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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 11,2.1898

DOI Heft:
Heft 20 (2. Juliheft 1898)
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Avenarius, Ferdinand: Urheberrechtliches
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https://doi.org/10.11588/diglit.7956#0239

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Nrbeberrccdtlicbes.

Die Vorschläge, die kürzlich Hans Sommer im Kunstwart gemacht
hat, sind in der Fach- wie in der Tagespresse ganz ungewöhnlich viel
besprochen worden. Kein Zweifel, es beunruhigt in weiten Kreisen, daß
auf den Feldern, von denen die Redc war, Bodenpflege und Wasser-
zusuhr nicht wohl in Ordnung sind. Jn den Besprechungen aber, die
uns vorliegen, steht doch zumeist die „Fakultät", die Professor Sommer
vorschlägt, im Blickpunkte der Gedanken. Wir meinen nun, bis eine
Einigung in dieser Fragc zustande kommt, wird noch viel Wasser durch
die Zeitungen laufen. Aber Sommers Fakultüts-Gedanke ist ja nur ein
Aussührungsvorschlag. Viel wichtiger jedenfalls als er, ist, was Sommer
über die Beschaffung der Mittcl für eine Kunstpflege und über die Heran-
ziehung des Autorrechts sagt- Und ganz genau ebenso dem Wesen nach,
wie Sommer das für unsre Musik entwickelt, liegen die Dinge in unsrer
Literatur. Deshalb schlag ich vor, daß die Freunde der Dichtkunst
sich hier mit den Tonkünstlern vcrbündcn, wo sie nicht ohnehin in den
gleichen Personen vereinigt sind.

Es ist vom Elende des Poetenlcbens zu oft in diesen Blättern
die Rede gewesen, und zu leicht anderseits zeigen sich die Aehnlichkeiten
mit dem der Musiker von selbst, als daß es heute und hier eingehender
Vergleichungen bedürfte. Wer literarischen Kohl baut, setzt ihn ab, denn
Kohl braucht man viel, nach Edelfrüchten jedoch ist die Nachfrage sogar
noch geringer, als das Angebot. Aber Künstler sein, heißt nicht nur
von Leiden mehr als die Mitmenschen abzubekommen, sondern auch von
Freuden, kein echter Künstler tauschte, trotz allem und allem, sein Leben,
dieses in Lust und Weh verstärkt gelebte Leben, gegen ein Alltags-
dasein ein. Und so ließe sich immerhin darübcr streiten, ob auch aus
Billigkcitsgründen, wie wir das freilich glauben, Poeten und Musikern
mehr zuzuwcnden sei, als sie jetzt erhalten. Gleichviel, diese ganze Auf-
fassung der Sache als eincr „Unterstützungsfrage", die nicht ctwa Sommer
vcrtrcten hat, die abcr das große Publikum vertritt, sieht am Wichtigsten

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