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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

DOI Heft:
12. Heft
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Gohlke, Wilhelm: Das Geschützwesen des Altertums und des Mittelalters, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0410

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12. HEFT W. GOHLKE. DAS GESCHÜTZWESEN DES ALTERTUMS UND DES MITTELALTERS

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versetzt, die am kurzen Arm angebracht waren.
Sie bestanden aus Behältern, die mit Sand,
Steinen, Blei usw. ausgefüllt wurden.
Diese Behälter waren entweder fest mit dem
kurzen Arm verbunden (Abb. 32) oder hingen an
ihm, indem Bänder der Behälter mit ihren Augen
über einen Querbolzen im kurzen Arm (Abb. 33)
gesteift wurden, oder es waren an diesem Haken
angebracht, in die man schwere Gewichtsstücke
einhängen konnte (Abb. 34x). Ausser dem Gegen-
gewicht waren oft auch noch Zugtaue am kurzen
Arm befestigt, an denen Mannschaften den Zug
des Gegengewichts verstärkten (Abb. 35). Das
Niederwinden des langen Arms (der Rute, des
Schwengels) wurde durch eine Haspel bewirkt.
Eine Sperrvorrichtung ähnlich wie beim Onager
hielt den Arm in der Ladestellung fest, beim
Auslösen derselben wippte der Arm nach oben


Abb. 31

und schleuderte das Geschofs im Bogen zum
Ziel. Eine an die Spitze der Rute angehängte
Schleuder vergröfserte die Reichweite wie beim
Onager.
Die Leistung aller Hebelmaschinen war ab-
hängig von dem richtigen Verhältnis der Arm-
längen der Rute und der richtig bemessenen
Länge der Schleuder. Diese Verhältnisse, sowie
die Standfestigkeit der Ständerung, die Ab-
messungen und Befestigung der Drehzapfen der
Rute, die sachg-emäfse Wahl des Holzes für die
Rute, die Krümmung und Länge des Hakens
für die Schleuder, um deren gutes Abkommen
zu erreichen, sowie die richtigen Verhältnisse
zwischen Geschofs und Gegengewicht, wo solche
vorhanden, stellten an die Baumeister dieser
Maschinen hohe Anforderungen, und oft lag das
Gelingen im Kampfe allein an der Geschicklichkeit
dieser Meister.
Wichtige Angaben über die Einrichtung
der Hebelgeschütze gibt Marino Sanuto im

*) General Köhler hält die Gewichtsstücke im Wagen
dieses Gewerfs für Brandgeschosse. (III S. 166.)

Liber secretorum fidelium crucis 1321. Nach
ihm ist zunächst festzustellen, wie hoch der Unter-
stützungspunkt liegen soll, weil sich hiernach
die Stärken der Ständer richten, die in die


Abb. 31 a


Längsschwellen einzuzapfen sind. Nach der
Länge des langen Hebelarms richtet sich der
Abstand zwischen den Längsschwellen; er soll
zwei Drittel jener Länge betragen. Für das
Aufhängen der Rute wird vorgeschrieben, dafs
bei den gewöhnlichen Geschützen der Abstand
der Drehachse vom Ende des kurzen Arms bz-
vom Loch des Bolzens für das Gegengewicht */,,,
bei weittragenden Geschützen r/6 der Rutenlänge


Abb. 33. Blide. Manefsische Handschrift 1350

betrage. Bei einer Rutenlänge von 10 m liegt
also der Drehpunkt beim gewöhnlichen Ge-
schütz 1,8 m, beim weittragenden 1,67 m von
den genannten Punkten entfernt.
Die Rute soll sich von der Mitte nach oben
hin verjüngen, der Haken für die Schleuder
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