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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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11. Heft
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Lenz, Eduard von: Mitteilungen aus der Kaiserlichen Eremitage zu St. Petersburg, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0379

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350

E. v. LENZ, MITTEILUNGEN AUS DER KAISERL. EREMITAGE ZU ST. PETERSBURG V. BAND

ist zwar nicht in lineares Ornament aufgelöst,
aber doch in annähernder Weise schematisch nur
angedeutet.
Umstehende Abbildung 5 ist der neuesten
Beschreibung des Prager Domschatzes ent-


nommen. Doch sei es gestattet, kurz einer älteren
Publikation zu erwähnen,4) deren Verfasser,
Canonicus Dr. Fr. Bock, zu sehr Autorität auf
diesem Gebiete ist, um seine Ansicht mit Still-
schweigen übergehen zu können. Nach der durch
eine Zeichnung illustrierten Beschreibung des
Dr. Bock wird „diese höchst einfache Kopfbe-
deckung blofs unten am Rande durch ein ebenso
einfaches aufgenietetes Ornament in Form eines
Ringes verziert, welches vorn gänzlich fehlt.“
Tatsächlich fehlt am Nackenteil des Flelmrandes
ein grofses Stück des aufgenieteten Ringes; dafs
der Autor den hinteren Teil des Helmes mit dem
vorderen verwechselt, erhellt auch aus dem Nach-
folgenden, nur bleibt durchaus unklar, was unter
der weiter unten vermuteten pia fraus zu ver-
stehen ist. Bock schreibt nämlich weiter: „Es
will uns scheinen, dafs im Lauf der Jahrhunderte
am vorderen Teile“ (also da, wo der ornamentierte
Ring fehlt!) „eine pia fraus von seiten der Ver-
ehrer des Hlg. Wenzel ist begangen worden. Auf
der Rückseite (sic!) hingegen findet sich aufserdem,
wie die Zeichnung veranschaulicht, ein zweites,
in starken Nägeln mit runden Köpfen aufge-
nietetes Ornament, das offenbar den Zweck hat,
Rücken und Hals vor Hieben zu schützen ....
Zu der Annahme, dafs in diesem freilich schwer-

4) Mitteilungen d. K. K. Zentral Kommission zur Er-
forschung und Erhaltung der Baudenkmale. XIV. Jahrgang,
Wien 1869. D. Schatz v. St. Veit zu Prag. Von Canonicus
Dr. Fr. Bock.

fälligen Ornament ein Kreuz beabsichtigt sei,
veranlafst uns noch der Umstand, dafs sich in
etwas roher und unbeholfener Weise angedeutet,
wie es scheint, die Darstellung des Gekreuzigten
in aufgeschweifsten Silberblechen graviert er-
kennen läfst. Fast sollte man glauben, dafs die
Figur des Heilands absichtlich in ornamentaler
Weise und mehr symbolisch angedeutet vom Ver-
fertiger wiedergegeben worden sei, um die Ab-
neigung der noch heidnischen Umgebung des
Herzogs nicht zu reizen.“ Zur Begründung dieser,
freilich nur als Hypothese hingestellten Ansicht,
wird weiter darauf hingewiesen, dafs auch unter
den norwegischen, schwedischen und dänischen
Altertümern ähnliche mehr ornamentale und ver-
steckte Darstellungen des Gekreuzigten noch
häufig Vorkommen.
Gerade aus dem häufigeren Vorkommen der-
artiger ornamentaler und versteckter Darstel-
lung des Gekreuzigten und anderer Figuren, wo
doch nicht in jedem einzelnen Falle Rücksicht
auf die religiöse Unduldsamkeit der Umgebung
vorausgesetzt werden kann, scheint mit gröfserer
Wahrscheinlichkeit hervorzugehen, dafs es sich
hier nicht um absichtlich ad hoc ausgeklügelte
und gewissen Zielen angepafste Komposition
handelt, sondern eher um den für eine gewisse
Epoche und bestimmte Gegenden charakte-
ristischen, allgemein üblichen Ausdruck des
künstlerischen Könnens.


Abb. 7
Eine der unseren ähnliche, von Bandgeflecht
umschlungene Figur des Gekreuzigten sehen wir
in der Christusgestalt auf dem Gedenkstein Gorms
des Alten (Abb. 6), des Vaters Harald Blauzahn’s
bei Jellinge in Jütland, aus der Mitte des 10. Jahr-
 
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