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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Lessing, Julius: Hugo-Vogel
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0089

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Hugo-Vogel.

Nach einer Photographie von M. Fechner, Berlin.

Gugo-Voget.

Von Julius Lessing. Nachdruck verboten.

Der Künstler, dem dieses Blatt gilt, genießt das seltene Glück, daß seine Bilder sich nicht nur der
Wertschätzung kunstliebender Kreise, sondern einer weiten und dabei völlig gesunden Volkstümlichkeit erfreuen.
Hugo-Vogel, am 15. Februar 1855 in Magdeburg geboren, wo sein Vater Kaufmann war, kam von der
Schule, achtzehn Jahre alt, nach Düsseldorf und blieb dort bis zu seinem dreißigsten Jahre. Von den Lehrern
der Akademie haben Wilhelm Sohn und vor allen der von ihm hochverehrte Gebhardt den größten Anteil an
seiner Entwickelung. Hugo-Vogels erstes Hauptwerk, „Luthers Predigt auf der Wartburg", zeigt deutlich den
Einfluß der Schule, aber daneben eben so deutlich den selbständigen, keiner bestimmten Formel sich unter-
ordnenden künstlerischen Charakter. Hugo-Vogel erkannte rechtzeitig die hohe Lebenskraft der modernen fran-
zösischen Kunst, in Lefebvres Atelier hat er fleißig gearbeitet und ist fast jährlich dankbar nach Paris zurück-
gekehrt. Weite Reisen nach Italien, Spanien, bis Marokko hin, erweiterten seinen Gesichtskreis, vor allem
aber die Reisen nach Belgien und nach Holland, wo er während der letzten Jahre regelmäßig auf viele Wochen
eingekehrt ist. Hugo-Vogel hat reiche Anerkennung gefunden. In Berlin war er von 1886 bis 1893
als Lehrer an der Akademie thätig und wurde 1891 zum ordentlichen Mitglied der Kgl. Akademie der Künste
erwählt; seine Gemälde wurden der begehrte Besitz unserer öffentlichen Kunstsammlungen, zu monumentalen
Aufträgen mäßigeren Umsangs gesellt sich jetzt ein Staatsauftrag größester Art.

Hugo-Vogel verdankt diese schnelle und andauernde Anerkennung nicht nur seinem reichen Talent,
sondern auch dem hohen Ernst, mit dem er unablässig an sich selbst arbeitet und sich jede Errungenschaft des
modernen Kunstlebens zu eigen macht. Vogel ist in den Kampf der modernen Malerschule gegen die alten
Akademien hineingezogen und gehört zu der Gruppe der XI, die in einem ausgesprochenen Gegensätze gegen
das Alte auftritt, aber in seiner Künstlerweise giebt es keine unvermittelten Übergänge. Das energische Studium
der Natur war ihm zu aller Zeit eigen, er hatte sich nur von der befangenen Luft des Düsseldorfer Ateliers
frei zu machen, er trat in die moderne Strömung hinein, ohne sich an ein Programm zu binden. Für diese
allmähliche Umwandlung seines Farbensinnes war vor allem der Aufenthalt in Holland von Bedeutung, wo
er sich jährlich mit seinen Freunden Hans Herrmann, dem Amerikaner Melchers und anderen trefflichen
Künstlern zu wochenlangen Studien zusammenfindet.

In dem Lebenswerke Hugo-Vogels stehen zeitlich und in ihrer allgemeinen Geltung die historischen
Bilder obenan. Vogel besitzt die eigentümliche Kraft, einen historischen Vorgang wie etwas Selbsterschautes
zu erfassen. Wenn man auch in seinen ersten Werken unschwer den Charakter der Düsseldorfer Schule mit
ihrer etwas Weichen Art erkennen wird, so macht sich doch das persönliche Element, dieses Sichverschmelzen
mit dem historischen Ereignis alsbald geltend.

Die Kunst für Alle XI, 5. I. Dezember I8Y5

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