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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0406

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-tlleue Schnrllseher.

/gegenwärtig werden in verschiedenen
größeren Städten Schnellseher gezeigt,
bei denen man die Bewegungsbilder auf
einen weißen Schirm profiliert. Im
vorigenJahre erregte das Edison'sche Kineto-
skop großes Aufsehen. Bei demselben
findet jedoch eine Projektion nicht statt; man
betrachtet hier die kleinen, auf einem
schmalen Filmstreifen angebrachten Bilder
durch eine schwach vergrößernde Lupe- Von

In drr Hrrbstsvnne.

einer Projektion nahm Edison Abstand, weil
das genaue Aufeinanderpassen der einzelnen
Teilbilder erhebliche Schwierigkeiten bereitet.
Nimmt das nächstfolgende Bild nicht genau
die Stelle des vorhergehenden ein, so
zittern die Bilder auf dem weißen Schirm
in unerträglicher Weise hin und her. Die
Unruhe macht sich natürlich bei den sehr
kleinen Bildern, wie man sie im Kinetoskop
sieht, viel weniger bemerkbar,

Gegenwärtig nimmt besonders der von
den Gebrüdern Lumwre erbaute Apparat
unsere Aufmerksamkeit in Anspruch. Bei
demselben dient eine elektrische Bogenlampe
als Lichtquelle für die Projektion. Die sehr
kleinen Originalbilder — in jeder Bewegungs-
reihe etwa 400 bis 700, im Format
1V,X2 c>» — befinden sich wie beim
Kinetoskop auf einem langen Filmstreifen.
Letzterer wird während der Aufnahme sowohl,
wie während der Vorführung durch eine
mit Kurbel versehene Welle gedreht, hierbei
jedoch derart sprungweise verschoben, daß
er in der Sekunde 15 mal vor dem
Objektiv zum Stillstände kommt.

Die einzelnen Streifen brauchen zu
ihrem Ablauf 30 bis 45 Sekunden. Die
vorgeführten Bewegungsbilder sind zum
Teil von außerordentlicher Naturwahrheit:
Auf sturmbewegter See rudert ein Fischer
hinaus; die heranrollenden Wogen, aufs

deren Kämmen das Boot tanzt, sind mit
wunderbarer Treue wiedergegeben. Ein
anderer Filmstreifen zeigt das Menschen-
gewoge vor der Börse zu Marseille: Fuß-
gänger hasten vorüber, Kutschen, Droschken,
Geschäftswagen und Pferdebahnen kommen
und fahren weiter. Wieder eine andere
Bilderreihe veranschaulicht das Leben in
einem Zimmer-Aquarium, in dem sich
allerlei Getier munter tummelt. Fernerhin
sehen wir spielende Kinder, schwimmende
Schwäne, eine durch
Arbeiter zum Ein-
sturz gebrachte Mauer
u. s. w.

Die genaue Deck-
ung der einzelnen
Bilder einer jeden
Reihe konnte Lumiere
mit seinem Apparate
nicht erreichen.
Immerhin ist das
hier Geleistete be-
wunderungswürdig.
Das Zittern der Be-
wegnngsbilder wirkt
am störendsten, wo
festes Gemäuer,

' Felsen und derglei-
chen, nur bei Erd-
beben in Bewegung
geratende Dinge, im
Bilde vorhanden sind.

Der andere der
gegenwärtig gezeigten
Apparate dieser Art,
(Jsola-Patent, Paris)
steht hinter dem Lu-
'uttgart. mwre'schen Apparate

erheblich zurück. Das
Zittern der Bilder ist
hier noch ein viel stärkeres und die Beweg-
ungen vollziehen sich zumeist eckig und
sprungweise. Auch scheinen die Filmstreifen
nicht sauber behandelt zu sein: Allerwärts
durchschießen Helle und dunkle Flecke das
Bildfeld, welche den Gesamteindruck unge-
mein beeinträchtigen. Bei mehreren der
Filmstreifen machte man den Versuch!
mit Kolorieren. Die Wirkung der Farbe
ist eine recht günstige und verdient dies
Verfahren Nachahmung.

Die Lnrwicllclung in der Vrojcklionß-
Isterne.

