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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 11,2.1898

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Heft 15 (1. Maiheft 1898)
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Platzhoff, Eduard: Eine musikalische Barbarei
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7956#0098

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spielcn rvird (scine Solostücke wenigstens) weiß man ja ohnedies nicht lange
vorher.

Was wäre nun das Jdeal und welches Minimum von Opfern für ein
harmonisch zusammengcstelltes Programm ließe sich fordern? Wir haben Kon-
zerte, in denen nur Wagner gespielt wird. Warum nicht häufiger Aehnliches
für die alte Musik versuchen und für unsere Jüngsten*? Als ob sich daraus
nicht ein auch den genannten, formalen Anforderungen entsprechendes Pro-
gramm herstellen ließel Welcher Kapellmeister hat dcn Mut, seine Winterpläne
einmal nach diesem Vorschlag einzurichten? — Da wird man nun sagen, die
Solisten wollten nicht, und es ist wahr, daß ihrer viele die Selbstver-
leugnung nicht haben, ihr Talent an einem Ort nur einmal von eincr Seite
zu zeigen.

Dann muß man sich eben begnügen — und das wäre mein Minimum
— wenigstens in jedem Teile des Konzerts etwas Einheitliches zu bieten.
Selbst ein großer Stimmungsabstand zwischen zwei Stücken ließe sich noch
tragen, wäre nur nicht bei jeder Nummer das unausstehliche Zurückgeworfen-
werden in die alte oder neue Gedankenrichtung durch die rohe Tendenz der
„Abwechslung*.

Das Publikum wolle es so? So darf nur reden, wer es hartnäckig an-
ders versucht hat. Und die „Philosophie des Publikums* — man kann's ja
nicht ost genug sagen — ist noch cin ungeschricbenes Werk. „Dreisaches Erz
um die Brust" mögen die gnädigen Göttcr dem Verwegenen schmieden, der es
unternimmt. „Jst Keiner, der sich hiuunterwagct?" Lduard jdlatzhoff.

Lose Wlätter.

Ausglcichung.

Wcuu du um eine Geistesthat
5o vou der Ulitwelt wirst geschmäht,

Daß sclbst der Frcuud, der Tlamcrad
Dir schauderud aus dem Wege geht:

Daun hoch das lsaupt uud hoch den Siunl
Dann lache der gelehrten lserrn!

Denn über alle hoch dahin

Geht leuchteud deiues Geistes 5teru.

Doch wenu sich's weudet, weun's nuu heißt:

Dlan that dem Dlaun zu viel der Schmach —

Daun eingezogen l es beweist:

Nun kommen dir auch audre nach.

Uud wcnn man endlich Ruh dir gönnt
llnd noch ein Stückchcn Ruhm dazu:

Dann, Altcr, hat's mit dir eiu End,

Daun ist die Wclt so klug wie du-

David Friedrich Strauß.

*) Man mag ja mehrere der gleichen Schule oder auch von zwei zu-
sammengehörigcn odcr verwandten Pcrioden nchmen.

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