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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 3
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Frans Boels
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Anmerkungen zu Hieronymus Janssens
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0076

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46

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 3.

historischen Samml. des A. H. Kaiserhauses",
Bd. I, Nr. 685 des Inventars der Niederländer).

Die Bildchen in Stockholm, alle aus dem
Jahre 1594 stammend, bilden eine Gruppe von
Spätwerken des Frans Boels, die jedenfalls
seinen Stil rein und reif vertreten. Von einem
Verdacht, als hätte Hans Bol nachbessernd
mitgewirkt, kann der späten Jahreszahl wegen
wohl nicht die Rede sein. Hans Bol war am
20. November 1593 verstorben (zu Amsterdam),
und an den vier Gouachen mit den Jahres-
Zeiten und der Datierung 1594 hat doch der
Künstler kaum solange gearbeitet, daß ihre An-
fänge noch in die Lebenszeit des Hans Bol zu-
rückreichen würden. Immerhin ist das möglich.

Die datierten Bildchen in Hermannstadt
aus dem Jahre 1588, vielleicht auch 1587,
unterscheiden sich stilistisch nicht auffallend
von den Gouachen aus dem Jahre 1594. Die
Unterschiede liegen vielmehr in der Wahl der
dargestellten Gegenden. Besonders das quer-
ovale Bildchen läßt mit Wahrscheinlichkeit
darauf schließen, daß Frans Boels die Alpen
gesehen hat. Nr. 2 sieht mehr komponiert
aus und könnte als Reminiszenz an Bilder
aus der Gruppe Patenier und Bles gedeutet
werden. Eine eigene Anschauung des Hoch-
gebirges scheint aus Nr. 1 zu sprechen. Die
Gouachen aus dem Jahre 1594 erinnern mich
unbestimmt an Rheingegenden, und ich dachte
bei den hellen Buchten in der Ferne dieser
Landschaften (bei 4, 5 und 6) stets an den
Bodensee.^Manche rücken heute diesen Fragen
nach der Örtlichkeit der Darstellung viel näher
an den Leib, als früher (man lese z. B. Felix
Rosens „Die Natur in der Kunst" und O. Gran-
bergs neue Arbeit über A. v. Everdingen),
deshalb möchte ich nicht gerne mit unbe-
wiesenen oder schwach gefesteten Behaup-
tungen auftreten. Die besonderen Kenner des
Rheins werden sich vielleicht der Sache an-
nehmen. Daß Frans Boels gewisse, allerdings
nicht näher umschreibbare Beziehungen zu
Deutschland gehabt, entnehmen wir der An-
gabe des Kataloges für die Praunsche Samm-
lung, die oben erwähnt wurde. Auch durch
den Stiefvater Hans Bol, der in seiner Jugend
in Heidelberg tätig war, ist Boels jedenfalls
auf Deutschland hingewiesen worden. Über
die Zuweisung des Frans Boels an eine be-
stimmte „Malerschule" will ich gleichfalls
keinerlei abschließendes Urteil hersetzen. Man
mag ihn den Amsterdamern zuschieben, besser
noch den Mechelner Malern. Ins Gefolge des
Hans Bol gehört er jedenfalls, wie etwaeinjakob
Savery, den Van Mander als Schüler des Hans
Bol erwähnt, oder in weiterem Sinne wie
Brentel aus Straßburg, dessen Kunstweise sich
augenscheinlich an die Bolsche Art anlehnt.

ANMERKUNGEN ZU HIERONY-
MUS JANSSENS.

Jeroom Janssens ist einer der wenig ge-
nannten flandrischen Maler, die Parallel-
erscheinungen zu den allbekannten holländi-
schen Gesellschaftsmalern wie J. A. Duck,
Pieter Codde, Anthoni Palamedes, W. Duyster,
H. Pot bilden. Immerhin ist auch Jeroom
Janssens so weit bekannt, daß er zum Unter-
schied von anderen Malern namens Janssens
nicht selten Janssens le danseur genannt wird.
Das hängt mit den Bildern zusammen, auf
denen er Tanzstunden oder Hausbälle dar-
gestellt hat und deren noch einige erhalten
sind. In den Büchern von Rooses, Van den
Branden, Wauters, Woltmann und Woermann
und bei Olaf Granberg in dem Werke: „Les
collections privees de la Suede“ sind einige
Werke dieses Hieronymus Janssens erwähnt
oder auch beschrieben.*) Da ich eine Ab-
bildung bieten kann, füge ich der längst-
bekannten Liste ein kleines Gemälde bei, das
sich jetzt in der Galerie des Herrn Gustav
Ritters von Hoschek zu Prag befindet.
Überdies gebe ich einige kleine Nachweise.

Die beigegebene Ab bildung zeigtFormen
und Linien und enthebt mich einer eingehen-
den Beschreibung der dargestellten Gesellschaft.
Als auffallende farbige Eindrücke sind zu ver-
merken das blaue Oberkleid der Dame und ihr
rötlicher Rock. Vorherrschend sind graue Töne.
Man beachte den breiten Spitzenkragen der
Dame, die ein Notenblatt vor sich hält und
mit der Rechten zu taktieren scheint. Die Deu-
tung der Gruppe läßt der Einbildungskraft
des Beschauers viele Freiheit. Wird die Musik-
übung des Pärchens durch den dritten eben ge-
stört, oder fängt man gerade an zu musi-
zieren? Das Windspiel rechts scheint durch den
Knaben dabei zur Ruhe ermahnt zu werden
durch Krauen und Streicheln. Man weiß ja, wie
gerne Hunde mitsingen, wenn es irgendwo
Musik gibt. Wie es scheint, wollte der Maler
durch das Anbringen des Hundes auf die allbe-
kannten hündischen Störungen musikalischer
Freuden anspielen. Die Signatur unten links
lautet: „h. Janssens fecit.“ Das Bildchen mißt
o-47 in der Höhe, 0-37 in der Breite.

Ein weiteres signiertes Werk des Hiero-
nymus Janssens, ein Gesellschaftsbild größeren
Formats, ist mir im vorigen Jahre beim
Wiener Kunsthändler F. Schwarz zu Gesicht
gekommen. Es war signiert: „h Janssens in
Antv A° 1646."

*) Wieder andere kamen bei mehreren Kölner
Versteigerungen vor: 1895 aus Galerie Lanfranconi
(hierzu Bredius im Repertorium für Kunstwissenschaft,
XVIII, S. 480, 484), 1898 in der Auktion Lempertz
Nr. X34, bei der Berliner Auktion Schönlanck. Das
bedeutendste signierte Bild befindet sich in Lille.
 
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