Istm das Erscheinen des Bildes beim
^ Entwickeln einem größeren Kreise von
Zuschauern vorzuführen, verfährt man nach
Liesegang folgendermaßen: Eine schmale
Glasküvette wird zwischen Kondensor und
Objektiv geschoben. In denselben schüttet
nian die Entwickelungslösung (am besten
eignet sich für diesen Zweck das im Handel
befindliche Aristogen) und taucht in diese
die unter einem Negativ belichtete Platte.
Hochempfindliche Platten sind hierfür natür-
lich nicht zu verwenden, da das Licht der
Projektionslaterne sie beeinflußen würde.
Sehr gut eignen sich hierfür aber Liese-
gangs Aristotyp-Platten. Dieselben ent-
wickeln sich im Aristogen-Entwickler in 3
bis 4 Minuten zu voller Kraft. Auf dem

' Projektionsschirme läßt sich das Fortschrei-
ten der Entwickelung vortrefflich verfolgen.

Bücherschau.

Jahrbuch für Photographie und Re-
Produktionstechnik für das Jahr 1896.
Herausgegeben von Prof. vr. I. M. Eder. Verlag
von W. Knapp. Halle a. S. Mil löö Holzschnitten
und Zinkätzungen im Text und 28 Tafeln. Das
s Edersche Jahrbuch ist diesmal wieder ungewöhnlich
reichhaltig, sowohl in Bezug auf Inhalt, wie aur
Abbildungen. Den ersten Teil bilden 53 Original-
beiträge. Wir finden hier, wie in früheren Jahren,
die allerersten Namen, z. B. A. v. Hübl, Valenta,
H. W. Vogel, Viktor Schumann, L. Schrank u. a.
Den zweiten Teil bildet der Ueberblick über die Fort-
schritte der Photographie in den beiden letzten Jahren.
Man findet hier in gedrängter Kürze alles zusammen-
gestellt, was neuerdings auf dem Gebiete der Photo-
graphie veröffentlicht wurde. Dieser Abschnitt ist für
jeden, der auf photographischem Gebiete etwas leisten
will, von außerordentlichstem Werte, da man sich
hier leicht über das bisher Geleistete unterrichten
kann. Die in Zinkätzung. Lichtdruck und Helio-
gravüre ausgeführten Tafeln zeigen eine Reihe be-
merkenswerter Aufnahmen. Es finden sich darunter
auch verschiedene photographische Farbendrucke.

RrieNrasten.

Abonnements-Quittung und Angabe der Adresse nötig.

Herrn L. F. in Potsdam. Das Photographieren
auf der Berliner Gewerbe-Ausstellung ist Monopol
des „Verbandes für Photographie". Genannter
„Verband" gestattet aber den Amateuren, daselbst
Aufnahmen zu machen, und zwar unter folgenden
Bedingungen: Für die Tageskarte ist 10 M. zu
zahlen (Wochenkarte 20 M.. Monatskarte 50 M.).
Die Aufnahmen dürfen nach keiner Richtung hin zu
irgend einem Zwecke verwertet werden und ist für
jeden Fall des Zuwidcrhandelns eine Konventional-
strafe von 300 M. an den „Verband" zu zahlen.
Von sämtlichen Aufnahmen ist innerhalb acht Togen
an den „Verband" ein Belagexemplar gratis cinzu-
liefern. Von dieser Erlaubnis sind aber die am
meisten malerischen Teile der Ausstellung: „Alt-
Berlin" und „Kairo" ausdrücklich ausgeschlossen. In
.Kairo" wird dem Amateur das Photographieren
unter keinen Umständen gestattet. In „Ait-Berlin",
wo Ottomar-Anschütz das Aufnahme-Monopol besitzt,
gkstattet letzterer den Amateuren das Photographieren
für eine Tages-Abgabe von 3 M.

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:
vr. R. Neuhauß, Berlin, VV., tandgrafenstr. ff.

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llcdaklionslchluß 27. Juni 1896. — Ausgabe 9. Juli 1896.

Inhalt des zwanzigsten -bestes:

Paul Schultze-Naumburg, Die Internationale
Ausstellung 1896 der Secession in München. (II.) —
JaroSpringer. Die Internationale Jubiläums-
Kunstausstellung in Berlin 1896. (III.) — Personal-
und Ateliernachrichtenrc. rc. — Der Amateur-Photo-
graph. — HLitderSeitagen: Julius Exter.
Bildnis der Frau G. — Ludwig Herterich. Ein
Sommer-Abend. — Arthur Hopkins. Nach
fernen Landen. — Alexander Zezzos. Auf
dem S. Marcusplatz in Venedig.

Herausgeber: Friedrich pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwär tz.
 
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