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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Janitsch, Julius: Hermann Prells Fresken im Schlesischen Museum der bildenden Künste zu Breslau
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0071

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Hermann DrcW FreMen

im Schlesischen Museum der bildenden Künste zu Breslau.

von a. Janitich.


777>as obere Treppenhaus des Schlesischen Museums ist ein mächtiger Kuppclranm, in dem sich, dank seiner
reichen Dekoration, Farbe und Beleuchtung mit glücklicher Raumdisposition zu festlicher Wirkung ver-
einigen. Durch die Vollendung der Fresken Hermann Prells jedoch ist die Halle zu einem Prachtraum
ausgestaltet worden, zu dem wenig Seitenstücke aus neueren Zeiten zu finden sein dürften. Daß die Pracht
eine harmonische geworden ist, daß trotz der Anhäufung starker Kontraste der rein dekorative Teil der Aus-
stattung sich nicht selbständig vordrängt, sondern der Untergrund geblieben ist, von dem sich die von eigenem
Leben erfüllten figürlichen Darstellungen um so eindrucksvoller abheben, ist das Verdienst Prells, das um so
hoher anzuschlagen ist, je größer die zu überwindenden Schwierigkeiten waren.

Die Art, wie Prell dieser Schwierigkeiten Herr ward, wie er in der monumentalen Technik des echten
Alfresko hier ein geisterfülltes, sormenschönes und in jeder Beziehung unserer Zeit angehöriges Werk zu schaffen
verstanden, dürfte wohl eine künstlerische That genannt werden. Künstlerisch war zunächst die Verarbeitung
des Programmes. Daß der Gegenstand der neu zu schaffenden Bilder in einem gewissen inneren Zusammen-
hang mit der bereits vorhandenen Dekoration stehen müsse, war von vornherein klar. Hier aber war ein eng
umgrenzter, sinngemäß zu dem Raum uud seiner Bestimmung als Teil eines den Künsten gewidmeten Hauses
in Beziehung stehender Gedankenzug eingehalten, der seine Fortsetzung uud seinen Abschluß verlangte. Nach
den mythischen Anfängen der Kultur also mußte diese selbst in ihren Hauptzügen charakterisiert werden. So
war die Darstellung der Antike und des Christentums, aus denen unser Geistesleben und nicht am wenigsten
unsere Kunst noch immer ihre tiefste Kraft und Anregung schöpft, die Aufgabe des Malers. Wie er sie aber
erfaßte, welche Momente er wählte, war ihm gänzlich anheimgegeben. Mit diesem erstaunlich einfachen (ob-
schon innerlich so weiten) Programm und der absoluten Bewegungsfreiheit — was beides allerdings einen aus
der Höhe der Bildung stehenden Künstler voraussetzte, ward die Klippe vermieden, an der manches ähnliche

Die Aunst für Alle XI. 15. November 18Y5.
 
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