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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

DOI Heft:
11. Heft
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Gohlke, Wilhelm: Das Geschützwesen des Altertums und des Mittelalters, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0387

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358

W. GOHLKE, DAS GESCHÜTZWESEN DES ALTERTUMS UND DES MITTELALTERS V. BAND

Von Armbrustzeichnungen sind folgende
erwähnenswert:
i. Die Armbrust mit Schraubenspanner des
14. Jahrhunderts aus dem cod. germ. 600 der
Münchener Hof- und Staatsbibliothek, nach Köhler

haben, sein Untergestell eine Länge von 8 m. Die
Waffe ist ein Schraubenspanner, dessen Spindel
durch eine Schraube ohne Ende durch Handspeichen
in Bewegung gesetzt wird. Die Bogensehne be-
steht aus zwei Strängen, hat in der Mitte einen Korb


die einzige, noch erhaltene Zeichnung aus dem
13. und 14. Jahrhundert (Abb. 16).
2. Eine durch eine Haspel gespannte Karren-
armbrust (Espingolle, Springal). Nach Napoleon III.
Etudes sur Tartillerie. I. PI. x. — (Abb. 17.)
3. Eine Zeichnung von Leonardo da Vinci
(1452—1519) in seinem Cod. Atlantico. (Abb. 18),


eine Riesenarmbrust auf sechs Rädern. Der gewal-
tige Bogen ist aus vier Lagen Stahl- oder Holz-
schienen zusammengesetzt, die durch Bolzen und
Bänder verbunden sind. Im Verhältnis zu dem Be-
dienungsmann würde er eine Spannung von um

für den Stein und hinten eine Öse für die Klaue
der Spannvorrichtung. Als Abzug dient ein
Federhebel, der in eine Rast der Nufs greift
deren Schnabel die Sehne fafst.
4. Eine grofse Armbrust aus Ramelli, Diverse
et artificisse machine, Paris, 1588. (Abb. 19.)
Sie hat sechs gewaltige Stahlarme, die paar-
weise oben, seitlich und unten in die Rüstung
eingefügt sind. Im Vergleich zur Gröfse des Be-
dienungsmannes ist jeder Bogenarm etwa 1 m,
die Rüstung 3,5 m lang. Eigentümlich ist hier der
Läufer, der das Geschofs fortschnellt. Er besteht
aus einem Eisenzylinder mit trichterartig er-
weiterter Mündung zur Aufnahme des Steins, aus
zwei seitlichen ösenförmigen Ansätzen, die in
Schlitzen der Rüstung laufen und in dessen Ringen
die Sehnenstränge eingeschlauft sind; in eine
Schake am Boden des Läufers greift die Klaue
des Zugtaues, das durch eine Haspel angezogen
wird. Die Rüstung ruht mit Schildzapfen in
einem Untergestell und erhält Erhöhung oder
Senkung durch ein Zahnradgetriebe mit Kurbel.
Eine praktische Verwertung der Projekte 3 und 4
hat wohl kaum stattgefunden; bei dem Ramelli-
schen ist das Untergestell für den Aufbau nicht
standfest genug, und ein Mann nicht imstande,
die Bogen zu spannen, auch ginge bei dieser
Armbrust ein grofser Teil der Kraft durch
Reibung verloren.
 
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