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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

DOI Heft:
12. Heft
DOI Artikel:
Gohlke, Wilhelm: Das Geschützwesen des Altertums und des Mittelalters, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0418

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12. HEFT W. GOHLKE, DAS GESCHÜTZ WESEN DES ALTERTUMS UND DES MITTELALTERS

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einem spätem Zusatz der Zeichnung sollen die
Seiten im dreieckigen Gestell 48 Werkschuh
(1,5 m) lang sein, der Langarm 24, der kurze
8 Werkschuh, was aber der Zeichnung nicht
entspricht.
Abb. 43 aus Jähns 73,3 zeigt ein Werfzeug
aus Wurstisens Baseler Chronik von 1404, Arm-
längen 1:2.
Abb. 44 ein Gewerf mit zwei Beschwerden be-
weglich am Riegel des gabelförmig gestalteten
Wurfarms, der sich jenseits der Gabel zuspitzt
und an der Spitze eine Schleuder trägt. Er
dreht sich um einen Querriegel, der auf einer Säule
befestigt ist, wird durch ein Windewerk herab-

Abb. 49, eine Bleide, mit der ein totes Pferd
(Schelm) in einen belagerten Ort geworfen werden
soll. Wurfmaschine mit schlagbaumartigem Hebel
und beweglichem Gegengewicht, Stellung des-
selben wie bei Abb. 48. Die Hebelarme verhalten
sich wie 5 : 9. Das Niederwinden scheint durch
Treträder bewirkt zu werden. Nach Blatt 107
der Zeugbücher des Kaisers Maximilians I. mit
der Überschrift „Bleida“ und dem Vers:
Wann man ein schlos nicht schiefsen mocht
Zu demselben bin ich erdocht.
Ich würf darein Stein und Gestank,
Das inne darin wirdt die weil lang;
Der Kaiser Maximilian
Hat mich zu solchen machen lan.



Abb. 51

gezogen und in dieser Ladestellung durch einen
Querstab gehalten. Beim Entfernen des Stabes
wippt der Hebel nach aufwärts. (Nach einem
Ms. der Münchener Staatsbibliothek, 15. Jahrh.,
auch im Valturius lib. X).
Abb. 45, 46, 47 zeigen Wurfmaschinen mit
einem Gegengewicht in verschiedenen Stellungen
der Rute und verschiedenen Arretiervorrichtungen.
Abb. 47 ist mit einer Tonne geladen; man füllte
diese mit Brandsatz oder mit Erde, in letzterem
Falle, um die Aufsengräben des belagerten
Platzes damit auszufüllen. (Aus Vegetius, nach
Grose I. S. 364—1812.)
Abb. 48, Wurfmaschine mit einem Gegen-
gewicht (Trebuchet). Die Haspel befindet sich
hier zwischen den Gestellstreben, die Rute ist
mit Schleuder versehen, die Maschine arretiert;
ein Mann ist im Begriff den Sperrhaken zu
lösen. (Nach Payne-Gallwey 1907 Abb. 18, ohne
Angabe der Herkunft.)

Peyne-Gallwey 1907 Abb. 19 nennt dieses Geschütz
irrtümlich ein Werk Leonardos da Vinci.
Abb. 50 ist eine Wurfmaschine mit Schleuder
und 2 Gegengewichten, die beweglich in einer
Gabel hängen. Bei dieser Stellung des Wurf-
hebels mufs sich die Schleuder gelöst haben und
der Stein schon fortgeschleudert sein. (Nach Val-
turius X, 1472, aus Payne-Gallwey 1903, Abb. 178.)
Abb. 51 zeigt ein gewaltiges Gestell; der
Wurfhebel dreht sich mit Zapfen in Lagern der
stark verstrebten Ständer, sein Ende ist durch
ein schweres Gegengewicht beschwert, an dem
4 Seile befestigt sind, die in je 4 Zugstränge aus-
laufen, an denen Mannschaften wirken können.
Das Niederziehen des Wurfhebels wird durch
ein Windewerk ausgeführt, das nach Art der
Tretmühlen eingerichtet ist. Die Schleuder mit
Stein ruht in einer Rinne, die dem Geschofs
beim Aufsteigen des Wurfarms zur Führung
dient. Der Zug an den Seilen soll die Wurf-
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