rambaldi
Zu dem „Pulver-Prüf-Apparat“ unter Fach-
notizen, Heft 8. Zu der über das Alter des in
den Fachnotizen abgebildeten Pulver-Prüf-
Apparats aufgeworfenen Frage möchte ich
nach der Form des Hahns ebenfalls mit dem
Besitzer, Plerrn Dr. Gindler, annehmen, dafs das
Gerät aus dem Ende des 18. Jahrhunderts stammen
dürfte. Soweit es die Zeichnung erkennen läfst,
ist der Hahn mit einem (anscheinend herzförmigen)
Ausschnitt versehen. Der verstorbene Oberst
Thierbach hebt in seinem bekannten grund-
legenden Werke „Die geschichtliche Entwicklung
der Handfeuerwaffen“ bei einem nach seiner An-
sicht wahrscheinlich aus dem Jahre 1763 stam-
menden französischen Militär-Steinschlofs der
Sammlung des Dresdner Arsenals als be-
merkenswert hervor, dafs dieses Schlofs das
älteste sei, welches den vollen Hahn mit herz-
förmigem Ausschnitt besitzt, während vorher die
Hähne des Steinschlosses eine schwanenhalsartige
Gestalt zeigten und in Folge der hierdurch be-
dingten geringeren Widerstandsfähigkeit leicht
abbrachen.
Somit würde nach der Form des Hahnes zu
urteilen, dieser Apparat erst nach dem Jahre
1763 zu datieren sein. An und für sich waren
derartig konstruierte Apparate unter dem fach-
technischen Namen „Pulver-Probe“ schon erheb-
lich früher in Gebrauch, wie ja auch schon aus
der Anmerkung der Schriftleitung erhellt. Ob
allerdings die Angaben G. Hoyers, sowie Bottees
und Riffaults, dafs die älteste bekannte „Probe
zur Pufveruntersuchung“ die „mit dem gezähnten
Rade, welche die Gestalt einer Pistole hat“ be-
ziehungsweise „ein kleiner, hinten mit einem
Pistolenkolben versehener Mörser“ gewesen sei,
also dem in Heft 8 abgebildeten Gerät etwa
entsprach, möchte ich dahingestellt sein lassen.
Der älteste artilleristische Schriftsteller, welcher
meines Wissens besondere Apparate zur Pulver-
probe anführt, ist Joseph Furttenbach. Er bildet
in seiner 1627 erschienenen Halinitro-Pyrobolia ein
nach seiner Angabe von ihm selbst „inventiertes
Instrument, auff welchem nit allein/wie hoch das
Pulfer gestigen, sondern auch dessen Stillhalten
Terminierter weifs/mit Affirmierung/oder hinder-
lassung eines Zeigers oder Klötzlins zu sehen/was
sein völlige Würckung zu thun vermöchte, welches
ich dann nit allein für mich zu behalten gesinnet,
sondern dem Liebhaber im Kupfferblatt Nr. 1
gantz eygentlich im verjüngten Mafsstab für
Augen gestellt/“, ab. (Siehe Abb.) Nach gleichem
Prinzip gebaute „Pulver-Proben“ finden sich dann