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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 11,2.1898

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Heft 24 (2. Septemberheft 1898)
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Bartels, Adolf: Kritischer Kehraus
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Batka, Richard: Allerlei von Franz Schubert
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https://doi.org/10.11588/diglit.7956#0373

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dichte „Am Lcbensborn" von Franz Poppe (Oldenburg, Schulzesche Hofbuch-
handlung), denen man nur lokale Bedeutung zusprechen kann. Jch habe, nota-
bene, durchaus nichts dagegen, dah jedes deutsche Nest scinen Dichter hat, doch
muh man ihm die wahre Empfindung anmerken, und in der Form muh er
einigermaßen auf der Höhe der Zeit stehen. — Zu den jungen Poeten, die sich
gcgen die neueste Entivicklung stemmen, gehört Ernst Schrader, dessen
Gedichte »Einst und heut" betitelt sind (Leipzig, Ed. Avenarius). Neben aller-
lei Bauinbachiaden finden sich einige schöne Stücke. — Auf die moderne „Moment-
lyrik", die die Ueberwindung von Rhythmus und Reim darstellen soll und einst-
weilcn in Arno Holz' „Phantasus" (Berlin, Sassenbach), einem Gedichtbuch
von Paul Ernst, und „Neuem Leben" von Georg Stolzenberg Vertretung
findet, muß ich doch wohl besonders kommen, da auch eine theoretische Aus-
lassung Arno Holzens dazu vorliegt.

Von Dramen erwähne ich zwei Hermanns, ja wirklich, zwei richtige
Cherusker: „Hermann und Thusnelda" von Wilhelm Hille (Braunschweig,
Aug.Wcrth)und „Hermann"von Richard le Mang (Dresden,Pierson),letzteres
das bedeutendere, „Lumpcnbagasch, Jm slies: in dor) OKilwbi-e 8eparee" von Paul
Ernst (Berlin, Sassenbach), zwei gelungenc Uebertrumpfungen der erstcn Stücke
Hauptmanns, die unreif saustisierende „Tragüdie dcs Geistes" „Wolfram" von
Erwin Brecht (Leipzig, Ed. Avenarius) und FelixPhilippis „Wer warS"
(Breslau, Schottlaender), ein richtiger Philippi, d. h. reine Machc. Und damit
gcnug des grausamen Spiels! Adolf Bartels.

Nllerlei von Frauz Lcbuberr.

Neulich sah ich im Auslagefenster einer Buchhandlung ein Bild, das
mich unwillkürlich anhalten und näher zusehen hieh. Es war eiue Nachbildung
des den Besuchern der vorjährigen Schubertausstellung wohlbekanntcn, nun-
mehr im Besitze der Stadt Wicn befindlichen Gemäldes von Julius Schmid:
„Ein Schubertabend in einem Wiener Bürgerhauso", und die von Paulussen
angefertigte, stattlichc Photograoüre gibt alles Wesentliche des Originals vor-'
trefflich lvicdcr. Ein beigefügter Zettel des Buchhändlers besagte, dah die Re-
produktion im Verlage der Wiener Gesellschaft für vcrvielfältigende Kunst
erschienen sei und auf weihcm Papier 20 Mark (auf Chinapapier um Mark
mehr) koste, ein im Verhältnis znr Schönheit und Größe des Kunstblattes nicht
hohcr Preis, so dah so mancher Schubertverehrer den Betrag daran wenden
dürfte, um es als wertvollen Schmuck seines Zimmcrs zu erwerben.

Den ästhetischen Wert des Schmidschen Bildes zu bestimmen, fühle ich
mich nicht berufen und kann darum von der Untersuchung abstehen, wo das
„Kunstwerk" darin aufhört und die „Jllustration zur Musikgeschichte" beginnt.
Baucrnfeld sprach sich einmal in einem mir vorliegenden Privatbrief dahin
aus, dah Schuberts Leben sich eigentlich einer wissenschastlichen Darstellung
cntziehe, daß hier nur eine sozusagen poetische Schilderung die angemessene
Vermittlerin dcs Verständnisses wäre. Abcr auch der Griffel des Malers ist
ein guter Vcrmittler, wic die köstlichen Schubertbilder Kupelwiescrs, Schwinds
und Teltschers beweisen, und was Schmid anbelangt, so mag man immerhin
bemerkcn, daß die Menge der Gestalten die künstlerische Gesamtwirkung ctwas
behindert und dah die alte Schubcrtgemeinde sich vermutlich nie so vollzählig
mag cingefunden haben, wie sie auf unserm Gemälde beisammen ist, aber
unsere Dankbarkeit für die Vcrlebendigung diescs musikhistorischen Kapitels
 
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