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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0126

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Ladrll-ISlsrren.

V^cuerdings wird von England aus eine
Riesen-Reklame ins Werk gesetzt für
die von der Firma Eadett L Neall her-
gestellten Cadett Platten. Letztere sollen in
Bezug auf Empfindlichkeit alle deutschen
Fabrikate sehr erheblich übertreffen. Nun
ist es freilich nicht das erste Mal, daß von
ausländischen Interessenten derartige Be-
hauptungen aufgestellt werden. Leider ist
der Deutsche immer wieder dumm genug,
sein schönes Geld nach dem Auslande zu

senden, obgleich er längst durch Schaden
klug werden konnte. Die deutschen Brom-
silberplatten stehen zweifellos unübertroffen
da. Unterzeichneter wies wiederholt darauf
hin, daß z. B. die von vielen so gepriesenen
französischen Lumiere-Platten gegenüber-
deutschen Platten nicht nur keine Vorteile,
wohl aber erhebliche Nachteile besitzen.

Um die Cadett-Platte zu prüfen, nahm
Unterzeichneter eine Vergleichung der „Light-
ninz"- und „Extra-Rapid"-Marken mit
Platten von Westendorp L Wehuer vor.
Die Vergleichung geschah mit Hilfe eines
Seidenpapier-Sensitometers, d. h. einer
Glasplatte, auf welcher in 30 verschiedenen
Feldern 1—30 Lagen von weißem Seidcn-
papier aufgeklebt sind. Eine in jedem Felde
befindliche schwarze Ziffer giebt die Zahl
der Papierlagen an. Bei einem solchen
Sensitometer sind die Abstufungen in den
Feldern außerordentlich gleichmäßige. Als
Lichtquelle diente eine kleine Petroleumlampe,
die in zwei Metern Entfernung von der
unter dem Sensitometer zu belichtenden
Platte ausgestellt wird. Die zu vergleichen-
den Platten wurden unmittelbar nacheinan-
der unter demselben Sensitometer je 15
Sekunden belichtet und sofort nach der Ex-
position in derselben Schale mit Amidol
entwickelt. Die ausfixierten und getrockneten
Platten erwiesen sich in Bezug auf Schleier-
freiheit als gleichwertig; die Extra-Rapid-
Platle von Cadett hatte genau soviel heraus-

gebracht, wie die Platte von Westendorp L
Wehner. Die Cadettsche Lightning-Platte
zeigte ganz wenig mehr wie die vorgenannten
Platten; doch ist diese Ueberlegenheit eine
so geringfügige, daß sie praktisch kaum eine
Rolle spielt.

Um dem Einwande zu begegnen, daß
dergleichen Sensilometerproben keinen Rück-
schluß gestatten auf die Empfindlichkeit der
Platten in der Kamera, nakmen wir mit
den drei genannten Plattensorten auch noch
drei Vergleiche mit Hilfe der Kamera vor.

Bei völlig wolkenlosem
Himmel wurden die
drei Aufnahmen un-
mittelbar hinter ein-
ander gemacht mit ge-
nau gleich großer
Blende und gleich
langer Belichtungszeil.
Die hierbei gewonne-
nen Resultate stimmten
mit den unter dem Sen-
sitometer gewonnenen
Ergebnissen völlig
überein.

Kürzlich wurden
auch im Photochemi-
schen Laboratorium der
Königlichen technischen
Hochschule zu Berlin-
Charlottenburg durch
die Herren Löscher ff.

und Otto Bruns
Films von Cadett
und Neall geprüft
(Photogr. Mitteilun-
gen 1895, S.383). Nach dem Anschreiben sollte
die Empfindlichkeit dieser Films beinahe dop-
pelt so groß sein, als die jeder anderen Marke
auf dem Kontinente; außerdem sollten die-
selben merkwürdig frei von Schleiern sein. Die
Vergleichung geschah mit Extra-Rapid-Platten
von Sachs. Nr. 1 der Films zeigte sich
den Sachsplatten in der Empfindlichkeit
unterlegen, Nr. -2 kam ihnen beinahe gleich,
d!r. 3 übertraf sie im Verhältnis von 1
zu 1,4. In Sauberkeit der Schicht standen
die Films gegen die Sachsplattcn zurück.
Mancher Film arbeitete schleierig und zeigte
Punkte und Flecken in der Schicht. Das
war also die nach englischen Begriffen
doppelt so große Empfindlichkeit und die
merkwürdige Schleierfreiheit des englischen
Fabrikates! v-Neuhauß.

