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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 11,2.1898

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Heft 14 (2- Aprilheft 1898)
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Vom Tage
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https://doi.org/10.11588/diglit.7956#0072

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Dichtung.

Vom

* Warum haben ivir Hoffm anns
von Fallersleben nicht zu seinem
hundertsten Gcburtstage gcdacht?
Einige Leser fragten uns. aber wir
thun die Gegcnfrage: mas geht denn
Hoffmann von Fallerslcben den Kunst-
iv a rt an? Er war ein braver Mann,
und um den ehrlichcn und begeistertcn
Vorkümpfer fürs Deutsche Neich zu feicrn,
mag jedes politische und manches
andere Blatt mit vollem Rechte breit
scine Spalten ösfnen. Aber auch ein
Dichter ivar Hofsmann? War cr's,
dann zuni mindesten der klcinste unter
all denen seiner Mitsänger, deren Na-
men ivir überhaupt noch kenncn. Wer
„Deutschland, Deutschland über Alles",
gctragen von dcr herrlichcn Melodie,
in rechter Stimmung über sich dahin-
ziehen hört, gewist, den packt es, aber
seine Worte sind, und das dichte-
rische Kunstwerk darin ist so
schwach, daß man beim nüchternen
Lcsen beinahe dic Kühnheit bewundcrt,
so gänzlich ungestaltete Phrase über-
haupt druckcn zu lassen. Und sehr viel
befser steht's nm Hofsmanns Poesic
doch selten. Wir können ihn achten als
Mcnschen und als Politiker, aber wir
haben gegen unsre Toten unter dcn
Dichtcrn wie gegen unser Volk undseine
Bildung die Pflicht, guten Obstmost
nicht immer weiter ohne Widcrspruch
als Edelwein verzapfen zu lassen.

* „Die Literatur im Gold-
lande'. Allen, nach deren Meinung
dic Literatur gar keine „Werte-Pro-
duktion" bedcutet, gar kein Bedürfnis
befricdigt und also eigentlich gar
keine Sache von allgemeinem, von
„öffcntlichem Jnterefse" ist, könnte eine
Zeitungsnotiz rccht viel zu denken
gebcn, die jetzt unter dcm vorgesctztcn
Stichworte durch einige Blätter licf.
Es handelt sich darin um die Gold-
gräber im Klondyke-Gebiete zur Win-
terszeit. „Die gesamte Bibliothek dcr
Goldgräberstadt bcstand aus neun
Büchern, von denen fünf dem schon
häufig erwähnten Clarence Berry und
seiner hübschen jungen Gattin gchör-
tcn. Mit Gold konnten diese Bücher
überhaupt nicht bezahlt wcrden: sie
gingcn von Hütte zu Hütte, und ihr
Jnhalt wurde bei dem trüben Licht
einer rauchendcn Talgkerze gierig ver-
schlungen. Die grösste Aufrcgung
herrschte stets da, wo ein sehr mangel-

Tage.

haftes Exemplar von Ouidas Buch'
»Unter zwei Flaggen« gelcsen wurdo.
Zwei bis drci Prisen Goldstaub zahlte
man sür eintägige Benutzung dieses
Schatzes, während einc Prise des wcrt-
vollcn Staubes für das Leihen der ein-
zigen vorhandcnen Nummcr der »Tit-
Bits« täglich gezahlt wurde. Diese
zufällig mitgenommene alte Zcitung.
erwies sich für den glücklichen Eigen-
tümer als ein wahres Klondyke im
Kleincn, das mehr als hundertfach scin
Gewicht in Gold einbrachte." Gewitz
handelt sich's hier nur um Bekämps-
ung der Langeweile, das heitzt aber
schon: um Befriedigung des Bedürf-
nisses nach Gehirnthütigkeit. Wir
kennen die Kraft dieses BcdürfnisseS
kaum recht, weil wir's sofort stillen,
wenn sich's meldet. Erfahrungcn wie
dicse erst zeigen uns gelegentlich, wie
stark es ist, und welche Bedcutung
es also im Haushalt: des Lebens
haben mutz, datz es zweckmätzig
und gesund befriedigt werde.

Thcater.

* Ein Plagiat besondcrer Art
hat neulich ein Herr „Lt" im Lübeckcr
„Gencral-Anzeiger" bcgangen. Es han-
delt sich um cine Besprechung der „Ver-
sunkenen Glocke", Original ist eine
solche im „Hannov. Kurier". Jn Han-
noverwurdenBartels,Wocrncr,Schnci-
dewin mit Namen zitiert, in Lübeck
verwandclten sich all diese Leute in
den Herrn ltl, dessen Feder ihre Worte
als eigcnen Weisheitssaft entflietzen
lietz. Abcr das Uncrreichte an Lustig-
keit bei diescm Plagiat bot die Be-
fprechung dcr einzelnen fchauspiele-
rischen Leistungcn, die unsre Leser ein
Stückchen weitjelbervergleichcn wollent
„Hannov. Kurier" „Lübeck. Gen.-Anz."

Fräulein Engel Fräul. Starke -

betonteals Magda
wohl den Haus-
frauencharakter zu
schr; Magda ist
aber auch eine
Frau, die von der
Genialität ihres
Mannes überzeugt
ist und ihn ver-
stcht. JnjedcrBc-
ziehnng gelungen
war die Darstel-
lung des Wald-
schrats durchHerrn

Magda befrie-
digte rccht sehr„
wenn sie auch den
Hausfrancn-
charakter etwaS zu
sehr bctonte, Mag-
da ist aber auch
eine Frau, welche
von der Genialität
ihres Mannes
überzeugt ist und
ihn versteht. Jn
jcdcr Beziehung
gelungen war die
 
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