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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Freihofer, Alfred: Die Zweite Internationale Gemälde-Ausstellung in Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0274

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Die Zweite Internationale Gemälde-Ausstellung in Stuttgart.

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Publikums und vielleicht die Mehrzahl gerade diesen Sachen
ihre Liebe und ihr Interesse zuwendet; auch ist, was in
dieser Richtung an Einladungen vielleicht zu viel geschah,
von der Hängekommission gewissermaßen ausgeglichen
worden. Diese hat, ohne übrigens eine Parteistellung
zwischen Jung und Alt einzunehmen, das künstlerisch Be-
deutsame und Interessante vom Nichtssagenden gar wohl
zu trennen gewußt und ist, da es ihr in den beigezogenen
Räumen der alten Galerie an lichtlosen Wänden nicht
fehlte, selbst vor einem grausamen Verfahren gegen die von
ihr minder Gewerteten nicht zurückgeschreckt.

So dürfen wir dem Ganzen der Ausstellung gegen-
über unsere lebhafte Befriedigung konstatieren. Sie
bietet des Genußreichen viel; sie bringt, wenn auch nicht
lauter in den letzten Jahren entstandene Werke, so doch
viel Neues, was man nicht bloß in Stuttgart, sondern
auch sonst in Deutschland nicht öffentlich gesehen hat. Ein
Hauptverdienst fällt hiebei Herrn E. Seeger in Berlin,
einem gebornen Württemberger, zu, der eine größere
Anzahl von Kunstwerken aus seinem Privatbesitz der
Ausstellung überlassen hat. Fast immer, wenn man auf
ein Werk ersten Ranges stößt, verzeichnet der Katalog
Herrn Seeger als Besitzer.

Im Jahre 1891 fehlten in Stuttgart die Engländer
und Schotten gänzlich und die Wenigsten haben dies da-
mals als eine Lücke empfunden. Das ist seitdem anders ge-
worden. Die Leiter der Ausstellung haben sich daher auch
der Ansicht nicht verschlossen, daß im Jahre 1896 eine

Sieges-Säule in Berlin.

Nach einem Entwürfe von g. n. Strack, die Niktoria-Statue nach
dein Modell Franz Drakes, ein Mosaik-Gemälde in der -aulenballe
nach dem Entwürfe von Anton von Merner.

„Gokk war mik uns!" von Rud. Siemering.

Relief am Auetbor in Rassel.

Ausstellung ohne die englisch-schottische Kunst den Namen
einer „internationalen" nicht führen könnte, und haben
alles daran gesetzt, für eine recht instruktive Vertretung
derselben zu sorgen. Das ist auch mit Hilfe von Rat
Paulus in München gelungen. 41 englische und
schottische Künstler mit über hundert Werken sind vor-
handen; besonders glänzend sind Herkomer, Walter
Crane und der zwar in Belgien geborene, aber der
englischen Kunst zuzurechnende Frank Brangwyn ver-
treten; von den berühmt gewordenen Schotten, wie
Paterson, Hamilton, Morton, G. Thomas, Roche,
Guthrie, Gauld, Walton u. s. w. fehlt keiner.
Den Lesern der „Kunst für Alle", die von Kennern
wie Helferich in diese Kunst eingeführt sind, haben wir
nichts Neues darüber zu sagen; es genüge zu konstatieren,
daß für alle diejenigen, die der englisch-schottischen Kunst
bisher schon näher getreten sind, diese Kabinette das
Juwel der Ausstellung bilden; für die andern sind sie
freilich auch der größte Stein des Anstoßes, d. h. des
Nichtverstehens.

Den Schotten und Engländern gegenüber müssen
diesmal die Holländer und Belgier, die 1891 in
Stuttgart die erste Rolle spielten, trotz ihrer starken und
im ganzen guten Vertretung (48 Künstler mit 78 Werken,
von Professor de Haas beigebracht) einigermaßen zurück-
stehen. Man machte ja auch auf den Münchener Aus-
stellungen der letzten Jahre die Erfahrung, daß man
bei dem äußerst konservativen Charakter, mit dem jeder
dieser Künstler an der Kunst, die er sich zu eigen ge-
macht, im Großen und Kleinen festhält, bei öfterem
Wiedersehen leicht in die Ungerechtigkeit verfällt, das
durchaus gediegene dieser Kunst nicht in seinem vollen
Wert sich gegenwärtig zu halten.

Bemerkenswert ist, daß die recht spärliche Ver-
tretung der Pariser Kunst — es sind nur 15 Werke
da, und darunter keines vom ersten Rang, das beste
wohl ein Porträt von Fantin-Latour und einige
Stilleben 'von Fouace — jetzt weit weniger als ein
 
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