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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Vom Kunstmarkt
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254

Ausstellungen/und Sammlungen.

Frühling in ^ndtirol. von Fritz Raben ding.

Lrübjahr-Ausstellung 1^896 des Vereins bildender Künstler („Secession") in Müncken.

L.-v. Aus der hessischen Residenz. Das verflossene
Jahr hat uns hier mancherlei Kunstereignisse gebracht — gute
und schlimme, einiges möge an dieser Stelle noch nachgetragen
sein. Unter den wenigen Darmstädter Malern hat der Tod des
unvergeßlichen Heinz Heim eine Lücke gerissen, die nicht wieder
auszufüllen ist. In dankenswerter Weise hatte der Kunstverein
für das Großherzogtum Hessen sich die Aufgabe gestellt, das An-
denken des zu früh Entschlafenen durch eine Ausstellung seiner
Werke zu ehren und so wurden im November 20 Oelbilder und
50 Zeichnungen Heinz Heims, denen sich noch eine Anzahl treff-
licher Faksimilereproduktionen nach seinen Arbeiten anschloß, in
den Räumen der Kunsthalle vereinigt. Fehlten auch mehrere
der bedeutsamsten Werke des Künstlers, so gab die Ausstellung,
die nur fertige Arbeiten brachte, doch ein treues Bild seiner Ent-
wickelung. Vor allem konnte man hier, wie sonst noch nie, den
Künstler, der im allgemeinen doch am meisten als der Schöpfer
unübertrefflicher Zeichnungen bekannt war, als Maler voll wür-
digen — selbst die Zeichnungen bewiesen, wie Heim immer mehr
feinfühliger Kolorist wurde, und es ist gar traurig zu sehen, daß
der Tod gerade da eingriff, als der Künstler nach Jahren des
Kampfes am Ziele angelangt war, und nun das Resultat seiner
Mühen zeigen wollte. Leider war es nicht möglich, die stattliche
Sammlung der Arbeiten Heinz Heims auch noch in anderen
Städten, vorab in München, vorzuführen, da alle Bilder sich in
Privatbesitz befinden und nur mit Mühe zusammen zu bekommen
waren. Kurz nach dieser Ausstellung bedeckte der Nachlaß eines
anderen Künstlers die Wände des Kunstvereins. Am 28. Sep-
tember war Galerieinspektor Professor Ludwig Hofmann-
Zeitz im Alter von 63 Jahren gestorben. Die sehr sorgfältig
arrangierte Ausstellung machte einen recht guten Eindruck, ein
Rückblick auf sie giebt uns zugleich Gelegenheit, an dieser Stelle
auf das Wirken des Verstorbenen zurückzukommen, dessen Lauf-
bahn nicht reich gewesen ist an großen künstlerischen Erfolgen,
der aber allein schon darum den Dank der Nachwelt verdient,
daß wir es seinem Einflüße verdanken, heute die Darmstädter
Madonna Hans Holbeins in ungeahnter Schönheit vor uns er-
scheinen zu sehen. Hofmann hatte noch in der Zeit der Karton-
zeichner seine Schulung erhalten, war Schüler von Schwind ge-
wesen, der ihm eine Vorliebe für romantische Stoffe vererbte,
doch hat er sich auch auf anderen Gebieten versucht, und neben

