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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Freihofer, Alfred: Die Zweite Internationale Gemälde-Ausstellung in Stuttgart
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Von römischer Kunst: (Pradilla, Serra, Sartorio, Sommer, Fuchs, zwei deutsche Sonderausstellungen, im Deutschen Künstlerverein)
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2(6 Die Zweite Internationale Gemälde-Ausstellung in Stuttgart, von A. Freihofer. — von römischer Kunst.

Leipzig darstellend und für das Leipziger Museum be-
stimmt, im Vordergrund des Interesses, ist aber nicht
so unbestritten, wie frühere Werke von ihm. Wir haben
hier nicht Raum zu einer eingehenden Kritik, vermuten
auch, daß der Künstler zu einer Überarbeitung des Vorder-
grunds seines Bildes bereits entschlossen ist. Ein sehr
fein abgetöntes Bild hat Friedrich Keller, der Meister
breiter Pinselführung, gebracht, eine „Grablegung", die
man leider zu hoch gehängt hat. Von H. Pleuer ist
ein sehr schönes Dämmerungsbild da, von O. Reiniger
sind noch Bilder zu erwarten. Auch sonst zeigt sich die
Stuttgarter Kunst sehr produktiv und größtenteils auch
sehr tüchtig; von dem greisen 86 jährigen H. v. Rüstige
und dem bald 80 jährigen P. F. Peters bis zum
Jüngsten, dem 1872 geborenen Leo Bauer, von dem
auch das Stuttgarter Plakat stammt, haben sie alle das
Ihrige beizutragen versucht; bei dem Charakter der Aus-

stellung als einer internationalen und den beschränkten
Räumen konnte nur eine verhältnismäßig kleine Auslese
gemacht werden.

Wir haben gelegentlich der Ausstellung von 1891
an dieser Stelle den Wunsch ausgesprochen, die württem-
bergischen Künstler möchten sich wieder einmal, wie 1881,
zu einer eigenen Ausstellung, etwa unter Zuziehung der
in München, Karlsruhe u. s. w. angesiedelten Schwaben
vereinigen. Heuer, wo Stuttgart ein Ausstellungsjahr
auf fast allen Gebieten hat, wäre eine besonders
günstige Gelegenheit dazu gewesen. Was die Herren
leisten können, würde den Erfolg einer solchen Aus-
stellung hinreichend verbürgt haben, aber — je kleiner
die Verhältnisse einer „Kunststadt", desto größer die
persönlichen Händel und Zerwürfnisse; so kam's auch
diesesmal nicht dazu und wird wohl nicht so bald dazu-
kommen.

Von römischer Aunst.

(Pradilla — Terra — Sartorio — Sommer — Fuchs — Zwei deutsche Souderausstellungen — Im Deutschen

Künstlerverein.)

n unseren „Studios" herrscht reges Leben und bei
vielen unserer Künstler finden wir teils fertige,
teils angefangene Werke, die hohes Interesse verdienen.
Da sind die Spanier Pradilla und Serra, die beide eine
Anzahl Gemälde vollendet haben: Pradilla eine Episode
aus demVolkslebenTerracinas,

Serra zwei Landschaften aus
den Pontinischen Sümpfen, wie
immer voll tiefer Stimmung
und von dem poetischen Gift-
hauche der unseligen Gegend
durchweht.

Entzückend ist ein Genre-
bildchen Serras, das zwei geist-
liche Herren bei den behaglichen
Freuden der Verdauung dar-
stellt. Die einfache, aber mit
wunderbarem Fleiße der De-
tails ausgesührte Scene spielt
in der Sakristei hinter dem mit
den Ueberresten der Mahlzeit
bedeckten Tische. Hier ist alles
fein und scharf, nirgends fehlt
auch nur ein Strich, bis auf die
am Boden liegenden Papier-
schnitzel oder die Stickereien der
Tischdecke. — Der zum Pro-
fessor zu Weimar ernannte
Sartorio hat fast alle seine
Bilder und Skizzen bereits nach
Deutschland schaffen lassen. Im
Studio des jungen Künstlers
befinden sich nur noch die aller-
dings gewaltige Skizze einer
auf einem Meer von Menschen-
leibern schreitenden Gorgo; die
geniale Skizze eines flammen-
durchlohten Bacchanals mit
Tiger bändigenden Bacchan-

tinnen; die Skizze einer wie Cypria aus dem Meere
steigenden Seegöttin u. s. w. Ta Sartorio alljährlich
eine Zeit lang in Rom zubringen wird, so behält er
auch sein hiesiges Atelier. — Von Bildhauern er-
wähnen wir heute nur Prof. Sommer und E. Fuchs.

Der Letztere, ein Schwager
G. Freytags, wurde kürzlich
durch den Besuch der Königin
ausgezeichnet, die Fuchs' „Mär-
tyrin der Liebe" oder „Am
Schandpfahl" in Augenschein
nahm. Die lebensgroße Gruppe
stellt ein an ein Kreuz gebun-
denes junges Weib dar, die im
Todeskampfe noch mit letzter
Kraft ihr kleines Kind an die
Brust drückt. Der Ausdruck der
Unglücklichen ist ergreifend, die
Ausführung vortrefflich. Das
Werk geht unseres Wissens nach
Berlin. Professor Sommer
arbeitet zur Zeit an einer präch-
tigen Grabfigur (der Glaube)
für das Grabmal Herzog Ernsts
von Koburg. Von römischen
Sonder-Ausstell ungen
dürften zwei für das deutsche
Publikum Beachtung verdienen:
die von Hermine v. Preu-
schen, die alljährlich „aus-
stellt", und die der deutschen
Künstler im Palazzo Serlupi,
an der sich einige zwanzig Lands-
leute beteiligt haben. Da ist
— wir sprechen vom Palazzo
Serlupi — eine heitere mytho-
logische Genreszene, ganz plein-
airistisch gehalten von Max
Fleischer: „Amor mit Nym-

Krieger-Denkmal in Bremen, von Philipp Keil.
 
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