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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Preis-Ausschreiben - Vermischte Nachrichten - Kunstlitteratur u. vervielf. Kunst
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Ausstellungen und Sammlungen.

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Genien begleitet", welches der Künstler im ehemaligen L.
Brentanoschen Hanse in Frankfurt ausgeführt hat und welches
von der genannten Familie dem Institut neuerdings zum Ge-
schenk gemacht worden ist. lesess

). 8. Berlin. Dem am 28. Mai 1895 verstorbenen
Maler Albert Brendel hat die Direktion der Nativnalgalerie
jetzt im zweiten Corneliussaal die übliche Gedächtnisausstellung
eingerichtet. Brendel war Schafmaler und als solcher mit Recht
bei uns wohlgeschätzt. Nur ging es ihm, wie so manchem Maler,
der ein ganzes Leben der künstlerischen Behandlung eines ein-
zigen Tieres widmet. Er hat seinem bevorzugten Tier em-
pfindungsvollen Ausdruck und beinahe menschliche Züge verliehen.
Brendel wußte seinen
Schafbildern aber auch
allgemeinen künstleri-
schen Gehalt zu geben,
der seinen Bildern auch
über das Schafige hin-
aus Wert giebt, so wenn
er die dichte Staubwolke
malt, die die auf der
Landstraße trottende
Herde aufwirbelt, oder
die heiße Schwüle, die
über der sonnigen Weide
zittert, oder die dumpfe
Luft des Schafstalles.

Das hat Brendel in Bar-
bizou gelernt, mit einem
weichen und schmieg-
samen Anpassungsver-
mögen hat er sich von
den kräftigen Fontaine-
^bleauern ungeeignet,
was er nur seiner un-
gleich zartern und un-
selbständigem Natur
hinzufügen konnte. Hier
in Barbizon lebte er
seine beste Zeit bis zum
Kriege, der ihn zur Rück-
kehr nach Deutschland
zwang. So gut wie in
dieser französischen Pe-
riode hat er später nicht
mehr gemalt. Er wurde
nicht mehr recht heimisch
in der deutschen Kunst
und ging zurück, weil
ihm das stimulierende
Vorbild der Barbizoner
fehlte. Zuletzt hat er
gar noch versucht, sich
auf seine Weise mit der
Freilichtmalerei ausein-
anderzusetzen. Eine
Nymphe am Waldbach
und eine unvollendete
weidende Schafherde, die letzte Arbeit des Künstlers, sind die wenig
glücklichen Proben dieser letzten Phase Brendels. Wie weit aber
stehen diese Arbeiten hinter den Bildern der Barbizoner Zeit.

ü. kr. München. Im Kunstverein waren unlängst
zwei Telbilder von dem als Kupferstecher ja mit Recht berühmten
Professor Raab ausgestellt, die als gelungene altdeutsche Charakter-
köpfe alle Achtung verdienen. Es sind ächte Nürnberger Philister
wie sie, gottselig und sehr sparsam, zu Meister Dürers Zeiten
dort herumliefeu und heute noch ähnlich da zu entdecken sind.
Lindner hat dann einen, den neuerdings so vielgenannten
Prinzen Ludwig darstellenden Stich ausgestellt, welcher den hitzigen
Herrn auch recht glaubwürdig und charakteristisch wiedergiebt.

8. bl. Berlin. Aus dem der Akademie der bildenden
Künste zugefallenen Anteil des Reinertrages der vorjährigen
Kunstausstellung, der sich auf 43 500 Mk. belief und satzungs-
gemäß zum Ankauf von Kunstwerken verwendet werden muß,
sind auf der heurigen Ausstellung die nachstehenden Ankäufe er-
folgt. Von plastischen Werken wurden ausgewählt: Die Reiter-
figur eines Hunnen von Erich Hösel (Dresden) und die Gruppe
„Nach dem Sündenfall" von Nikolaus Geiger (Berlin).
Beide Skulpturen sind in Bronze-Aussührnng angekauft. Ferner

