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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Hann, Pauline: Zwei Porträtausstellungen in New York
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Preis-Ausschreiben - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur u. vervielf. Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0156

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Zwei Porträtausstellungen in New Nork. vo» p kann. — Personal- und Atelier-Nachrichten.

Chester Harding, der mit einem Satz vom Schildermaler
zum Porträtisten überging, Henry Dexter, der später auch
in England gefeierte Thomas Sully, sie alle scheinen ihre
Kunst anfänglich aus sich selbst geschöpft zu haben; ja
ihre ersten Bilder machen beinahe einen bedeutenderen
Eindruck als die später unter dem Einflüsse europäischer,
meist Londoner Maler entstandenen. Von Gilbert Stuart
befinden sich zwei seiner berühmten Washington-Bilder
in der Ausstellung, darunter auch das eine, zu welchem
er saß. Sie lassen es, trotzdem sie, was Technik
und Farbe betrifft, einwandfrei sind, doch bedauern,
daß der große Mann nur einen tüchtigen und nicht
einen großen Maler fand, der seine Züge der Nachwelt
überlieferte.

IV. Königsberg. An dem 100jährigen Geburtstage
ihres Begründers, Königs Friedrich Wilhelm IV. von
Preußen, ani 15. Oktober 1885, konnte infolge eines günstigen
Zusammentreffens die Königliche Kunstakademie in Königs-
berg, O.-Pr., die Feier ihres halbhundertjährigen Bestehens festlich
begehen. Es war zu Anfang des Juli 1845 gewesen, als der
Maler Ludwig Rosenfelder ans Berlin mit zwei Schülern,
die ihrem Lehrer nach der neuen Stätte seines Wirkens folgten,
in der alten Krönungsstadt am Pregel eintraf. Er war berufen
worden, hier, in dem einst von dem deutschen Ritterorden er-
strittenen und kolonisierten Preußenlande, in der Nordostmark
deutscher Kultur, der Kunst, und insbesondere der Malerei, eine
neue Pflanz- und Pflegestätte zu bereiten, eine höhere Kunst-
schule, nach Art der Düsseldorfer Akademie, ins Leben zu rufen.

Auf der Wirse, von L. Reyser.

sshotograpbieverlag der j?botograxbischen Union in München.

