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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Rée, Paul Johannes: Die Kunst auf der Bayerischen Landesausstellung in Nürnberg 1896
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Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0381

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200

Die Kunst auf der Bayerischen Landesausstellung in Nürnberg ^8IS.

und „Niobide") vertreten ist. Außer diesen sandte
München noch andere vortreffliche Arbeiten wie Heil-
maiers „Verfolgter Bacchant", A. Heß „Marmorbüste
Ludwig I." u. a. m. Aus der Zahl der übrigen plastischen
Arbeiten heben wir noch hervor zwei Kinderfriese und
ein Porträtrelief PH. Mittlers, Satzingers „Lesendes
Mädchen", Stehles „Pierette", Herzogs „Edelweiß-
pflücker" und Schönaus „Marmorbüste eines sizilianischen
Mädchens". Rößner brachte eine Pietagruppe und ein
ansprechendes Epitaphium, Schwabe zwei Porträtreliefs.
Von tüchtigem Studium zeugen Seilers „Bogenschütze"
und Möllers Porträtrelief. Zu den erfreulichsten plasti-
schen Schöpfungen neben den erwähnten Münchener
Arbeiten gehören Johannes Götz' „Wasserschöpferin"
und „Reifenjunge", sowie Fritz Zadows monumentale
Beethovenbüste, aus der der gewaltige Geist des Dar-
gestellten unmittelbar zu uns spricht.

N. Berlin. Auf historischem Boden, im alten Reichstags-
gebäude zu Berlin, Leipziger-Straße, hat der Hofkunsthändler
Herr T. Bierck eine Ausstellung eröffnet, deren Eigenart das
Interesse der gebildeten Welt, insonderheit der Kunstverständigen
und Kunstliebenden in hohem Grade auf sich lenkt. Es handelt
sich nicht um eine Vereinigung verschiedener Kunstwerke bedeuten-
der Meister, nicht um eine einladend dekorierte Zentralstelle ver-
schiedener Geschmacksrichtungen, sondern um die Lösung einer
künstlerisch bedeutsamen Auf-
gabe seitens einer Anzahl nam-
hafter Künstler. In dem Vor-
wort des Kataloges, das die
Absicht des Unternehmens kurz
interpretiert, heißt es: „Wir
kamen auf den Gedanken, ein
Bildnis des Herrn (Jesu Christi),
losgelöst von einer personen-
reichen Komposition und befreit
von einer mehr oder weniger
sinnreich erdachten Handlung,
nur als Erscheinung einer-
religiösen Empfindung von
mehreren namhaften Künstlern
aussührcu zu lassen." Mit diesen
Worten ist der Inhalt der Auf-
gabe charakterisiert. Neun
Künstler leisteten dem Rufe
Folge: Brütt, Kamps,

Marr, Max, Skarbiua,

Stuck, Thoma, Uhde,

Zimmermann. Aus unsere
Frage, warum der oder jener
nicht vertreten, wurde uns die
Antwort, daß die Herren aus
diesem oder jenem Grunde eine
Beteiligung abgelehnt habe».

In der Beschränkung — wie
auch in der Entsagung —
zeigt sich erst der Meister. Wir
wollen die Beschränkung auch
für Herrn T. Bierck gellen
lassen, zumal da wir erfahren
haben, daß er bemüht war,
seinem Unternehmen eine breitere
Basis zu geben. So müssen
wir denn die vertretenen Meister
gewiffennaßen als einen Extrakt
deutscher Künstlerschaft anseheu,
der es auf sich genommen hat,
die gestellte Aufgabe mit dem
Aufgebot der ganzen Kraft zu
lösen. Der Katalog ist bei dieser
Ausstellung ein integrierender

