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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Voss, Georg: Hermann Hendrich, der Maler der nordischen Göttersage
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Ateliergedanken: unter Malern
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Stier, Alfred: Pharisäertum in der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0315

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von vr. Georg voß.

2^7

Tondichtungen Richard Wagners sind in trefflichen Licht-
drucken in dem vor wenigen Monaten erschienenen reich
illustrierten Wagner-Werk von Chamberlain*) enthalten.

Bereits seit einigen Jahren hat Hendrich in jüngeren
Schriftstellerkreisen eine Schar begeisterter Verehrer ge-
funden. Die weitgehende Bewunderung seiner litterari-
schen Parteigänger hat naturgemäß auch manchen scharfen
Widerspruch hervorgerufen. An einen Künstler, der
neue, eigene Wege in der Malerei einschlägt, möchte die
Welt die Anforderungen am liebsten so hoch als möglich
stellen. Die litterarischen Wortkämpfer sind schon er-
freut, wenn sie in der Kunst einen richtigen Gedanken
sehen. Kunstkenner dagegen, welche vor allen Dingen
von den malerischen Qualitäten.eines Bildes ausgehen,
Pflegen anspruchsvoller zu sein. Da genügt nicht allein
der poetische Gedanke, sondern auch das rein technische
der Malerei muß vollauf befriedigen. Wenn aber ein
Maler in seiner ganzen Anschauungsweise, in seinen
Farben und in seinen Kompositionen den Vergleich mit
einem Meister wie Böcklin herausfordert, so werden die
Gegner natürlich sofort darauf Hinweisen, daß der große
Farbenpoet der Meeresidyllen und Kentaurenkämpfe un-
endlich höher steht als Hendrich. Neue Wege zu bahnen
ist nicht so leicht als gemächlich in den ausgefahrenen
Geleisen seiner Vorgänger weiter zu schreiten. Das hat
auch Hendrich erfahren und gelegentlich, wenn er allzu
kühn vorwärts zu schreiten suchte, hat er sich die Dornen

*) Houston Stewart Chamberlain. Richard Wagner
(München 1895, Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft
svorm. Fr. Bruckmanns, gebd. 30 M.).

tüchtig in den Fuß getreten. Aber der Künstler, der,
am 31. Oktober 1856 zu Heringen geboren, jetzt mitten
im rüstigsten Mannesalter steht, hat während seiner
Laufbahn bereits so manche Schwierigkeiten überwunden,
sodaß er auch ferner seinen Weg finden wird.

UMergedanKm.

Unter Malern.

„Was uns am Meister nicht gefällt,
vor aller Welt

Gesteh'n wir's frank und unverhohlen:

Daß er es liebt, sich selbst zu wiederholen!"

Wie habt ihr recht, ihr edlen Künstlerseelen I
Und euch gelang, das bess're Teil zu wählen,

Wenn in gedankeusaulem Galerienwandern

Ihr wiederholt — die Andern. s Gi,

Pharisäertum in der Kunst.

Ach, Pharisäer giebt es in der Kunst,

Mein lieber Freund, wie überall im Leben!

Sie werben schmeichelnd um des Volkes Gunst
Und sehn verächtlich auf der andern Streben.
Sie brüsten sich mit ihrem hohen Ziel,

Mit heil'gem Ernst, mit reinsten Idealen,

Und tief im Innern rechnen sie: wieviel
Wird man für solch' erhab'nes Werk bezahlen?
Wie wohl da so ein armer Sünder thut,

Der ehrlich seinen Schritt vom Weg bekannte,
Und dem die Seele doch in heißer Glut
Und echter Lieb' zur wahren Kunst entbrannte I

Vor fliegende Holländer. Von Hermann Hendrich.
 
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