roerden keine Ausstellungen gemacht, weil d a bei die liebe eigene Person
sich nicht so wichtig machen kann, weil d abei die zur Schau getragene
Pietät ihre Echtheit durch Ueberwindung mannigfacher Widerstände, ja
sogar persönlicher Mißhelligkeiten und Ränke bewähren müßte. O eine
köstliche Pietät, die gerade das erstrebt, was der Meister verwarf,
das Denkmal, und das vernachlässigt, was er als sein heiliges Ver-
mächtnis hinterließ!
„Ja, wer eure Eitelkeit nicht kennte!
Euch, nicht ihm, setzt ihr Monumente."
Man „kennt" ja auch, wie die wirklich Achtung fordernden Namen
in den „Ehrenausschuß" fürs Denkmal kamen —- solche Mitgliedschaften
werden gewöhnlich ebenso absichtsooll angetragen, wie ahnungslos an-
genommen. Seliger Meister, wenn du daneben Leute wie den Gong-
Bong, Rudolf Mosse, Levysohn, den Ober-Offiziosus Wilhelm Lauser,
dann die Herren vom „Kleinen Journal" und gar Koppel-Ellfeld, den
plagiatfreudigen, wenn du sie hinter einem Aufrufe, dich zu ehren
unter dem Vortritt einiger Minister und dem Nachtritt des Polizei-
Präsidenten, die Augen von der Seite auf dem Nebenmann, dahinziehen
siehst, so hast du ja neben dem Aerger wenigstens auch einen Spaß. Es
mögen ja alle vortreffliche Menschen sein, aber freilich: die Schaar deiner
Streiter sah anders aus! Sie mögen's auch alle ganz ehrlich gemeint
haben, die Herren. Sie haben's nur eben verstanden, wie sie's kvnnten.
Sie brauchten eine große Reklame für ihre Musikausstellung oder eine
Musikausstellung für eine große Reklame, und da holten sie deinen
Namen her, denn wenn es sie selber geschmeichelt hätte, ein schönes
teueres Denkmal zu bekommen, wie, dachten sie, sollt' es dir nicht auch
schmeicheln? Und unsere Zeit ist ja nun einmal eine „dekoratioe" Zeit;
sie putzt sich auf mit Sinnbildern und meint ganz ernsthaft, sie huldige
damit den Dingen, von denen diese Sinnbilder reden. Sie merkt
nicht, datz das Standbild eines Großen ein Spottbild ist, wenn man eher
dafür Geld zusammenbringt, als für dieses Großen Geisteswerk.
Oeue erzäbleude Literatur.
Den gegenwärtigen Stand unserer erzählenden Literatur mit wenigen
Wortcn zu kennzeichnen, ist nicht leicht, soviel ist aber jodenfalls sicher, daß
die so bequeme Untcrscheidung zwischen Alten und Jungen heute ihre Berech-
tigung verloren hat. Wir haben Alte, die im Laufe ihrer Entwicklung auf
einen Standpunkt gelangt sind, der das Anlegen aller Maßstäbe der sogenannten
modernen Aesthetik ersordert, und wiederum Junge, die vollbewußt die An-
näherung an die totgesagte alte Dichtung erstreben. Jm allgemeinen, darf
man vielleicht sagen, herrscht ein gemäßigter Naturalismus, den man vielleicht
Realismus nennen könnte, wenn nicht dieses Wort einst zur Bezeichnung der
Richtung der Freytag, Auerbach, Reuter u. s. w. gebraucht worden wäre, die
zwar die Elemente ihrer Poesie der Wirklichkeit cntnahmen, aber dann ziemlich
willkürlich damit verfuhren. Das ist der gegenwärtigen Erzählungskunst von
der Herrschaft des konsequenten Naturalismus doch geblieben, daß sie all das,
was wir zusammenfassend als Milieu bezeichnen, unendlich viel sorgfältiger
sich nicht so wichtig machen kann, weil d abei die zur Schau getragene
Pietät ihre Echtheit durch Ueberwindung mannigfacher Widerstände, ja
sogar persönlicher Mißhelligkeiten und Ränke bewähren müßte. O eine
köstliche Pietät, die gerade das erstrebt, was der Meister verwarf,
das Denkmal, und das vernachlässigt, was er als sein heiliges Ver-
mächtnis hinterließ!
„Ja, wer eure Eitelkeit nicht kennte!
Euch, nicht ihm, setzt ihr Monumente."
Man „kennt" ja auch, wie die wirklich Achtung fordernden Namen
in den „Ehrenausschuß" fürs Denkmal kamen —- solche Mitgliedschaften
werden gewöhnlich ebenso absichtsooll angetragen, wie ahnungslos an-
genommen. Seliger Meister, wenn du daneben Leute wie den Gong-
Bong, Rudolf Mosse, Levysohn, den Ober-Offiziosus Wilhelm Lauser,
dann die Herren vom „Kleinen Journal" und gar Koppel-Ellfeld, den
plagiatfreudigen, wenn du sie hinter einem Aufrufe, dich zu ehren
unter dem Vortritt einiger Minister und dem Nachtritt des Polizei-
Präsidenten, die Augen von der Seite auf dem Nebenmann, dahinziehen
siehst, so hast du ja neben dem Aerger wenigstens auch einen Spaß. Es
mögen ja alle vortreffliche Menschen sein, aber freilich: die Schaar deiner
Streiter sah anders aus! Sie mögen's auch alle ganz ehrlich gemeint
haben, die Herren. Sie haben's nur eben verstanden, wie sie's kvnnten.
Sie brauchten eine große Reklame für ihre Musikausstellung oder eine
Musikausstellung für eine große Reklame, und da holten sie deinen
Namen her, denn wenn es sie selber geschmeichelt hätte, ein schönes
teueres Denkmal zu bekommen, wie, dachten sie, sollt' es dir nicht auch
schmeicheln? Und unsere Zeit ist ja nun einmal eine „dekoratioe" Zeit;
sie putzt sich auf mit Sinnbildern und meint ganz ernsthaft, sie huldige
damit den Dingen, von denen diese Sinnbilder reden. Sie merkt
nicht, datz das Standbild eines Großen ein Spottbild ist, wenn man eher
dafür Geld zusammenbringt, als für dieses Großen Geisteswerk.
Oeue erzäbleude Literatur.
Den gegenwärtigen Stand unserer erzählenden Literatur mit wenigen
Wortcn zu kennzeichnen, ist nicht leicht, soviel ist aber jodenfalls sicher, daß
die so bequeme Untcrscheidung zwischen Alten und Jungen heute ihre Berech-
tigung verloren hat. Wir haben Alte, die im Laufe ihrer Entwicklung auf
einen Standpunkt gelangt sind, der das Anlegen aller Maßstäbe der sogenannten
modernen Aesthetik ersordert, und wiederum Junge, die vollbewußt die An-
näherung an die totgesagte alte Dichtung erstreben. Jm allgemeinen, darf
man vielleicht sagen, herrscht ein gemäßigter Naturalismus, den man vielleicht
Realismus nennen könnte, wenn nicht dieses Wort einst zur Bezeichnung der
Richtung der Freytag, Auerbach, Reuter u. s. w. gebraucht worden wäre, die
zwar die Elemente ihrer Poesie der Wirklichkeit cntnahmen, aber dann ziemlich
willkürlich damit verfuhren. Das ist der gegenwärtigen Erzählungskunst von
der Herrschaft des konsequenten Naturalismus doch geblieben, daß sie all das,
was wir zusammenfassend als Milieu bezeichnen, unendlich viel sorgfältiger