11. HEFT E. v. LENZ, MITTEILUNGEN AUS DER KAISFRL. EREMITAGE ZU ST. PETERSBURG
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Knaufes begrenzt wird. Die Reversseite zeigt
die gleiche Gestalt, doch weniger gut erhalten.
Ganz unproportioniert zur Gröfse des bärtigen
Kopfes, setzt sich die Darstellung auf der oberen
Abb. 3
Querstange des Griffes fort: eine glatte rhomboi-
dale Fläche mit eingezogen geschweiften Rändern
stellt den oberen Teil des Rumpfes dar, ganz
in derselben Art wie bei der Ornamentalfigur
auf dem Silbergefäfs1) (Abb. 3) des Kopenhagener
Museums. Die ausgestreckten, leicht abwärts
geneigten Arme der Christusfigur sind bis zu den
Handwurzeln mit querlaufenden Einkerbungen
versehen, die Daumen aufwärts gerichtet, an den
Handflächen keine sichtbaren Spuren von Nägel-
köpfen zu konstatieren. Auf der Griff beschalung
findet sich keine Fortsetzung der Figur, sondern
unter einer den oberen Rand abschliefsenden
Wellenlinie zwei mit den geschweiften Spitzen
gegeneinander gerichtete Palmetten. Auf der
Parierstange ein horizontal angeordnetes Band-
ornament, dessen Mitte in vertikaler Richtung
gekerbt ist.
fl J. J. A. Worsaae. Nordiske Oldsager i det Kgl.
Museum i Kjöbenhavn. Jernalderen II fig. 458.
Derartiges Auslaufen und Auflösen von
Kreuzesfiguren des frühen Mittelalters in lineares
Ornament ist nicht selten. Wir verweisen hier
auf das (Abb. 4) Steinkreuz aus der Kapelle von
Riskbuie in Schottland,2) dessen oberes Ende einen
verhältnismäfsig sorgfältig gemeifselten bärtigen
Kopf zeigt, während Stamm und Arme nur mit
roh ausgeführtem geometrischen Ornament aus-
gefüllt sind.
Die Klinge unseres Schwertes ist in drei Teile
gebrochen und sehr stark oxydiert, so dafs nur
an dem besser erhaltenen oberen Drittel das
Reduktionsverfahren angewandt werden konnte,
während die beiden unteren Stücke so wenig
metallische Reste aufweisen, dafs Reinigungs-
versuche unterbleiben mufsten. Trotz so schlechter
Konservierung läfst sich jedoch mit Sicherheit
Abb. 5
erkennen, dafs die Klinge zum Ort hin sich merk-
lich verjüngte.
Die Darstellung des Gekreuzigten auf Waffen
des frühen Mittelalters ist von grofser Seltenheit,
und das vorliegende Stück kann als eins der
wenigen uns erhaltenen derartigen Exemplare all-
gemeines Interesse beanspruchen; wir wollen daher
versuchen auf einige derselben Epoche angehörige
Bildnisse hinzuweisen, die zu Vergleichen heran-
gezogen werden können.
Die nächste Analogie zu unserem Schwert
bietet wohl der Helm des hlg. Wenzeslaus im Schatz
von St. Veit in Prag, dessen mit aufgeschweifstem
Silber verziertes Naseneisen die unverkennbaren
Reste einer Darstellung des Gekreuzigten zeigt.3)
Die Zeichnung der Hände, hier mit deutlich
markierten Nägelköpfen, deren Daumen ebenfalls
stark aufwärts gekrümmt sind, kommt derjenigen
auf unserem Schwertknauf sehr nahe, der Rumpf
2) J. Rom. Allen. The early Christian monuments of
Scotland, p. 396, fig. 413.
3) Topographie der historischen und Kunstdenkmale
im Königreich Böhmen. Prag-Hradschin II. Erste Ab-
teilung. D. Domschatz. Prag 1903.
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Knaufes begrenzt wird. Die Reversseite zeigt
die gleiche Gestalt, doch weniger gut erhalten.
Ganz unproportioniert zur Gröfse des bärtigen
Kopfes, setzt sich die Darstellung auf der oberen
Abb. 3
Querstange des Griffes fort: eine glatte rhomboi-
dale Fläche mit eingezogen geschweiften Rändern
stellt den oberen Teil des Rumpfes dar, ganz
in derselben Art wie bei der Ornamentalfigur
auf dem Silbergefäfs1) (Abb. 3) des Kopenhagener
Museums. Die ausgestreckten, leicht abwärts
geneigten Arme der Christusfigur sind bis zu den
Handwurzeln mit querlaufenden Einkerbungen
versehen, die Daumen aufwärts gerichtet, an den
Handflächen keine sichtbaren Spuren von Nägel-
köpfen zu konstatieren. Auf der Griff beschalung
findet sich keine Fortsetzung der Figur, sondern
unter einer den oberen Rand abschliefsenden
Wellenlinie zwei mit den geschweiften Spitzen
gegeneinander gerichtete Palmetten. Auf der
Parierstange ein horizontal angeordnetes Band-
ornament, dessen Mitte in vertikaler Richtung
gekerbt ist.
fl J. J. A. Worsaae. Nordiske Oldsager i det Kgl.
Museum i Kjöbenhavn. Jernalderen II fig. 458.
Derartiges Auslaufen und Auflösen von
Kreuzesfiguren des frühen Mittelalters in lineares
Ornament ist nicht selten. Wir verweisen hier
auf das (Abb. 4) Steinkreuz aus der Kapelle von
Riskbuie in Schottland,2) dessen oberes Ende einen
verhältnismäfsig sorgfältig gemeifselten bärtigen
Kopf zeigt, während Stamm und Arme nur mit
roh ausgeführtem geometrischen Ornament aus-
gefüllt sind.
Die Klinge unseres Schwertes ist in drei Teile
gebrochen und sehr stark oxydiert, so dafs nur
an dem besser erhaltenen oberen Drittel das
Reduktionsverfahren angewandt werden konnte,
während die beiden unteren Stücke so wenig
metallische Reste aufweisen, dafs Reinigungs-
versuche unterbleiben mufsten. Trotz so schlechter
Konservierung läfst sich jedoch mit Sicherheit
Abb. 5
erkennen, dafs die Klinge zum Ort hin sich merk-
lich verjüngte.
Die Darstellung des Gekreuzigten auf Waffen
des frühen Mittelalters ist von grofser Seltenheit,
und das vorliegende Stück kann als eins der
wenigen uns erhaltenen derartigen Exemplare all-
gemeines Interesse beanspruchen; wir wollen daher
versuchen auf einige derselben Epoche angehörige
Bildnisse hinzuweisen, die zu Vergleichen heran-
gezogen werden können.
Die nächste Analogie zu unserem Schwert
bietet wohl der Helm des hlg. Wenzeslaus im Schatz
von St. Veit in Prag, dessen mit aufgeschweifstem
Silber verziertes Naseneisen die unverkennbaren
Reste einer Darstellung des Gekreuzigten zeigt.3)
Die Zeichnung der Hände, hier mit deutlich
markierten Nägelköpfen, deren Daumen ebenfalls
stark aufwärts gekrümmt sind, kommt derjenigen
auf unserem Schwertknauf sehr nahe, der Rumpf
2) J. Rom. Allen. The early Christian monuments of
Scotland, p. 396, fig. 413.
3) Topographie der historischen und Kunstdenkmale
im Königreich Böhmen. Prag-Hradschin II. Erste Ab-
teilung. D. Domschatz. Prag 1903.