einer „Francesca da Rimini",
„Flucht der hl. Elisabeth von der
Wartburg", „Verdorben und ge-
storben", „Die Königskinder" u.
dergl., auch bayerische Soldaten
und Turkos, Kinder, Tirolerinnen,
Wilderer und schöne Damen ä la
Beyschlag gemalt. Obgleich die
malerischen Qualitäten der Bilder
Hosmanns bei der mangelhaften
Schulung anerkennenswert sind
(Hofmann konnte erst in seinem
29. Jahre die Münchener Aka-
demie beziehen, nachdem er sich
vorher jahrelang durch zeichne-
rische Brotarbeit die Mittel dazu
verschafft hatte), so wirkt eine in
ihnen herrschende süßliche Auf-
fassung heute nicht mehr erquick-
lich. Seit seiner Uebersiedlung nach
Darmstadt, 1886, war Hofmann-
Zeitz nur noch sporadisch künst-
lerisch thätig. — Seit länger als
einem halben Jahre ist die Ge-
mäldegalerie verwaist, doch er-
folgte noch keine Ernennung eines
Nachfolgers. Im ganzen Lande
ist die Spannung darob groß,
denn die Stellung ist eine un-
gemein wichtige und einflußreiche
— der Vorstand der Gemälde-
galerie bildet in allen künstle-
rischen Fragen im Lande die höchste
Instanz. Bisher war die Stel-
lung stets durch einen Maler be-
setzt, nun plaidiert man sehr dafür, diese einem Kunstgelehrten zu
übertragen. Man sucht gellend zu machen, daß ein Maler, der
als ausübender Künstler im Kamps der Kunstrichtungen steht
und Partei nehmen muß, unfähig sei, streng historisch zu em-
pfinden und alte und neueste Kunst streng objektiv zu beurteilen.
Natürlich taugt nicht jeder, der malen kann, zu einer solchen
Stellung. Ganz abgesehen von der damit verbundenen Lehr-
thätigkeil und den für das Konservieren und Restaurieren der
Bilder nötigen technischen Kenntnissen ist es doch zweifellos, daß
hier in Darmstadt uns eine tüchtige künstlerische Kraft not thut.
Gewiß dürfte ein Maler, der das notwendige historische Ver-
ständnis nnd feinfühligen Geschmack hat, leichter zu finden sein,
als ein Kunstgelehrter, der die vielen rein künstlerischen Fragen,
die ihm in dieser Stellung entgegentreten, sachverständig zu lösen
imstande ist. — In Verbindung mit der Gemäldegalerie besteht
oder bestand hier eine kleine Kunstschule, deren Lehrer der jewei-
lige Galerie-Inspektor war. Seit nunmehr fünf Jahren steht
die Schule bezw. Zeichenstube (im alten Schloß über dem
Museum) leer, da sich kein einziger Schüler mehr meldete, es
berührte deshalb die hiesigen Leser der „Kunst für Alle" sehr
komisch, daß die Museumsdirektion in Heft 2 dieses Jahrganges
bekanntgab, daß die Kunstschule wegen Erkrankung des Ab-
teilungsvorstandes geschlossen sei. An künstlerischem Nachwuchs
fehlt es in Hessen keineswegs, mit der Kunstschule ist es jedoch
traurig bestellt. Als Lehrmittel dienen eine respektable Zahl von
alten Gipsabgüssen, die vor neun Jahren, als die Schule gerade
florierte, d. h. zu gleicher Zeit ganze fünf Schüler hatte, mit
Oelfarbe frisch angestrichen wurden. Der Zeichensaal hat zwei
große Fenster nach Westen, (!) durch die nachmittags die liebe
Sonne prachtvoll hell hereinscheint. Wie schön läßt sich's da bei
dem unausgesetzt wechselnden Licht zeichnen!! Wird der neue
Inspektor da Wandlung schaffen, werden die seit Jahren ver-
staubten und die vielen durch verdorbenen Firnis verunstalteten
Bilder der Gemäldegalerie sachgemäß wieder hergestellt werden,
wird endlich das Kupferstichkabinett mit seinen reichen Schätzen
an Handzeichnungen, Aquarellen und Werken der graphischen
Künste dem Publikum richtig zugänglich gemacht werden? Wahr-
lich der neue Inspektor findet Arbeit in Hülle und Fülle vor,
selbst wenn von der Bearbeitung eines neuen, dem heutigen
Stande der Kunstwissenschaft entsprechenden Kataloges der Ge-
mäldegalerie, der Herstellung eines übersichtlichen, dem Publikum
zugänglichen Verzeichnisses der Kunstblätter des Kabinettes noch
ganz abgesehen wird. Für diese Arbeiten dürfte die Zuziehung
eines kunstgelehrten Assistenten zu empfehlen sein. Geregelt
 
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