Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

DOI Artikel:
Springer, Jaro: Die Internationale Jubiläums-Kunstausstellung in Berlin 1896, [2]
DOI Artikel:
Fitger, Arthur: Distichen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0378

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2Y7

von Iaro Springer.

Karlsruhern, die zu so reifen Leistungen gekommen sind.
Seit einigen Tagen hängt beinahe unter allen Bildern der
Karlsruher ein Zettel mit der Aufschrift: llors concours.
Da muß es hinter den Coulissen gekriselt haben und irgend
etwas passiert sein. Sollte es auch in Karlsruhe zu einer
Secession kommen? (Bereits geschehen. D. R.) Das ruhige
solide Viehstück und die großzügige, etwas zum Pathos
neigende, darin aber nie aufdringliche Landschaft sind in
Karlsruhe heimisch, nicht erst seit kurzem. Gustav
Schön leb er ist der führende Landschafter. Diesmal
hat er einen italienischen Fluß gemalt, dessen gelbes
Wasser wild vorüberschießt, bei kalter stürmischer Herbst-
luft. Einmal etwas anderes als seine sonnigen Strand-
bilder, die man so oft schon gesehen hat, etwas anderes
und nicht nur deswegen etwas Besseres. Hans von
Volkmann ist ruhiger und er sucht einfachere Motive,
und am besten ist er dann, wenn er die sonnige Land-
schaft beschaulich und ohne Stimmungsmacherei schildert.
So in dem Bilde „Herbstgold". Friedrich Kall-
morgen ist rücksichtsloser und wohl der, der in Karls-
ruhe am frühesten und am energischsten modern malte.
Zu diesen dreien kommen noch andere: Franz Hoch,
mit einem schattigen Bild, das im Hintergrund ein Dorf
von den letzten Sonnenstrahlen verklärt zeigt, Fanny
von Geiger mit einem duftigen Waldweihcr, Ernst
Biedermann mit einem winterlichen Wald, Eduard
Euler mit einer Abenddämmerung, Gustav Kampmann
mit zwei Schneebildern. In allen diesen Bildern ist
frisch pulsierendes Leben und ernste Arbeit zu verspüren.
Das Viehstück ist durch Julius Bergmann und durch
den derberen Viktor Weishaupt vertreten. Auf dem
einen Bilde Bergmanns sind im Tümpel stehende Rinder
und die daneben am Baum lehnende Hirtin vom glühenden
Licht der untergehenden Sonne beschienen, während der
Himmel darüber schon in klarer blauer Abendkühle
schimmert. Das wirkt gut. Nur zwei Genrebilder

möchte ich erwähnen: vom
Grafen Kalckreuth einen
Jungen, der auf dem Schul-
wege Kirschen nascht, von
prächtigster Lebendigkeit und
ein ganz feines Bildchen
von Georg Tyrahn:
„Morgen", ein junges Mäd-
chen, das nackt nach dem
Bade vor dem Wäscheschrank
steht, ganz decent, schon
durch die simple Färbung.
Karlsruhe zeigt sich als ein
wichtiger Faktor in unserm
Kunstleben.

Dasselbe kann von Wei-
mar nicht gesagt werden.
Nur wenig ist von den
Weimaranern hier zu sagen.
Die Landschaften des Frei-
herrn von Gl eichen-Ruß-
wurm sind nicht so gut,
wie in frühern Jahren,
Christian Rohlfs Helle
Landschaften, in gelb und
rot getupft, sind sehr erfreu-
lich. Das große Familien-
bild von Frithjof Smith
ist nicht gerade glücklich kom-
poniert, die ängstliche Hal-
tung der Kinder erinnert
etwas an ein Photographen-
atelier, was doch Wohl kaum
beabsichtigt war.

(Ein Schluß-Art

Dir Perle drs Weines,
von Vtto Glauflügel.

I im nächsten Hefte.)

Damrnbildnis. von Karl Ziegler.

Internationale Berliner Iubiläums-Aunstausstellung lSSS.

Distichen von Arthur Niger.

Aber bedenket, Herr Pfarrer, wie kann ich zum
Glauben mich zwingen?

„Thut nichts, wenn du nicht glaubst, leidest du
Prügel init Recht."

Aus dem Blute Medusas entsprang der Pegasus. —
Dichter,

Rur aus bezwungenem Leid wächst dir zum
Liede die Kraft.

Was du als Stoff dir ergreifst? V Künstler —
vergebliches Suchen I

Dich ergreife der Stoff, willst du, daß uns er ergreift.

Hungernd kehrt von der Jagd und blutend der
Löwcnbezwinger;

Hätt' er sich Hasen erjagt, duftete leck'rer sein Mahl.

Meide bescheiden das Lob, wenn ein tüchtiges
Werk dir gelungen.

Röte der Demut schmückt schöner denn Lorbeer
die Stirn;

Doch gab, Größtes zu leisten, ein Gott dir, ihm
gieb die Ehre;

Lig'ne Beräucherung wär's, dann noch bescheiden
zu thun.

Die Minist für Alle XI.

58
 
Annotationen