Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0399

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ausstellungen und Sammlungen.

5,4

„Zephyr und Sturm"). In derselben Abteilung brilliert der
junge Em. Orlik durch seine „Original-Radierungen". Der
Zauber der Radierstistführung bleibt ihm aber auch bei seinen
Oelmalereien eigen, ohne dem Effekte zu schaden, seine drei
Gemälde („Stilleben", „Der Schläfer", „Ein Schritt") sind wirk-
lich digniert. Bei Rolletschek ist gelegentlich seiner „Dämmer-
stunde" ein willkommener Fortschritt zu konstatieren. O. Rex
erdrückt seine guten Eigenschaften der Lichtführung u. s. w. durch
seinen seltsamen bräunlichweißen Kolorit von einem nüchternen
photographiehaften Eindrücke. Wenn wir noch von den Aelteren
den auch in München bekannten „Witwer" von E. K. Liska,
eine in Stimmung ausgezeichnete „Dämmerung" von I. Schika-
neder, die Marinen von B. Knüpfer, die Landschaften
Kirnigs und besonders die Bilder der jungen Landschafter
Holub, Radimsky, Brezina, Tomec, Engelmüller,
die aparten, pariserisch angehauchten Veduten von Zdenka
Brauner anführen,
so glauben wir zwar
nicht eine erschöpfende
Uebersicht der Prager
Kunstausstellung ge-
leistet, dennoch aber
das Bedeutendste der
heimischen Produktion
mindestens gestreift zu
haben. Zuzufügen
wäre nur noch, daß
die Plastik des Kunst-
hofes nicht nur An-
nehmbares, sondern
auch wirklich Vorzüg-
liches aufweist, na-
mentlich eine „Choden-
wache" vonL. Wurzel,

„Allegorische Figuren"
von F. Hergesell für
das Palais der Landes-
bank, von sehr schöner
Wirkung, eine reizende
„Dekorationssigur"
von St. Sucharda,
einen sehr gut behandel-
ten „Altvenezianischen
Pagen" von Al. Folk-
mann, eine Reiter-
statue der „Klasta" von
Raus und vortreff-
liche Porträtbüsten von
H. Kautsch, lbsstl

— Stuttgart.

Der Reingewinn
der 1896er Kunst-
ausstellung beziffert
sich auf rund 19000M.

Der Umsatz im Ver-
kauf von Kunstwerken
hat die Summe von
130 000 M. erreicht.

* Dresden. Das hiesige kgl. Kupserstichkabinett
hat eine Sammlung künstlerisch ausgesührter Plakate angelegt,
die in der zweiten Vierteljahrsansstellung 1896 dem Publikum
zur Schau dargeboten wurden. Das moderne Plakat ist zuerst
in Frankreich seit den 40 er Jahren ausgebildet worden und hat
dort ungeheure Fortschritte gemacht. Diese Entwickelung hat
dann zunächst auf England und Amerika befruchtend eingewirkt
und beginnt nun auch in Deutschland zu wirken. In Frankreich
sind die Plakate längst Gegenstand des Sammeleifers geworden,
in Deutschland war dieS bisher nicht möglich, weil es hier keine
künstlerischen Plakate gab. Die Kunstgewerbe-Museen zu Ham-
burg und Berlin faßten zuerst den Gedanken auf, auch bei
uns den Künstlern Anregung durch Sammeln ausgezeichneter
Vorbilder zum Schaffen mustergültiger Plakate zu geben; in
Dresden beschritt das kgl. Kupserstichkabinett denselben Weg. Es
soll sich übrigens bei dieser Sammlung nicht um alle Plakate
der Gegenwart und Zukunft handeln, sondern nur um eine Aus-
wahl des Besten, was bisher an künstlerischen Plakaten ent-
standen ist. Es kam nur darauf an, den Anfängen der
neuen Kunst die Beachtung zu schenken, die ihr als einem
wesentlichen Bestandteil der Bestrebungen unserer Zeit, einen

