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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Freihofer, Alfred: Die Zweite Internationale Gemälde-Ausstellung in Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0275

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von Alfred Freiherr.

2lZ

Defizit empfunden wird, als dies vor fünf Jahren der
Fall gewesen wäre. Es ist eben seitdem nichts Epoche-
machendes, Zwingendes von dort mehr ausgegangen, und
mit der Alleinherrschaft der Kunst, die an der Seine ge-
macht wird, ist es allem nach vorbei. — Die nordische
Kunst ist nicht in einer geschlossenen Gruppe vorhanden;

einseitig, daß wir nicht freudig anerkennen wollten, daß
die älteren Meister dazu nicht weniger beitragen, als
die kaum entwickelten und noch in der Entwicklung be-
griffenen Künstlergruppen. Wenn man etwa vor dem
fein empfundenen Bildchen der hl. Cäcilia von F. A. v.
Kaulbach oder der ägyptischen Maria von Gabriel

doch hat Herr Seeger wenigstens einen Thaulow und Max, der Prinzessin Klementine von F. v. Lenbach,

einen Liljefors
gesandt; k ein Zug-
stück aber, das neben
Herkomers drei Er-
bauern seines Hauses
vom Publikum am
meisten bewundert
wird, erhielt die Aus-
stellung in des Russen
Rep in „Freien
Kosaken", die von
München 1895 her
bekannt sind.

Was die ita-
lienisch -sp anische
Kunst anlangt — die
letztere beschränkt sich
ausschließlich auf die
spanische Kolonie in
Rom — so beziehen
wir uns auf die oben
gemachte Andeutung;
von einigen flotten
Pastellen und Aqua-
rellen und dem so gar
nicht italienischen G.

Segantini abge-
sehen, sind es die
Herren, die man
immer und überall
begegnet, die auch
den Weg nach Stutt-
gart gefunden haben
und von denen nichts
Neues zu sagen ist.

Leider kann man
auch von der öster-
reichischen Kunst,
die mit 31 Künstlern
und 40 Werken all-
zureichlich vertrete»
ist, nichts anders
sagen, als daß sie die
Erfrischung durch
neue Kräfte, die man
ihr so herzlich wün-
schen möchte, noch immer vermissen läßt.

Umso erfreulicher ist es, von der vortrefflichen
Repräsentation der deutschen, und nicht zum mindesten
der einheimischen schwäbischen Kunst zu berichten. Die
nach unserer Meinung zu weit ausgedehnte Gastfreund-
schaft, die man insbesondere den Berlinern gewährt hat,
vermag den Eindruck nicht zu trüben, daß der Baum
der deutschen Kunst jetzt wieder in Wurzeln und Ästen,
Blüten und Früchten gesünder und lebensfrischer dasteht,
als' seit langer, langer Zeit. Und wir sind nicht so

^ieges-Drnkmal in Hannover, von Hermann volz.

dem Kardinal von L.
v. Löfftz und ähn-
lichen Bildern steht,
dann braucht es nicht
einmal der von den
Jüngeren für sich in
Anspruch genomme-
nen Namen eines
Menzel, Böcklin
oder Lei bl (von
denen insbesondere
der letztere zusammt
dem ihm verwandten
Trübner vorzüglich
vertreten ist), um zu
erkennen, daß aus dem
Streit des Tages das
Gute, das vor zehn,
zwanzig und dreißig
Jahren geschaffen
wurde, unversehrt in
seiner Geltung auf
eine dankbare Nach-
welt übergehen wird.
Bonden Neueren kann
man insbesondere F.
von Uhde auf der
Stuttgarter Ausstel-
lung in seinen jüng-
sten Wandlungen stu-
dieren; zu der Wohl
ein Jahrzehnt alten
Bergpredigt kommt
die schon in seiner
neuen Art gemalte
Flucht nach Ägypten,
das Gespräch mit Ni-
kodemus und als be-
deutendstes seiner letz-
ten Werke die Grab-
tragung. Fr. Stuck
ist leider sehr unge-
nügend vertreten;
im allgemeinen aber
kommt die Münchener
Secession in einer
Reihe ihrer besten Leute, die wir hier nicht alle aufzählen
können, in gebührender Weise zur Geltung. Von Düssel-
dorfern seien nur E. v. Gebhardt und G. v. Boch-
mann, von Berlinern Liebermann und Vilma Par-
laghy, von Karlsruhern Schönleber und Volkmann
genannt; auch der neu aufgetauchte Stern der Worps-
weder leuchtet durch die Säle.

Was die Stuttgarter anlangt, so steht für die
einheimischen Beschauer ein neues großes Bild von
Robert Haug, eine Episode aus der Schlacht bei
 
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