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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Schmidkunz, Hans: Der Dilettant
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Fitger, Arthur: Distichen: von Arthur Fitger
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0235

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Der Dilettant.

,8Z

Aus der Kegelbahn.

mancher angebliche Nichtdilettant es in der Dichtkunst
thut. Anderswo ist schon die scheue Achtung vor der
Kunst größer als hier und die Unentbehrlichkeit unterer
Stufen anerkannter — wohl infolge größerer technischer
Anforderungen. Allein auch dort wird, wenigstens was
Kunsturteile betrifft, nicht mit gleichem Maß gemessen.
Wer unmusikalisch oder ohne musikalische Bildung ist,
bleibt sich, wie Lichtwark richtig betont, darüber nicht
im Unklaren. Die ungeheuere Anzahl der Analphabeten
der bildenden Kunst hingegen Pflegt „gar nicht zu ahnen,
daß ihnen etwas fehlt, und sie dürfen reden und sich
entrüsten so viel sie wollen, weil die Schar der mit
ihnen Ausgeschlossenen so unendlich groß ist. Wir
haben nicht einmal ein Wort, um die angeborene Un-
empfänglichkeit für Farbe und Form zu bezeichnen, wie
bei der Musik durch „unmusikalisch" oder „Mangel an
Gehör".

Wird nun auch nicht zu leugnen sein, daß in der
That der Dilettantismus hinter wirklichem Künstlertum
durch diese oder andere Züge zurückbleibt, so sind dies
trotzdem mehr nur die Schatten, die auf eine solche ur-
sprüngliche Thätigkeit des Menschen von einer eigens
entwickelten Lichtquelle her fallen. Er selbst wird eben
durch sie so sehr in den Schatten gestellt, daß es die
Gerechtigkeit erheischt, ihn auch nach seinen eigenen

von A. Spring.

Farben und Lichtern zu betrachten. Man müßte sich
geradezu wundern, wenn das Jahrhundert seit Goethe
keine Gelegenheit geboten hätte, ihm derart gerecht zu
werden. Wirklich hat sich eine solche gefunden: in Ham-
burg besteht seit zehn Jahren eine Bewegung zu Gunsten
des Dilettantismus, insbesondre des kunstgewerblichen,
und die vor zwei Jahren dafür gegründete „Gesellschaft
Hamburgischer Kunstfreunde" hat im Februar 1894
durch ihre dortige erste Ausstellung von Dilettanten-
arbeiten den Beweis für den Wert jener Bewegung an-
getreten. Wir können dem hier nicht mehr ins Einzelne
folgen, sondern nur unsere Freude bekennen, wenn in
jedem Sinn jedem das Seinige gegeben wird.

Distichen von Arthur Niger.

Neide bescheiden das Lob, wenn ein tüchtiges Werk dir ge-
gelungen.

Röte der Demut schmückt schöner denn Lorbeer die Stirn;
Doch gab, Größtes zu leisten, ein Gott dir, ihm gieb die
LH re;

Lig'ne Beräucherung wär's dann noch bescheiden zu thnn.

Ja, vielseitig entwickelst du dich, der Blume vergleichbar,

Deren gefüllter Kelch strotzet in farbiger Pracht;

Doch einfältigen Blüten erwächst die nährende Frucht nur,

Und die Beschränkung allein zeugt die lebendige That.
 
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