Uebcrmslcnvoii Photographien mir nach-
folgender Entkernung dcp photographi-
schen Vildep.

ür gewisse Zwecke ist es von Nutzen,
Photographien mit Zeichenfeder oder
Pinsel zu übermalen und dann das photo-
graphische Bild zu entfernen, so daß nur die
Feder- oder Tuschzeichnung übrig bleibt.
Um dies zu erreichen, schlägt Rudolf Rücker
(Weinheim folgendes Verfahren vor: Man
kopiert das Negativ aus Eisenblaupapier und
wäscht mit reinem Wasser, ohne Säure-
zusatz, aus. Das getrocknete Bild wird

mit Feder oder Pinsel übermalt und darauf
in einer zweiprozentigen wässerigen Pottasche-
lösung ausgewaschen. In diesem Bade ver-
schwindet das blaue Bild vollständig und
nur die Uebermalung bleibt zurück. n.

vr. lliauterfg Verfahren zum kolorieren
von Photographien.

ei dem 2l. Stiftungsfeste des „Vereins
zur Pflege der Photographie und ver-
wandter Künste" in Frankfurt a. M.
(Oktober 1895) veröffentlichte Or. Rautert
aus Mainz sein Verfahren zum Kolorieren
von Photographien. Um im Bilde die ver-
schiedenen Farben zu erzeugen, benutzt
Or. Rautert bei derselben Kopie Tonung
mit Uran, Platin und Gold. Jedes dieser
drei Tonbäder muß an den Stellen, wo es
zur Wirkung kommen soll, mit dem Pinsel
aufgetragen werden. Zum Erzeugen der
rötlichen Fleischtöne wird das Uran be-
nutzt. Man muß bei der Handhabung des-
selben sehr vorsichtig sein, da bei zu langer
Einwirkung des Urans das Bild förmlich
weggefressen wird. Um schwarze Töne her-
vorzubringen, kommt Platin zur Anwendung.
Zu den braunen, blauen und violetten
Färbungen verhilft das Goldbad. Man
kann mit diesen Hilfsmitteln fast alle
Farbentöne ins Leben rufen, mit Ausnahme
von Gelb und Grün.

Die von vr. Rautert in Frankfurt vor-
gelegtcn, nach obiger Methode kolorierten
Bildnisse zeigten eine ganz ausgezeichnete
Farbenwirkung und legten ein vollgiltiges
Zeugnis ab für die Lebensfähigkeit des
Verfahrens. x.

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:

Or. R. Neubauß. Berlin, ^V., Landgrafenür. Ol-

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Rröakliollslchluß 23. Nov. l88s. — Lusgabt 5. Srr. I88s.

llnhalt des lecbüen tzeftes: rert^ vr. Richard
Graul. Adolph Mensel. — Ansprache Kai>'er
Wilhelms II. an Adolph Menzel. - Georg
Fucks Friedrich Nietzsche und die bildende Kunst.
(Schlntz.) — Weibnachlsbücherschau. >111) — Per-
sonal- u Ateliernachrichten rc. — Ter Amatenr-
Photog'apy. - Disderbeisagen: Adolph
M e n z e l. Friedrichs des Grohen Tafelrunde in
Sansiouci. — Derselbe. Christus als Knabe
im Tempel. — Derselbe. Am Rakoczy-Brunnen
m Kmmgen. - Derselbe. Auf der Fahrt durch
schöne Natur.

Mühlenschleuse bei Gossensatz.

Aufnahme von F. Lichte nstein in München.

Herausgeber: Friedrich pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwär tz.
 
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