künstlerischen Monumentalstil zu schaffen, gebührt. Ter Schwer-
punkt der Sammlung liegt naturgemäß in den französischen Ar-
beiten, und unter ihnen stehen die elf Plakate vonkules Liieret,
in Paris oft der König der Affiche genannt, obenan. Die Aus-
wahl aus den gegen 900 Plakaten Cherets ist gut und zweck-
mäßig. Sein Hauptwerk sind die »Loulisses cke I'Operic-, „eine
Schar trippelnder Tänzerinnen in charakteristischer, von unten
ausgehender Beleuchtung, die sich mit zierlicher Leichtsüßigkeit nach
vorn bewegen." Andere berühmte Cheretsche Plakate sind die
der Serpentintänzerin Lote Füller, der Musikhalle des Eldorados
(ein blonder weiblicher Harlekin mit Schellenfußbändern und Tam-
bourin, der in flatterndem lichtgrünem Kleide vor einer roten
Scheibe nach rechts hüpft, der Lüttes Lbaumont, des Lalais cke
Llace (Schlittschuhtänzerin) u. s. w. Weiter sind zu erwähnen
Lucien Netivet, ^nguetio, LciAene Lrasset, Lei ix Vallotton, Lautet
cke dlonvel, Ilreogllile 8teinlen und besonders Henri cke l'o u -

louse-Lantrec, der
eigenartigste und per-
sönlichste unter allen
Plakatkünstlern. Von
ihm sind zwölf Plakate
vorhanden, darunter
sein Hauptwerk - Divan
sagonais-. 19 Plakate
fallen auf Belgien und
Holland (Lassiers,
dleunier, Iklieo van
L)-sse1beiglle u. a.), 15
auf England (Lodert
^.nninA-Lell, -Vudrex
Learcksle^ (st), Duckle;-
I larckx, Lbilip lVlax,
Älaurice Oreillenba^en
u. a.) 21 auf Amerika
(William Lrackley, Wil-
liam Largueville, diiss
Dtdel Leeck u. a.), 24
aus Deutschland. Unter
letzteren ragen hervor:
Franz Stucks bekannter
Minervakopf für die
Münchener Secession,
Richard Müllers Pla-
kat für Ernst Arnolds
Bildnisausstellung in
Dresden mit Hans
Thomas Signet der
Dresdener Sezessio-
nisten-Ausstellung,
ferner Plakate von
Greiner, Gysis, Hy-
nais, Röchling, Satt-
ler, Zumbusch, ganz
besonders aber Otto
Fischers (Dresden)
Plakat für die „Alte
Stadt" (Dresdener
Ausstellung 1896), ein
ausgezeichnetes Blatt von trefflichster Fernwirkung und Ludwig
von Hofmanns ernst und groß aufgefaßtes Plakat für die Freie
Berliner Kunstausstellung 1893.

Hch Frankfurt a.M. Im Städelschen Kunstinstitut
ist in Erinnerung an die unlängst gewesene sünfundzwanzig-
jährige Wiederkehr des Todestages von Moriz von Schwind seit
mehreren Wochen eine Ausstellung von Werken dieses Künstlers,
meist Aquarellen und Handzeichnungen arrangiert. Die Aus-
stellung nimmt im besonderen auf die Zeit Bezug, welche der
Künstler in Frankfurt a. M. zugebracht hat und während deren
er auch als Lehrer an der Kunstschule des Instituts thätig ge-
wesen ist. Es ist auf diese Weise ein recht reichhaltiges Bild von
der Thätigkeit dieses großen und liebenswürdigen Künstlers ge-
geben, Dank nicht zum wenigsten dem freundlichen Entgegen-
kommen einheimischer Privaten, die leihweise aus ihrem Besitz
dazu beigesteuert haben. Unter den geliehenen Gegenständen
befinden sich auch einzelne Werke, die bisher noch nicht öffentlich
ausgestellt waren, so u. a. zwei anmutige Aquarelle „Die treue
Schwester der sieben Raben" und „Das Myrtenfräulein" (nach
Clemens Brentano). Zu den weniger bekannten Sachen ge-
hört außerdem ein großes Deckengemälde „Terpsichore von zwei

Der Vorbote des Winkers, von Thomas Millie Dow.

Internationale Kunstausstellung ^896 des Vereins bildender Künstler (Secession) zu München.
 
Annotationen