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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 1.1904-1905

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Heft 5
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Frimmel, Theodor von: Waldmüllerstudien
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https://doi.org/10.11588/diglit.20640#0107

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Nr. 5.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

77

In den Aquarellen seiner Frühzeit er-
kennt man ebenfalls den gewissenhaften,
hochbegabten, aber noch unfreien tüftelnden
Künstler. Das sittenbildartig aufgefaßte Porträt
eines jungen dunkelblonden Mädchens, neben
dem zwei Kinder mit einem Lamme spielen,
aus dem Jahre 1823, aus-
gestellt vor Jahren aus dem
Besitz des Erzherzogs Karl
Ludwig, gibt hierfür ein
gutes Beispiel. Den zu-
künftigen Genremaler ver-
rät auch ein liebevoll
durchgebildetes kleines Öl-
bild aus demselben Jahre,
das einen „Arbeiter mit
seinem Sohne beim Abend-
brot" darstellt (Wiener
Auktion Krzisch).

Als Bildnismaler hatte
Waldmüller schon damals
einen gewissen Ruf. Er
malte den Leipziger Buch-
händler Gottfried Härtel
und um dieselbe Zeit das
Porträt des großen Beet-
hoven (beide im Besitze
des Hauses Breitkopf und
Härtel in Leipzig). Das
Beethovenbildnis, unter
höchst ungünstigen Ver-
hältnissen gemalt, ist nicht
ausgereift. Es zählt zu den
schwachen Arbeiten des
Künstlers, so wertvoll es
uns auch in der Reihe
der Beethovenporträte sein
mag. *)

In die große Öffent-
lichkeit trat Waldmüller
erst 1824. Damals stellte er
einen „Tabakpfeifen-
händler im Kaffeehause“
in Wien aus, der, nach
einer Stimme in Hormayrs
Archiv von 1824, „dem
Besten seiner Art an die
Seite zu setzen" war. Das
oben abgebildete Stück mit
dem Knecht bei der Laterne
ist 1825 entstanden. In das-
selbe Jahr fällt (nach Hormayrs Archiv von 1828)
eine Reise Waldmüllers nach Italien, vermut-
lich die erste unter den vielen, die er über-
haupt unternommen hat. Sie führte den
Künstler bis Rom und zweifellos auch nach

*) Hierzu Frimmel „Neue Beethoveniana“, 2. Aus-
gabe, mit zwei Briefen Beethovens an Goethe. Ferner
das Beethovenheft aus dem Porträtwerk der Berliner
Photographischen Gesellschaft.

Venedig, .wie ein datiertes Bildchen von 1826
aus der Lagunenstadt beweist (Obstverkäufer,
Auktion Terzer, Wien). In Rom scheint Wald-
müller schon damals die Farnesinafresken
kopiert zu haben. Die unendlich sorgsam
durchgeführten Kopien, die sich bei Eugen

Felix in Wien erhalten haben, verraten wenig-
stens den frühen Stil unseres Künstlers. 1826
war Waldmüller in Dresden, wo er, es
ist schon angedeutet worden, nach Ruis-
dael und Correggio kopierte. Im folgenden
Jahre beschäftigten ihn in Wien einige Bild-
nisse (z. B. die signierten und datierten Brust-
bilder bei Herrn Hofrat Klemens v. Pflügei in
Wien), Porträte für den Hof und Apotheker-

Waldmüller: Praterlandschaft (Sammlung Figdor in Wien).
 
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