Die Anregung dazu war von dem Oberpräsidenten der Provinz
Preußen, Theodor v. Schön, ausgegangen. Nachdem der von
ihm besürwortete Bau einer Kunsthalle — die den Sammlungen
der Stadt und der Universität, sowie zugleich der seit 1790 be-
stehenden Kunstschule, der heutigen königlichen Kunst- und Ge-
werkschule, zum Heim dienen sollte — der Vollendung nahe
gekommen, unterbreitete er dem Ministerium und dem Könige den
Vorschlag, hier einer neu zu gründenden höheren Kunstschule die
Stätte zu bereiten; ein Plan, der in einer Kabinelsordre vom
3. Juni 1842 die Genehmigung des kunstsinnigen Fürsten fand.
Zugleich wurden Verhandlungen angeknüpst, um der neuen An-
stalt eine zur Leitung geeignete Kraft zu gewinnen; zunächst mit
Julius Hübner, dann mit Wilhelm Kaulbach, Karl Sohn,
Gustav Jäger, Eduard Täge, Eduard Steinbrück und Ludwig
Rosenselder. Erst der Letzte und Jüngste entschloß sich zur
Uebernahme des schwierigen Amtes, das bei der Größe der
damals noch durch keinen Schienenweg gekürzten Entfernung
der preußischen Provinzialhauptstadl von den Mittelpunkten
des Kunstlebens nicht nur Mut, sondern auch manche Ent-
sagung von dem Künstler forderte. — Am 7. März 1845
wurde Ludwig Rosenselder, dem bereits sein 1842 vollen-
detes Gemälde „Die Befreiung des Danziger Reformators
Pankratius Klemm" die Anerkennung der Kunstwelt und die
Mitgliedschaft der Berliner Akademie der Künste eingetragen,
zum Direktor der neu zu gründenden Akademie in Königsberg
ernannt. Am 1. September eröfsnete er den Unterricht mit drei
Schülern. Neben ihn traten alsbald als Lehrer der Land-
schastsmaler Behrendsen (ausgeschieden 1872, st 1886), der
Architekturmaler Gemmel (st 1868), sowie später der Genre-
maler Piotrowski (st 1875) und der Kupferstecher Trossin
(ausgeschieden 1884), für welche dann nach ihrem Scheiden Max
Schmidt, der uns in diesem Hefte der „Kunst für Alle" des
Näheren beschäftigt, Heydeck, Otto Günther (ausgeschieden
1880, st 1883) und Neide, der Kupferstecher Sachs, sowie 1880
Georg Knorr und Friedrich Reusch, diese beiden als
Lehrer der abgezweigten Modellzeichenklasse und als Meister der
neu begründeten Bildhauerschule hinzutraten. An Stelle Rosen-
felders, der im Jahre 1874 infolge zunehmenden Leidens, nach
fast 30 jähriger erfolgreicher Lehrthätigkeit, sein Amt niederlegen
mußte (er starb 1881), wurde Max Schmidt stellvertretender
Direktor, bis 1880 Karl Stesseck zum Leiter der Kunstakademie
berusen wurde, der er bis zu seinem Tode 1890 seine Kraft
widmete. Seitdem ist wieder Professor Schmidt mit der stell-
vertretenden Führung der Direktion betraut worden. Von der
ersten Lehrergeneration ist nur noch einer, Robert Trvssin,
heute am Leben, aber auch er ist schon seit zehn Jahren in
den wohlverdienten Ruhestand getreten. Drei von den jetzigen
Lehrern der Akademie: Heydeck, Neide und Knorr haben ihr
vordem auch als Schüler angehört. — Aus jenen drei Schülern,
die den einstigen Grundstock der neuen Akademie bildeten, sind
im Laufe der verflossenen 50 Jahre etwa 700 geworden. Unter
ihnen ist so manchem Talent durch rechte Unterweisung der Weg
zur Künstlerschaft geebnet worden. Von älteren und jüngeren
Künstlern, die von der Königsberger Akademie ausgingen, nennen
wir hier nur Friedrich Kraus, Nikutowski, Karl
Scherres, Rudolf Siemering, Neide, Brausewctter,
Heydeck, Knorr, Julius Siemering, Räuber, Klein-
michel, Rentei, Kohnerl, Coriuth, Naujok, Hering,
Tyrahn, Haß, Fritz Behrendt, Alfred Scherres,
Ernst Bischo sf, sowie die Kupferstecher und Radierer Eilers,
Römer, Rohr, Mauer und Börner. Aus der großen Zahl
der Kunstsch öpfun g en, die aus dem Schoße der Akademie,
von Lehrern und Schülern, hervorgegangen sind und von denen
einige, wie Neides „Lebensmüde", sich eine weite Popularität
gewonnen haben, andere, wie Roscnselders „Uebergabe der
Marienburg", Steffecks Porträt des Geheinirats Neumann,
Schmidts „Wald und Berg" :c., der Königsberger, der Berliner
Nationalgalerie und anderen Sammlungen einverleibt sind, wollen
wir hier nur die großen monumentalen Werke herausheben, welche
die Provinz Ostpreußen und ihre Hauptstadt schmücken. Es sind
das außer mannigfachen Altar- und Kirchengemälden, Grab-
mälern und Büsten bedeutender Männer: die Fresken in der
Aula der Universität von Rosenselder und seinen Schülern
Heydeck, Neide, Brausewettcr, sowie von Piotrowski und dem
Königsberger Gustav Gräf, die Odysseebilder im Jnsterburger
Gymnasium von Schmidt, Heydeck und Neide, die künstlerische
Ausschmückung des Königsberger Regierungsgebäudes durch
Stesseck, Schmidt, Knorr und Reusch, die Wandgemälde im
Wilhelmsgymnasium von Stesseck, Neide und Knorr, die Stand-
 
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