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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Pecht, Friedrich: Die Jahres-Ausstellung 1896 der Künstlergenossenschaft zu München, [1]
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Boy-Ed, Ida: Erdrückt, [2]: eine Malergeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0434

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Z§2

Die Jahres-Ausstellung ^896 der Rünstlergenossenschaft zu München.

als die meisten früherer Jahre, was sie einerseits ihren vielen Separat-Ausstellungen, wie der herrlichen
Menzelschen, andererseits aber auch dem unbedingten Vorherrschen des deutsch-nationalen Charakters — der
Abwesenheit der fremden Fabrikanten verdankt, die durch ihr Vordrängen um jeden Preis diesen Veranstaltungen
so oft ein jahrmarktartiges Gepräge gaben. — Ohne Zweifel ist unsere deutsche Kunst seit acht bis zehn Jahren
in einem totalen Umwandlungsprozeß begriffen, der sich als die vollständige Verdrängung alles Theatralischen
und Konventionellen bezeichnen läßt. Aber sie sucht nicht nur, sie findet doch auch bereits! Oder konnte man
etwa erwarten, daß sich die ungeheuere Veränderung, die mit der Nation selber vorgegangen, nicht in der
Kunst aussprechen werde? Hier aber ist Menzel nun Prophet und Führer, der Bismarck unserer Kunst!

Dir Blumen des Bösen, von Thomas Theodor Heine.

Iabres-Ausstellung 1896 der Rünstlergenoffenschaft zu München.

Erdrückt.

Line Malergeschichte, von llda Boy-Ed.

(Fortsetzung aus dem vorigen Hefte.)


ie er hinabkam und sich zurecht fand in der fremden
Stadt, blieb ihm selbst rätselhaft. Er schlief in der
Nacht gar nicht. Vor lauter Entwürfen und Arbeits-
begierde brannte sein Sinn fieberisch.

Früh, in glühender Frühlingssonne zog er hinaus,
beladen mit seinem Rüstzeug. Planlos ging er aus
dem Thor, der Zufall trieb ihn nach Settignano zu.

Aber wie wunderbar. Kam er einem Punkt näher,
der ihm von weiten als erfaßbar und lockend erschien,
so verzweifelte er an der Möglichkeit, ihn malerisch zu
verwerten. Der nächste Punkt schien zauberischer, oder
dieser hier drohte mit Schwierigkeiten, oder er sah so banal

aus, wie die italienischen Dutzendlandschaften, die Lübe
mit Recht verspottete.

So rannen die Stunden und so rannen die Tage.
Hans war schon sonnenverbrannt und abgemagert. Die
Verzweiflung des Suchens zehrte an ihm. Und entschloß
er sich zu einem Versuch, so wischte er am Abend mit
einem Terpentinlappen die harten Farben wieder ab, die
so stümperhaft verschieden waren von jenem Duft der
Töne, die sein Auge sah, seine Seele berauschte und seine
Hand noch nicht wiedergeben konnte.

Dreimal schon hatte seine Wirtin ihm gemeldet,
daß ihre Tochter, wenn er wolle, sich frei machen und
 
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