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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Riegel, Herman: Die Betrachtung der Kunstwerke, [2]
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur u. vervielf. Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0240

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Die Betrachtung der Kunstwerke. — Personal- und Atelier-Nachrichten.

,87


Dir Ermahnung. Von Alexander Golz.

einem Kunstwerke hintereinander ebenso verführen, der
Einundzwanzigste nicht mehr viel daran zu sehen hätte."
Solche und viele andere Unarten kann man täglich in
den Kunstsammlungen beobachten; allein es mag hier
nicht weiter in diese Sache eingegangen werden, da die
Gefahr entstünde, statt des einen Kapitels, das Goethe
in Aussicht nahm, ein ganzes Buch schreiben zu müssen.
Demjenigen übrigens, dem es an Bildung und Zart-
gefühl so fehlt, daß er sich nicht selbst sagen kann, wie
er sich den fein organisierten Gebilden der Kunst gegen-
über verhalten soll, würde auch ein solches Buch wenig
nützen.

L. LI. Berlin. Als Nachfolger des Geheimrats Jordan ist
Professor Vr. Hugo v. Tschudi zum Direktor der National-
Galerie berufen worden. Professor v. Tschudi, bisher als
Direktor-Assistent der Gemälde-Galerie an den Kgl. Museen
thätig, hat seine amtliche und schriftstellerische Thätigkeit bis-
lang nur der alten Kunst zugewendet. Umfangreiche Hand-
bücher hat er nicht verfaßt. Wir verdanken ihm aber eine
Anzahl feinsinniger Untersuchungen über italienische Plastik
und niederländische Malerei des 15. Jahrhunderts, die alle
Muster sicherer und eingehendster Stilkritik sind, lieber moderne
Kunst hat er nichts drucken lassen. Diese Jungfräulichkeit
mochte ihn gerade im gegenwärtigen Augenblick und gerade in
Berlin für den Direktorposten geeignet erscheinen lassen, weil
v. Tschudi keiner der streitenden Parteien verpflichtet ist.
Einer, der über neuere Kunst den Modernen günstig geschrieben
hätte, wäre den maßgebenden Kreisen hier als Direktor der
Nationalgalcrie greulich gewesen und geradezu als kompromittiert
erschienen. Mau hätte die Berufung eines solchen auch nicht
einmal wünschen können. Man wird voraussetzen dürfen, daß

v. Tschudi über alte und junge Kunst so denken wird, wie alle
unbefangenen Leute von einiger künstlerischer Bildung: er wird
das Gute der Alten anerkennen und das Gute der Jungen ohne
Vorurteil gelten lassen. Zunächst ist wichtigste Hauptsache, daß
v. Tschudi sich stets als ein Mann von bestem Geschmack erwiesen
hat. Wie er Bilder zu hängen versteht, zeigt der im neuen
Arrangement so prächtige Rubenssaal der Berliner Galerie. In
der Beziehung gibt die Nationalgalerie dem neuen Direktor Ver-
anlassung zu umfangreicher Thätigkeit. Neugierig möchte man
das nächste Schicksal der Corneliusschen Kartons erfahren, die
als riesige Pappendeckel den besten Raum in Anspruch nehmen.
Freilich mit einigem Recht. Denn, daran mag jetzt einmal er-
innert werden, die Nationalgalerie ist eigentlich nur gebaut worden,
um den Kartons von Cornelius, die man damals als Werke von
unvergleichlicher Bedeutung und von bleibendem Werte ansah,
ein würdiges Heim zu schaffen. Man sieht es der ganzen An-
lage des Baues an, daß die Corneliussäle dem Architekten als
Hauptsache erschienen, der sich das Untergeschoß und die Neben-
säle unterordnen mußte. Die Nebcnsäle, ein Kapellenkranz um
das Kirchenschiff, mußten für die kleineren Leute genügen, im
Hauptschiff aber sollte nur der eine und einzige große Cornelius
Platz finden. Diese unsinnige Bauanlage ist für die weitere Aus-
gestaltung der Nationalgalerie ein geradezu unüberwindliches
Hindernis. Ein frischer Zug wird in die Leitung der National-
galerie kommen, der freilich schon lange notthat. Der neue
Direktor kann der Sympathien aller Kunstfreunde von vornherein
sicher sein. — Zusammen mit dieser Erledigung der Direktorfrage
ist durch Kabinettsordre vom 29. Januar bestimmt worden, daß
die National-Galerie der Generalverwaltung der Museen unter-
stellt wird. Die Ankäufe für die Galerie werden wie bisher
durch das Kultusministerium nach Anhörung der in jedem Früh-
jahr und sonst nach Bedürfnis zusammentretenden Landeskunst-
kommission, der auch der Direktor der National-Galerie angehört,
bewirkt werden. iöWSs

— Budapest. Michael Munkacsy soll sich jetzt definitiv
entschlossen haben, von Paris nach hier überzusiedeln, um Ende
April die Stelle eines Generaldirektors der schönen Künste zu
übernehmen. Vor seinem Scheiden aus Paris wird er dort sein

2§»
 
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