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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0246

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,, Köntgcn§ X-Slrahlen.

1 'k ber Professor Röntgens wunderbare Ent-
deckung sind unsere Leser bereits ein-
gehend unterrichtet. Die letzten Wochen
brachten nun auf diesem Gebiete erhebliche
Fortschritte. Die zu diesen Versuchen not-
wendigen Hittorsschen Röhren (der Name
Crookesche Röhren ist gänzlich unzutreffend,
da der deutsche Gelehrte Hittorf der Er-
finder derselben ist) werden jetzt von ver-
schiedenen Anstalten, z. B. von Geißler in
Berlin (Elsasserstr. 57), in ausgezeichneter
Güte geliefert. Bekanntlich müssen diese
Röhren einen sehr hohen Grad von Luft-
halte. Fernerhin kann man gleichzeitig
mitmehrerenHittorfschenRöhren arbeiten.

Röntgens X-Strahlen sind jetzt schon
vielfach dazu benutzt worden, um ge-
wisse, äußerlich sich ähnelnde Dinge zu
unterscheiden, so z. B. echte Diamanten von
unechten. Die unechten, aus bleihaltigen
Gläsern gefertigten Diamanten lassen die
X-Strahlen viel schwerer hindurchtreten,
als die aus Kohlenstoff bestehenden echten.

Fernerhin verwendete man die X-
Strahlen zum Nachweis von Fremd-
körpern (Nadeln, Kugeln u. s. w) im
menschlichen Körper. Freilich darf man
den diagnostischen Wert der neuen Ent-
deckung aus diesem Gebiete nicht allzu
hoch veranschlagen. Vielfach wird hier
mit den X-Strahlen jetzt geradezu Unfug
getrieben, indem man Patienten, die seit
Jahren, ohne davon irgend welche Nach-
teile zu haben, Geschosse, Nadeln u. s. w.
in ihrem Körper tragen, zu Operationen
verleitet, welche zum Mindesten über-
flüssig, in manchen Fällen sogar direkt
von nachteiligen Folgen begleitet sind.
Erst kürzlich nahm unser größter Chirurg
Veranlassung, sich energisch gegen die
modernen Kugelsucher zu wenden.

Unterbrechungen in der Sekunde. Uebrigens
wird die Unterbrechung unzuverlässig und un-
regelmäßig,wennman höher gespannteStröme
verwendet. Siemens L Halske führten daher
den rotierenden Unterbrecher (den sogenannten
Ozonunterbrecher) ein, der in der Sekunde
ungefähr 30 Unterbrechungen vollführt und
außerdem durchaus zuverlässig arbeitet. Tie
mit diesem Unterbrecher gewonnenen Vor-
teile sind hervorragende. Man kann viel
kleinere und billigere Jnduklorien mit etwa
4—5 cm Funkenlänge benutzen, während
man früher sehr große Jnduktorien mit
mindestens 10—l5 cm Funkenlänge nötig

und Landschaften, für Blumensträuße, Frucht-
stücke u. s. w.; man kann auch, wie die vor-
geführten Bilder bewiesen, farbige Skizzen
und Lelgcmälde reproduzieren. Die feinen
Häutchen lassen sich auf durchsichtigem Glase
sowohl, wie auf Milchglas, Porzellan und
weißem Kartonpapier anfziehen. Tie Ein-
führung des Verfahrens in unsere großen
Ateliers wird nicht lange auf sich warten
lassen. Für Porträtaufnahmen würde sich
der Vorgang etwa folgendermaßen gestalten:
die Kassette ist eigens für diesen Zweck ein-
gerichtet und enthält neben einander die
drei zur Aufnahme notwendigen Platten mit
den unmittelbar vor denselben angebrachten
Filtern. Nachdem nun die aufzunehmende
Person in die richtige Stellung gebracht ist,
öffnet der Photograph den Kassettenschieber
und belichtet die Blauplatte. Daraus wird
die Kassette ein wenig weiter geschoben und
sofort folgt die Belichtung der Grünplatte.
Zuletzt kommt die Rotplatte, welche ver-
hältnismäßig die längste Exposition er-
fordert. Bei gutem Licht und lichtstarken
Objektiven würde sich der ganze Vorgang in
etwa 30 bis 40 Sekunden abspielen. So-
bald die drei Negative vorhanden, kann
man nach denselben natürlich beliebig viele
Abzüge Herstellen.