Teil des Ganzen insofern er für jedes Bild dem Künstler das Wort
giebt. Auszüge aus Briefen über die Auffassung der Persönlichkeit
Christi—„es solltenurChristus als Mensch, aufErden wandelnd, ge-
malt werden, wie der Sohn Gottes unserer religiösen Anschauung
vorschwebt" — gewähren uns einen Blick in die Seele des
Künstlers und lassen uns erkennen, welch' ernstes Wollen seinem
Können Ansporn war. Aus der Entstehungsgeschichte des Unter-
nehmens müssen wir noch berichten, daß keiner der aufgeforderten
Meister von dem Zusammenhang der Idee wußte und daß eine
gegenseitige Aussprache durch die erbetene Verpflichtung jedes
Einzelnen nicht stattfinden durfte, um die Selbständigkeit des
Ausdruckes persönlicher Empfindung nicht zu beeinträchtigen.
So ist denn jeder unbewußt in einen Wettstreit getreten, jeder
mit unbeeinflußter Individualität, jeder mit vollem Ernst des
Wollens und mit höchster Anspannung seines Könnens — das
bei einigen vor dem Nichterreichten seine Grenze fand. Die ge-
stellte Aufgabe war nicht leicht, so einfach sie auch zuerst er-
schien Es war der Versuch gemacht, der modernen Welt, wir
möchten sagen, der von Grund auf veränderten Welt, der Welt
der freien Denkungsart, einen neuen zeit- und anschauungs-
gemäßen ^.ypus des Sohnes Gottes zu schaffen. Der Welt des
realistischen Denkens eine Idealfigur vor Augen zu führen,
welche die feinreligiöse Vorstellung gläubiger Christen persvni-
fiziert. Es handelte sich nicht darum, ein Modell zu glorifizieren
und Körper und Gesichtsausdruck dem Auge der Beschauer an-
genehm zu bilden; es handelte sich vielmehr darum, aus der
Tiefe des Gemüts eine Gestalt zu schaffen, die in sich alles das
vereinigt, was unsere Phantasie sich an Willenskraft, an
Glaubensstärke, an Duldsamkeit, an Ueberwindungsfähigkeit, an
Barmherzigkeit und an Güte in einer Persönlichkeit verkörpert
denken kann. Jede Arbeit kann nur als Versuch betrachtet und
als solche beurteilt werden, denn eine Lösung, selbst für die Zeit-
genossen, ist ebenso undenkbar, wie überhaupt ein vollkommenes
Gebilde menschlicher Kraft. Mit der Ausstellung ist gewisser-
maßen die Antwort gegeben,
die ein feinsinniger Kunsthändler
an die Hauptvertreter der deut-
schen Kunst gerichtet hat — wie
weit die Antwort befriedigt, muß
dem Urteil der Oeffentlichkeit
überlassen bleiben. Das Inter-
esse der beteiligten Künstler er-
hellt zur Genüge aus den Aus-
zügen ihrer Briefe und be-
wahrt den Unternehmer vor
der, ihm von dem Berliner
Referenten einer Hamburger
Zeitung unbedacht unterschobe-
nen Absicht, aus reinem Speku-
lationsgelüste das Gebiet der
Religion betreten zu haben.

— Wien. Fürden 100. Ge-
burtstag Franz Schuberts
plant man eine vom 15. Januar
bis 28. Febr. 1897 abzuhaltende
Schubert-Ausstellung. Zur
Ausstellung sollen neben Bild-
nissen , Autographen sowie
Gegenständen jeder Art, mit
denen eine Erinnerung an den
Tondichter verknüpft ist, u. a.
auch Werke der bildenden Kunst
gelangen, deren Entstehung auf
die von Schubert komponierten
Dichtungen zurückzuführen ist,
fernerhin soll die bildende Kunst
durch Werke von Schwind, Dan-
hauserund Kupelwieserrepräsen-
tiert werden, die sich einst Schu-
berts Freunde nennen konnten.
An alle Verehrer des Tondichters
ergeht die Bitte, das Unter-
nehmen zu fördern. Anmel-
dungen werden erbeten an die
Direktion der Bibliothek und des
Historischen Museums der Stadt
Wien (1. Rathaus), von der auch
die besonderen Bestimmungen für
die Ausstellung zu beziehen sind.

Vor Dijon am 23. Januar 1871. von Walter Zehle.

Oie letzten Verteidiger der Zabne des II. Bataillons, 61. Infanterie-Regiments.)
Internationale Berliner Jubiläums-Runstausstellung 1896.
 
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