hat die Ausstellungskommisjion aus demselben Fonds die
folgenden acht Gemälde erworben: „Todesstunde" von Adolf
Männchen (Danzig), „Sommersonne" von Evariste Carpen-
tier (Belgien), „Die Familie" von Gari Melchers (Paris),
„Die Wahrheit" von George William Joy (London), „Vom
Altar nach der Arena" von Rosello Luque (Rom), „Madonna
auf dem Throne" von Heinrich Nüttgens (Düsseldorf), „Am
Schöneberger Ufer" von Julius Jakob (Berlin) und „Mond-
aufgang" von Wilhelm Feldmann (Berlin). Hierzu kommt
noch eine Reihe graphischer Arbeiten. Die Kunstwerke werden
später öffentlichen Sammlungen überwiesen. les44l

44. O. Antwerpen. Die Frühjahr-Ausstellungen haben

uns hier in diesem
Jahre recht wenig ge-
bracht, was bei den
zahlreichen Ausstellun-
gen, die in Belgien so-
wohl als im Auslande
sehr früh eröffnet
wurden, nicht Wunder
nimmt. Die Haupt-
anziehung übt noch
immer der Saal Vertat
aus. Da folgt eine Aus-
stellung der anderen.
Fast in jeder Woche
etwas Neues. Von den
zahlreichen Sonderaus-
stellungen verdient die
des Tiermalers Piet
van Engelen, der
ein Schüler des großen
Berlat ist, besondere
Erwähnung. Die
eigenartige, interessante
SammlungdiesesKünst-
lers bestand aus nicht
weniger als 57 ausge-
führten Bildern. Ab-
gesehen von einigen fi-
gürlichen Darstellungen
und einigen vorzüglichen
Stillleben waren es
hauptsächlich Sceneu
aus dem Tierlebeu,
unter denen Schilde-
rungen des Hühnerh ofes
sich wieder auszeichne-
ten. Die Bilder sind
vortrefflich gemalt und
von außerordentlicher
Frische in der Farbe.
So ein Hahnenkampf
von van Engelen ge-
schildert ist etwas Köst-
liches- Ein Gemälde,
wie das mit den Wor-
ten: „Viel Geschrei um
Nichts" bezeichnet^ erfreut und muß unseren Beifall finden: es
zeigt einige junge Entchen, die vor einer kleinen Flußschildkröte
die Flucht ergreifen. Die Tierchen sind wahrhaft der Natur
abgelauscht, jedes ein Meisterwerk von Charakteristik. Mit so
viel Geschick und solch köstlichem Humor sieht man selten den
Geflügelhof geschildert. lb?)

— München. Auf den beiden hiesigen Ausstellungen
wurden vom bayerischen Staat bislang die nachstehenden
Erwerbungen vorgenommen: Im Glaspalast: Philipp
Röth „Aus der Umgebung Münchens", Aug. Splitgerber
„Abend"; beider Secession: Giovanni Segantini „Pflügen",
Hugo Frhr. von Habermann „Mönch", Ludwig Herterich
„Ein Sommer-Abend" (abgebildet in diesem Heft) und Leopold
Graf v. Kalckreuth „Regenbogen".

V. Gothenburg. Am 19. Juni wurde hier die Nor-
dische Kunstausstellung eröffnet, welche auch Prinz Eugen
von Schweden mit verschiedenen Gemälden beschickt hat. Im
ganzen umfaßt die kleine aber wertvolle und interessante Vor-
führung 418 Nummern, worunter 276 Telgemälde, 71 Aquarelle,
Pastelle, Miniaturen und Zeichnungen, 39 Bildhauerarbeiten,
22 Kunstgegenstände und 10 Architektur-Entwürfe.

Or. Georg Hirkh. von Leo Samberger.

Internationale Kunstausstellung 1696 des Vereins bildender Künstler (Secession) zu München.

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