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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Graul, Richard: Adolph Menzel: zum 80. Geburtstag des Meisters, 8. Dezember 1895
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Ansprache Kaiser Wilhelms II. an Adolph Menzel: bei einem ihm zu Ehren am 13. Juni 1895 in Sanssouci veranstalteten Kostümfest
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0111

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Adolph Menzel, von Vr. Richard Graul.

seine zeichnerische Mitteilung hat Gedankenwert, weil in ihr die reife Gedankenarbeit eines für die Beobachtung
der Welt ungewöhnlich begabten Menschen beschlossen ist.

Aber noch ein anderer Zug ist bei Menzel mit merkwürdiger Deutlichkeit ausgesprochen. Es ist der
Zug jener geistreich ironisierenden Weltbetrachtung, der auch Friedrich dem Großen eigen war. In den
Gelegenheitszeichnungen Menzels, in den Vignetten zu den Werken Friedrichs des Großen, tritt diese witzige
Ader mit siegender Gewalt zutage. Es hat etwas scharfes, norddeutsches, dieses Geistreichtum, das selbst in
seiner künstlerischen Handschrift erkennbar wird.

Alle diese Eigenheiten hat Menzel bei Zeiten ausgebildet. In den Fünfzigerjahren schon ist er ein Meister.
Unbekümmert um das Auf und Ab der künstlerischen Richtungen um ihn her, ist er seiner Natur, seinem Ingenium treu
geblieben, immer studierend, beobachtend, Neues und Altes, und immer mit dem Ziele, wahrhaftig auszudrücken, was
seinen Augen sich darbietet. Gering sind die Wandlungen seines Stils gegenüber der Beständigkeit seiner künstle-
rischen Grundanschauung. Er ist sich treu geblieben bis zum heutigen Tage. Rastlos hat er das Feld seiner künstle-
rischen Arbeit erweitert, vergangene Tage wieder aufleben lassen, die moderne Welt nach allen Richtungen durch-
forscht, in allen Mitteln der Malerei erfolgreich geschafft, ein unermüdlicher Arbeiter bis zum heutigen Tag.

Deutschland feiert in Menzel aber nicht allein einen seiner größten Meister, der in das kleinliche
Treiben unserer Tage wie ein Heros hereinragt, es feiert auch einen seiner nationalsten Meister, der mit gut
deutschen, schlichten, genauen, gründlich wahrhaften Bildern deutscher Art uns beschenkt hat, und der stolze
Zeiten der Vergangenheit mit unvergeßlichen Zügen unserem Gedächtnis eingeprägt hat.

Hochaltar in der Pekerskirche zu Salzburg, von Adolph Menzel (zgrz)

Das Original in der Galerie Behrens, Hamburg.

Ansprache Ltaiser Wilhelms II.

Adolph Wenzel

„Der Maler Menzel angekommen"

Hat heut' die Thorwacht rapportiert,

Wir haben den Bericht vernommen
Und sind aufs höchste enchantiert,

Denn wohl geziemt's uns, den zu ehren,

Der, wie es männiglich bekannt,
von Preußens König, Preußens Heeren
Uns Bilder gab mit Meisterhand,

So geistverwandt, so zeitverständig,
von höchster Künstlerkrast geweiht,

Daß sie urkrästig und lebendig
Noch strahlen werden fernster Zeit.

In Tagen noch, wo slach das Leben
Sich hinschleppt, aller Kühnheit bar,

Ivird Menzels Griffel uns erheben,

Denn Heldengröße stellt er dar.

Und wie vor seinem sichren Blicke
Lebendig die Vergangenheit
Neu auserstand, schau' er zurücke
Heut' auf entschwund'ne Herrlichkeit! —

Im Reifrock, Puderhaar und Spitzen
Erblick' er manche Schöne hier,

Und wie die Feueraugen blitzen
Manch' wohlbezopstem Gsfizier.

Betracht' er's nur, er soll gestehen,

Wie cs so flimmert, prangt und strahlt,

Es ist ein Bild wohl anzusehen,

Den schönsten gleich, die er gemalt.

Ja, schau' zurück, gewalt'ger Meister,

Hu dieser Zeiten Zaubcrglanz,

Zu dieser Zeit der Heldengeister,

Die Dir gebracht den ersten Kranz!

Du hast sie liebevoll umfangen
Im ersten Drange Deiner Kraft,

Wie hohe Werke Dir gelangen,

Hier wurzelt Deine Meisterschaft.

Du Greis, in vollster Mannesstärke
Erhalt' Dich Gott uns manches Jahr.

Und gib uns neue Iugendwerke
Umrauscht von Preußens Königsaar I

So thut Euch Euer König schätze,i,

Mein Meister Menzel lieb und wert
— Ich habe nichts hinzuzusetzen —'

Nun schauet selbst, wie er Euch ehrt!"
 
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