Bücherschau.

Richard Linde. Aus dem Sachsenwalde.
Mit Lichtdruckbildern nach Aufnahmen des
Verfassers. Hamburg 1890. Verlag von
Otto Meißner. Tas sehr anschaulich geschriebene
Werk, welches eine genaue Geschichte des Sachsen-
waldes, der gegenwärtigen Besitzung des Fürsten
Bismarck, enthält, ist mit 27 Lichtdrucken nach Ori-
ginalausnahmen des Verfassers geschmückt. Unter den
Bildern sind nicht wenige von wirklich künstlerischem
Werte. Die Ausführung der Lichtdrucke ist durchweg
eine mustergültige.

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:
Or. R. Neubauß, Berlin, IV., LandgrafenAr. tl-

Drr „SchriLnrahn" (jZrMigau).

Aufnahme von Lhr. Meister in Schiers.

leere besitzen, sie müssen fernerhin aus be-
sonderem ° Glase hergestellt sein, da die ge-
wöhnlichen, bleihaltigen Gläser sich als un-
geeignet erwiesen. Durch die Versuche von
Siemens L Halske ist ferner festgestellt,
daß man auch gewöhnliche, für elektrische
Glühlampen verwendete Glasbirnen benutzen
kann. Man verwendet hierbei die metallische
Zuleitung zu dem Kohlefaden als Kathode
und eine gegenüber an der Außenseite
der Glaskugel angebrachte Staniolbelegung
als Anode. Im Laboratorium der ge-
nannten Firma wurde außerdem eine hoch-
bedeutsame Neuerung in der Anordnung
des primären Stromes eingeführt. Der
durch die primäre Rolle des Induktions-
apparates geleitete Strom muß bekanntlich
unterbrochen werden und geschieht diese
Unterbrechung bei den kleineren Jnduktorien
mit dem Neefschen Hammer, bei den größeren
mit dem Ouecksilberunterbrecher. Letzterer,
welcher zuverlässiger arbeitet als der Neef-
sche Hammer, gestattet jedoch nur, was für
diese Versuche nachteilig ist, sehr wenige

Or. Seiles Verfahren zur Wiedergabe
der natürlichen Farben mit Hilfe der

Motographie.

n Heft 22 (1895) dieser Zeitschrift be-
richteten wir über Vr. Seiles Ver-
fahren zur Wiedergabe dernatürlichen Farben
mit Hilfe der Photographie und gaben eine
eingehende Darstellung der verschiedenen
Manipulationen. In jüngster Zeit hat nun
vr. Selle (Brandenburg a. d. Havel) durch
richtige Abstimmung der Farbenfilier und
der zum Baden der Positivhäutchen be-
stimmten Farblösungen seine Resultate in
ganz ungeahnter Weise verbessert. Anfang
Februar dieses Jahres wurde zum ersten-
male — gelegentlich einer Projeklionsvor-
stellung der „Freien photographischen Ber-
einigung in Berlin" — eine größere Reihe
dieser farbigen Bilder (2l) öffentlich mit
Hilfe eines elektrischen Projektionsapparates
vorgeführt und erregten dieselben dabei ganz
außerordentliches Aufsehen. Die Farben-
pracht der Selleschen Bilder ist eine geradezu
staunenswerte. Die feinsten Abstufungen in
den Tönen sind mit einer Zartheit wieder-
gegeben, die unübertrefflich ist. Dabei eignet
sich dies Verfahren nicht nur für Porträts

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T07- OV.

Leöakll0ll§lchluß 22. ?ebr. 1896. — Lusgate ö. Nlär.r 1896.

Inhalt des Zwölften Deftes: ^ert: vr. Hans

Schmidkunz. Der Dilettant. — Distichen von
Arthur Fitger. — Herman Riegel. Die Be-
trachtung der Kunstwerke. — Personal- und Atelier-
nachrichten rc. rc. — Ter Amateur-Photograpb. —
Mtderöeitag-u: St. Clair Simmons. Som-
meridyll. — Anton Braith. Ein Gewitter im
Hochgebirge. — Johann Victor Krämer.
Nympbentan;. — Joseph Ferdinand Gueldry.
Uever das Wehr.

Herausgeber: Friedrich pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwär tz.
 
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